Mit Fotostrecke: „Ohne Auto mobil“ lockt 40.000 Menschen auf die B61 zwischen Herford und Bielefeld

Herford. Auf Autodächern liegt noch Schnee von der Nacht, und es pfeift ein kalter Wind über die B 61. Es ist April-Wetter reinsten Wassers, als am Sonntagmorgen die Aktion &bdquo;Ohne Auto mobil“ startet und die ersten Radfahrer, Fußgänger, Inliner, Kettcarfahrer und andere nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer auf die Piste gehen. Sie wollen die breite und glatte Fahrbahn der Bielefelder Straße auf Herforder Seite - und der Herforder Straße auf Bielefelder Seite - genießen, ohne Angst vor Autos haben zu müssen. Auf 35.000 bis 40.000 Menschen schätzt gegen 15 Uhr der Herforder Organisator Tobis Tempel von der Städtischen Verkehrsgesellschaft die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das ist ein toller Erfolg, zumal die Aktion vor zwei Jahren unter Dauerregen arg gelitten hat und sich bei weitem nicht so viele Menschen darauf eingelassen hatten. Bis kurz nach 18 Uhr bleibt die Strecke zwischen Herford und Heepen am Sonntag autofrei. Mehr Lust auf Radfahren im Frühjahr &bdquo;Wir haben ja den Termin vom Herbst in das Frühjahr verlegt, um den Schwung des Saisonstarts mitzunehmen und zu verstärken“, sagt Tempel. &bdquo;Das hat sich gelohnt, wir haben eine große Lust zum Radfahren erlebt. Es waren Familien, Gruppen, Paare und einzelne Leute jeden Alters unterwegs. Es war so viel los, da war es stellenweise schon schwierig, schnell zu fahren.“ Auf Herforder Seite wollten SVH-Geschäftsführerin Joanna Schlaberg und der Radverkehrsbeauftragte Simon Häderli morgens um 10 Uhr ein Band durchschneiden, um die ersten 40 Radler auf die Strecke zu schicken. Die Brass-Band Barazzo Brazzone spielte Musik, die den Radlern den richtigen Schwung mitgeben konnte. Doch dieser Schwung in den Knochen erlahmte, als die Radler nach einer halben Stunde immer noch am Start verharren mussten. Verzögerung: Autofahrer hatte Sperrung missachtet In Bielefeld Brake hatte sich dem Vernehmen nach mindestens ein Autofahrer über eine Sperrung hinweg gesetzt, die Polizei konnte die Strecke daher nicht offiziell freigeben. So starteten die Radler letztlich auf eigene Faust. &bdquo;Das ist schon ärgerlich, das habe ich noch nie erlebt“, sagte Rainer Kalinowski, der mit einer Radlertruppe von Böckmanns Laden an den Start gegangen war. Passiert ist offenbar nichts, auch wenn manche Radler selbst dort, wo es sich knubbelte und Kinder und ältere Leute unterwegs waren, ihr hohes Tempo nicht zurück nahmen. Bürgermeister kann noch nicht wieder radeln Der offiziellen Eröffnung durch den Herforder Bürgermeister Tim Kähler und den Bielefelder Kollegen Pit Clausen gegen 11 Uhr bei einem kostenlosen Frühstücks-Imbiss stand aber dennoch nichts im Weg. Kähler hatte zunächst berichtet, wie es ihm nach dem Skiunfall mit gebrochenen Rippen inzwischen geht. Anders als sonst konnte er nicht selbst per Rad anreisen. Kähler dankte allen Beteiligten, so auch den vielen ehrenamtlichen Streckenposten. Er nahm &bdquo;Ohne Auto mobil“ als Beispiel dafür, dass die Leute Spaß am Radfahren haben und wie sich Mobilität neu denken lasse: &bdquo;Ich hoffe auf eine gute Lösung für einen Radschnellweg zwischen Bielefeld und Herford.“ Bielefelder Bürgermeister plädiert für mehr Raum für Radler Pit Clausen nannte die hohe Beteiligung ein starkes Statement: &bdquo;Wir wollen und brauchen die Verkehrswende.“ Als er sagte, dass die Stammtische bei einer Stärkung von Rad- und öffentlichem Nahverkehr schnell auf dem Baum seien, lag die Vermutung nahe, er spräche vom Verkehrsversuch zugunsten der Radler auf der Mindener Straße in Herford. Tatsächlich sprach er von Bielefelder Auseinandersetzungen. Clausen: &bdquo;Wir müssen dem Fahrrad seinen Raum geben und nicht so dramatisch diskutieren.“ Auf den Weg nach Herford machte sich die junge Familie Maiwald - Mary, Philipp, Luke (5) und Max (2) - aus Brake. Die Jungs saßen morgens im Anhänger, nachmittags auf dem Laufrad. Schön, ohne Angst vor Autos zu radeln &bdquo;Den Kinder macht es viel Spaß“, sagt Mary Maiwald. Und: &bdquo;Es ist schön, mal auf den Straßen zu fahren ohne Angst vor Autos.“ Der Radweg an der B 61 entlang ist zwar vergleichsweise breit. &bdquo;Er ist aber stellenweise sehr holperig und es ist auch kein schönes Gefühl, wenn die Autos mit hohem Tempo an einem vorbei fahren.“ Das war an diesem Tag also anders. In Richtung Bielefeld machten sich Nachbarn von der Karl-Prüssner-Straße und Freunde aus Oetinghausen auf. Das Tempo gab hier die sechsjährige Frieda auf ihrem Kinderrad vor, die aber den Ehrgeiz hatte, bis Heepen und zurück zu fahren. Vor zwei Jahren saß sie noch im Kinderwagen, und die Mutter schob sie mit Inlinern unter den Füßen. Musik und Unterhaltung am Wegesrand An der Strecke erwartete die Teilnehmer ein buntes Programm von Kleinkunst, darunter den Comedy-Polizisten, über Geschicklichkeitsspiele, Musik am Wegesrand, etwa von Samba Primeiro, Infostände wie dem zum Busverkehr und eine Codieraktion als Diebstahlschutz für Räder des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club). An vielen Etappen gab es Essen und Getränke. Wer den Überblick gewinnen wollte, konnte sich vom Autokran im Fesselballon in die Stedefreunder Lüfte heben lassen.

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