Häusliche Gewalt: Herforder soll Ehefrau und Kinder misshandelt haben

Herford/Bielefeld. Er wirkt angespannt, als er sich im Gerichtssaal neben seinen Verteidiger Sven Peters sowie einen Dolmetscher setzt. Dies überrascht nicht, drohen dem 30 Jahre alten Mann aus Herford doch – sollte das Gericht denn zu einem Schuldspruch kommen – mehrere Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im vergangenen Herbst mehrfach seine Familie geschlagen, seine Frau bedroht und vergewaltigt zu haben. Die Bielefelder Staatsanwaltschaft geht bisher von folgendem Geschehen aus: Am 26. Oktober des vergangenen Jahres reiste der nun angeklagte Ibrahim Z. (Namen aller Betroffenen geändert) gemeinsam mit seiner Ehefrau sowie den drei Kindern aus der türkischen Heimat der Familie in die Bundesrepublik ein. Lesen Sie auch: Mehr häusliche Gewalt in 2022 in NRW Hier lebte die Familie Z. zunächst in der Wohnung von Angehörigen in Frankfurt am Main. Bereits dort kam es mehrfach zu aggressiven Ausbrüchen des Angeklagten. Diese standen zumeist mit dem Wunsch seiner Frau in Verbindung, arbeiten zu gehen und ihr Kopftuch nicht mehr zu tragen. Mehrfach drohte ihr Ibrahim Z. bei derartigen Streitgesprächen mit dem Tod. Unter anderem soll er geäußert haben, dass er, da Gewalt in Deutschland nicht toleriert werde, seine Frau in die Türkei bringen und dort zu Ende führen werde, was er angefangen habe. Bei diesen Gesprächen schlug, trat und schubste er seine Ehefrau. Frau weigerte sich, mit Tatverdächtigem Deutschland zu verlassen Am 3. November zog die Familie in eine zentrale Unterbringungseinrichtung in Gießen. Doch auch dort fand die Familie laut Anklage keinen Frieden. Bei zwei Gelegenheiten soll Ibrahim Z. seine Frau und die Kinder eingesperrt haben, wenn er einkaufen war. Bei anderer Gelegenheit forderte er im Badezimmer Sex von seiner Frau. Als diese das Ansinnen des Manns zurückwies, vergewaltigte er sie an Ort und Stelle. Weitere körperliche Übergriffe, auch auf die Kinder des Angeklagten, soll es auch in der Unterbringungseinrichtung in Bonn, in der die Familie im Anschluss etwa vier Wochen lang lebte, gegeben haben. Ab dem 11. Dezember 2023 lebte die Familie schließlich in einer Einrichtung in Herford. Hier äußerte Ibrahim Z. seiner Familie gegenüber, dass er zurück in die Türkei wolle. Seine Frau sagte ihm, dass er gehen könne, sie wolle mit den Kindern jedoch in Deutschland bleiben. Daraufhin forderte er seinen 13 Jahre alten Sohn auf, dieser solle seine Mutter dazu bringen, ebenfalls mit zurück in die Türkei zu kommen. Andernfalls werde er sie umbringen. Im Anschluss würgte er seine Frau. Lesen Sie auch: Häusliche Gewalt - nicht einmal ein Drittel der Fälle hat juristische Folgen Am 8. Januar dieses Jahres drohte die Situation schließlich vollends zu eskalieren: In den Nachmittagsstunden wollte sich Ibrahim Z. auf den Rückweg in die Türkei machen, seine Tasche hatte er bereits gepackt. Doch noch immer weigerte sich seine Ehefrau, gemeinsam mit ihm die Rückreise anzutreten. Nun griff sich der 30-Jährige ein Messer, mit dem er Stichbewegungen in Richtung seiner Frau machte. Diese rief um Hilfe. Ibrahim Z. schnappte sich seine zwölfjährige Tochter, drohte, er werde seine Frau umbringen und verließ mit dem Kind das Zimmer. Als Mitarbeiter der Einrichtung hinzukamen, entsorgte Z. schnell das Messer, das er immer noch in einer Hand hielt. Prozess wird fortgesetzt Zum Prozessauftakt vor der III. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts stellte der Vorsitzende Richter Carsten Nabel dem Angeklagten, dem auch ausländerrechtliche Konsequenzen drohen, für den Fall eines umfassenden Geständnisses eine Haftstrafe von etwa vier Jahren in Aussicht. Dessen Verteidiger Sven Peters erklärte, dass sein Mandant zunächst von seinem Schweigerecht Gebrauch machen werde. Der Prozess wird am 21. August fortgesetzt.

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