Igel als Fußball missbraucht: Vorfall aus Bielefeld ist leider kein Einzelfall

Herford. Es gibt Themen, über die ich in meinem Journalistinnenleben berichtet habe, die mich auch lange Zeit später nicht los lassen. Dazu gehört die Geschichte, die mir Verena Falk und Angela Krieger erzählt haben. Die beiden Frauen engagieren sich bei der Igelhilfe Herford und berichten über einen schauerlichen Vorfall vor einer Grundschule. Kinder haben dort mit einem jungen Igel Fußball gespielt. Allein diese Zeile lässt mich fassungslos zurück. Doch als ich hörte, dass Erwachsene daneben standen und nicht eingriffen, war ich wirklich sprachlos. Und auch die Schulleitung habe auf den drauf folgenden Anruf von Verena Falk und ihrer Bitte, den Vorfall im Unterricht zu thematisieren, äußerst verhalten reagiert. &bdquo;Wir waren geschockt“, sagen meine Gesprächspartnerinnen und drücken damit auch meine Gefühle aus. Der Umgangston ist vierlorts rau, Narzissmus wächst, hinzukommt eine gesunkene Hemmschwelle und mangelnder Respekt: Schnell ist von einer Verrohung der Jugend die Rede. Der Vorfall, der mit einem Igel fußballspielenden Kinder, ist leider kein Einzelfall. In der Herforder Fußgängerzone lässt sich fast täglich beobachten, wie schon ganz junge Mädchen und Jungen kreischend hinter Tauben herrennen und die Eltern dabei ein Grinsen auf den Lippen haben, statt einen mahnenden Satz, dass Menschen mit Tieren so nicht umgehen. Waschbären mit Zigarettenkippen gefüttert Der Tierpark Olderdissen in Herfords Nachbarstadt Bielefeld, der ohne Zaun und ohne Eintritt einzigartig ist, wird jetzt eingezäunt. Ein Grund dafür ist, dass nächtliche Tierparkbesucher die Regeln gesprengt haben, Hinweise und Abgrenzungen würden konsequent missachtet, so berichtet es der Tierparkleiter. Es gab Übergriffe auf Gehege, Waschbären etwa seien mit Kaugummis, sauren Gurken oder Zigarettenkippen gefüttert worden. Unbegreiflich! Mangelnder Respekt Einzelner zeigt sich nicht nur gegenüber Tieren und scheint auch keine Altersgrenze zu kennen. Rettungssanitäter, Polizei und Feuerwehr berichten von ungeheuerlichen Szenen an Unfallstellen. Wüste Beschimpfungen seien an der Tagesordnung. Lesen Sie auch: Igel wachen zu früh aus dem Winterschlaf auf Die Zündschnur einiger Menschen scheint rapide gesunken zu sein und das gegenüber Menschen, die eine Arbeit ausführen, ohne die das gesellschaftliche Zusammenleben nicht funktionieren würde. Und das tun vor allem Feuerwehrleute oftmals auch noch ehrenamtlich. Aber auch Mitarbeiter von Bus und Bahn sind einem harschen Umgangston ausgeliefert. Am Herforder Busbahnhof hängt ein Plakat, dass sich Busfahrer ein Lächeln wünschen, statt Beleidigungen und Pöbeleien. Eine Bitte, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Dank gilt der Retterin von Joy Ärger und Unverständnis steigt bei all diesen Beispielen in mir auf. Wut gesellt sich im jüngsten Fall des Igels hinzu. Wut über die Kinder, die gegenüber eines hilflosen Lebewesens so brutal sein können. Wut über die Erwachsenen, die scheinbar ohne mit der Wimper zu zucken, danebenstehen und die Ungeheuerlichkeit auch noch dulden. Wut über die Schulleitung, die das Thema offenbar im Unterricht nicht extra thematisieren möchte. Nur durch das Eingreifen einer Anwohnerin, die die Szene vom Fenster aus beobachtet hat, konnte der Igel gerettet werden. Die Anwohnerin hat das getan, was jeder denkende Mensch in solch einer Situation hätte tun sollen: sofort eingreifen. Sie fackelte nicht lang, als sie feststellte, dass die Kinder nicht gegen einen Ball, sondern gegen ein Lebewesen treten. Ich danke der Retterin der kleinen Joy, die dadurch vielleicht die Chance hat, zu überleben.

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