Neubau der Herforder Geschwister-Scholl-Realschule: Noch keine Lösung für Standortfrage

Herford. Das neue Wohngebiet in Elverdissen ist beschlossen, die Abbrucharbeiten in der früheren Hauptschule haben begonnen. Die Ortsunion Elverdissen schlägt die Fläche nun für eine weitere Nutzung vor, nämlich als neuen Standort für die Geschwister-Scholl-Realschule. Gleichzeitig signalisieren die Grünen ihr Einverständnis mit dem Neubau an der Gaußstraße. Die Idee der CDU-Ortsunion Angesichts der schwierigen Suche nach passenden Grundstücken für einen Neubau der Realschule halten die CDU-Politiker in Elverdissen das städtische Areal am Biemser Weg für bestens geeignet, wie sie in einer Pressemitteilung schreiben. Großes Plus seien der schon geplante und beschlossene Neubau der Sporthalle, die Nähe zu den Sportanlagen und zum Freibad. Die Geschwister-Scholl-Realschule biete sich zudem nach dem Neubau in Elverdissen als Quartierstreff an. Bei den Planungen mit vielen neuen Wohnungen könnte das mit berücksichtigt werden, heißt es in der vom stellvertretenden Vorsitzenden der Ortsunion, Rouven Steffen, unterzeichneten Mitteilung. &bdquo;Wir sehen eine Win-Win-Situation für die Stadt Herford.“ Die Eigentumsverhältnisse des Grundstücks seien geklärt, Akzeptanz bei den Anwohnern ist vorhanden. Auch die Attraktivität des neuen Quartiers werde steigen, so die einhellige Meinung des Vorstands der Ortsunion. Über Nachteile seien sie sich im Klaren, darunter beispielsweise ein Schülertransport nach Elverdissen und der schon bestehende Quartiersplan. Doch: &bdquo;Diese Themen lassen sich sicherlich lösen.“ Der Sachstand Die Verwaltung hat, wie berichtet, im Auftrag des Stadtrats einen Vertrag mit privaten Investoren – den Familien Gärtner und Fahrenkamp, die Eigentümer der Porta-Holding sind – ausgehandelt: Die Unternehmer wollen die Geschwister-Scholl-Schule auf ihrem eigenen Gelände an der Gaußstraße bauen. Die Stadt würde das Gebäude dann für 30 Jahre mieten. Mehr zum Thema: Zweifel an Mietlösung für Geschwister-Scholl-Realschule Der Stadtrat hatte zuvor die Verwaltung beauftragt, einen Alternativstandort für die Geschwister-Scholl-Schule, die an der Wiesestraße liegt, im Quartier zu finden. Die Stadt selbst hatte aber kein eigenes oder erwerbbares Grundstück finden können, auf das sie hätte zurückgreifen können. Die Nachverhandlung An dem Mietvertrag, den sie für den Neubau an der Gaußstraße ausgearbeitet hat, hatte es dann im Juni Kritik gegeben, insbesondere von den Bündnisgrünen und den Linken. Wesentliche Bedenken der Grünen sind jetzt jedoch ausgeräumt, wie die Fraktion in einer Pressemitteilung erklärt. Zu Verbesserungen im Vertrag haben Nachverhandlungen der Stadt mit den Investoren geführt. Details wird Kämmerer Jochen Strieckmann in der nächsten Ratssitzung am Freitag, 20. September, ab 17 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses darlegen, allerdings in nicht öffentlicher Sitzung. Ob es dort dann eine Mehrheit für den Neubau an der Gaußstraße und eine Anmietung durch die Stadt gibt, ist dennoch fraglich. Die Mehrheitsverhältnisse Die SPD-Fraktion hat 14 Sitze im 44-köpfigen Stadtrat und ist für den Neubau, sodass mit den sieben Grünen-Stimmen 21 Ratsmitglieder den Standort Gaußstraße befürworten würden – mit der Stimme des Bürgermeisters dann 22 Personen von 45 Stimmberechtigten. Günther Klempnauer (FDP) verspricht der Geschwister-Scholl-Schule ebenfalls seine Zustimmung: &bdquo;Ich habe den Eltern mein Wort gegeben.“ Sein Fraktionskollege Eckart Klemens ist noch unschlüssig. Bei der Abwägung, welche Entscheidung der Stadtrat fällen wird, spielt allerdings auch eine Rolle, dass regelmäßig in Ratssitzungen Ratsleute fehlen und die Mehrheiten daher vom Zufall abhängen könnten. &bdquo;Das wird eine knappe Kiste“, sagt daher auch Irene Broßeit (Grüne). Denn die CDU-Fraktion ist mit 14 Sitzen mehrheitlich dagegen. Die Linke wird mit zwei stimmberechtigten Mitgliedern ebenfalls dagegen stimmen. Der fraktionslose Heinz-Günther Scheffer ist tendenziell der Meinung, dass Schulen kommunales Eigentum sein sollten, möchte aber die Veränderungen im Vertrag erst noch lesen. Der fraktionslose Michael Wollgramm hat sich ebenfalls noch nicht entschieden. Andreas Jotzo (HBB), Einzelkämpfer im Stadtrat, plädiert dafür, weitere Standorte zu prüfen, will aber erst noch ein Stimmungsbild bei den HBB-Mitgliedern einholen. Vertreter der Bürger für Herford (BfH) waren am Montag, 9. September, nicht erreichbar. Elverdissen als Standort? Der Vorschlag der CDU-Ortsunion Elverdissen steht übrigens nicht zur Beratung auf der Tagesordnung. Er würde mit großer Wahrscheinlichkeit auch für neue Unruhe im Quartier sorgen: Die Elverdisser hatten sich schon bei der geplanten Wohnbebauung um den an- und abfahrenden Mehrverkehr gesorgt. Würde am Biemser Weg eine Realschule errichtet, müssten sie mit noch mehr Verkehr rechnen: Die Geschwister-Scholl-Schule ist dreizügig über sechs Jahrgänge. Das bedeutet, dass ein Großteil der rund 540 Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Stadtgebiet täglich nach Elverdissen gefahren werden müsste. Das würde neben zusätzlichem CO2-Ausstoß auch Mehrkosten bei der Stadt für den Schülerbusverkehr bedeuten. Für die Grünen, die im Juni im Stadtrat heftige Kritik am ausgehandelten Mietvertrag mit den Investoren geübt hatten, ist das keine Option, so Broßeilt. Hinzu kommt, dass Elverdissen im Einzugsbereich Bielefelds liegt, sodass womöglich auch Kinder aus der Nachbarstadt die Geschwister-Scholl-Schule besuchen wollen würden. Damit müsste sie wohl größer gebaut werden als bisher geplant. Zudem würde die Entwässerung des früheren Hauptschulgeländes zum Thema: Durch einen Schulneubau würde mehr Fläche versiegelt als durch Wohnhäuser. Und ein Landwirt, der seinen Hof an der Straße Im Großen Siek hat, hatte schon in den Bürgergesprächen darauf hingewiesen, dass er bei Starkregen durch den Bach, der das Gelände im Westen durchfließt, überflutet wird.

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