Cool statt cringe: Wie Herforder Modefirmen neue Zielgruppen erreichen wollen

Düsseldorf/Herford. Mode soll Spaß machen, ein Lebensgefühl verkörpern. Doch Kriege, Krisen und die Inflation dämpfen die Konsum-Lust der Bevölkerung. Zu beobachten ist das seit Jahren in den Innenstädten - die Frequenz des stationären Handels sinkt. Von einer Krise der Modebranche spricht auf den Düsseldorf Fashion Days (DFD) niemand. Im Gegenteil: In der Landeshauptstadt ist Aufbruchstimmung spürbar. Veränderungen sind bei den Herforder Modeherstellern Bugatti, Brax und R. Brand Group (ehemals Ahlers) sichtbar. Im Fokus steht bei allen: Neue Zielgruppen zu gewinnen, ohne die bewährte Käufergruppe zu verdrängen. Bugatti will das mit hellen, leichten Tönen schaffen, die Looks sind reduzierter und versprühen italienisches Lebensgefühl. Brax gibt der Marke mit einem neuen Logo neuen Schub: &bdquo;Das ist für uns ein großer Schritt und eine Millioneninvestition“, sagt Unternehmenssprecher und Mitglied der Geschäftsführung, Marc Freyberg. Das Unternehmen geht zudem in die Oberteil-Offensive und präsentiert den Handelspartnern die dafür neu konzipierten Präsentationsflächen. Freyberg: &bdquo;Wir wollen bis Frühjahr/Sommer 150 davon in die Fläche bringen.“ Das Vertrauen der Handelskunden sei da. Lesen Sie auch: Brax will bis 2026 seinen Umsatz auf 350 Millionen Euro steigern &bdquo;Jubel und Klagen gibt es immer“ Dieses Vertrauen muss sich die R. Brand Group erst wieder erarbeiten, sagt Geschäftsführer Raphael Heinold. Er bezieht sich dabei auf die Beständigkeit der Lieferung, die bei Ahlers &bdquo;eine der schlechtesten der Branche gewesen war“, so Heinold. Der Modekonzern Ahlers hatte im April 2023 Insolvenz angemeldet. Die Röther-Gruppe hat große Teile, darunter die Marken Pierre Cardin, Pioneer und Baldessarini, übernommen und möchte sie unter R. Brand Group in die Zukunft führen. “Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Lieferung im Griff.“ Jubel und Klagen gebe es immer in der Modebranche, sagt Freyberg. Die Geschäfte im Juni seien branchenübergreifend schlecht gelaufen. &bdquo;Der Sommer fehlte. Das hat die Branche geprägt.“ Hinzu komme die Mentalität der deutschen Gesellschaft, die oftmals pessimistisch sei. Vor allem, wenn sich schlechte Nachrichten häufen. &bdquo;Wir fallen von Krise zu Krise“, sagt Heinold, der von einer Kaufzurückhaltung der Konsumenten spricht. Die Menschen sparen oder geben ihr Geld anderweitig aus. Aber auch die Industrie habe den Kunden verzogen. Stichwort Preisverfall. &bdquo;Es gibt doch immer Sale“, kritisiert Heinold. Tod überschattet Fashion Days &bdquo;Die größte Herausforderung ist unser Mindset“, sagt Florian Wortmann. Die Denkweise müsse sich ändern. Der Chief Brand Officer bei Bugatti versprüht Optimismus: &bdquo;Wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir haben. Einen tollen Job in einer kreativen Branche. Herausforderungen gibt es immer, es gibt aber auch viele Chancen.“ Überschattet werden die Fashion Days vom unerwarteten Tod des Gründers und Gesellschafters der Röther-Gruppe, Michael Röther. Er managte nicht nur die Ahlers-Übernahme. Anfang Juli hat die Röther-Gruppe auch die fränkische Modehauskette Adler übernommen. Michael Röther ist am 25. Juli verstorben. Er wurde nur 61 Jahre alt, teilt die Firmengruppe mit. Fabian Messner, Geschäftsführer der Röther-Beteiligungs GmbH: &bdquo;Wir sind im Unternehmen alle noch schockiert und tief betroffen von der schrecklichen Nachricht, die uns so unerwartet erreicht hat. Wir werden dennoch jetzt alle Kraft darauf verwenden, das Unternehmen stabil und im Sinne von Michael weiterzuführen. Dafür sehen wir uns gut aufgestellt.“

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