Finnen sind die „glücklichsten Menschen“: Was die Menschen im Kreis Herford von ihnen lernen können

Kreis Herford. Die Winter in Finnland sind kalt und dunkel, die Finnen sind wortkarg – und wenn sie sprechen, macht ihre Sprache mit 15 Fällen das Leben auch nicht gerade einfach. Und doch sind sie laut &bdquo;World Happiness Report“ zum achten Mal in Folge Spitzenreiter in Sachen Glück. Woran liegt das? Experten müssten sich bei der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft finden lassen, so die Überzeugung der NW. Ein Erklärungsversuch von der Bünder Finnin Sanna Grund und dem Vorsitzenden der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft, Jürgen Schimmel. Gelassenheit &bdquo;Wir Finnen sind viel gelassener als die Deutschen“, ist das erste, was Sanna Grund zu der Frage einfällt. Und natürlich bringt sie als Finnin das Beispiel Sauna: &bdquo;Die Deutschen gehen mit der Uhr in die Saune, wollen das Maximale aus der Erholung rausholen“, sagt sie und muss dabei lachen. Die Finnen würden nicht einmal in Erwägung ziehen, eine Uhr mitzunehmen. In Finnland gibt es mehr als drei Millionen Saunen für gerade mal 5,5 Millionen Einwohner. &bdquo;Die Finnen habe eine Lässigkeit“, bestätigt auch Schimmel, der seit 40 Jahren schon Mitglied in der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft ist und seit vielen Jahren Vorsitzender. Schon als Jugendlicher besuchte er das Land regelmäßig. Ein weiteres Beispiel für die Gelassenheit der Finnen sei auch der Einkauf: &bdquo;Lidl hat versucht, Kassen wie in Deutschland einzuführen. Das hat aber gar nicht funktioniert“, so Sanna Grund. Die Finnen wollen sich nicht von der Hektik beim Einpacken stressen lassen. Überhaupt rege man sich nicht über Dinge auf, die man sowieso nicht ändern kann. Und debattiere nicht mit Halbwissen. Natur und Sport Auch die größten Städte seien sehr grün, &bdquo;zum Beispiel Helsinki.“ Wer mit dem Auto anreist und auf eine Stadt zufährt, bemerke das erst nach der Ausfahrt, bestätigt Schimmel: &bdquo;Die Städte sind von Bäumen verdeckt.“ Jeder könne von seinem Wohnort aus einen Park oder auch eine Sportanlage erreichen. &bdquo;Wenn meine Jungs in Bünde Fußball spielen wollen, ist das schwierig. In Finnland gibt es viele öffentliche Sportplätze, viele Angebote, man kann aus einer großen Auswahl entscheiden“, sagt Sanna Grund. Und die Sportanlagen wissen sie gut zu nutzen: Im Winter wird der Tennisplatz zur öffentlichen Eisbahn, am Ende einer Sprungschanze ist auch schonmal ein Badesee zu finden. Zeit findet in Finnland dafür jeder: &bdquo;Die Familie steht an erster Stelle. Es wird gearbeitet, um zu leben“, erklärt Grund. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Helsingin kaupunki (@helsinki) Allein, aber nicht einsam &bdquo;Wenn zwei Deutsche zusammen treffen, müssen sie sofort quatschen. In Finnland schweigen wir erst einmal“, sagt Sanna Grund: &bdquo;Wir können gut alleine sein.“ Am besten in der Natur: Auch im Winter gehen die Finnen vor die Tür und laufen zum Beispiel Schlittschuh. &bdquo;Die Winter sind zwar kälter, aber man spürt das nicht so, weil es eine trockene Kälte ist“, weiß Schimmel. Angebote für Aktivitäten gibt es genug. &bdquo;Fast jeder hat ein kleines Sommerhäuschen“. Dabei schwelgen die Finnen nicht im Luxus, das sei eher verpönt. Möglichst nah bei der Natur sein, dass sei wichtig, also Baden im See, die Kinder gehen angeln, abends wird gegrillt, was gefangen wurde. Dazu gibt es, was die Natur hergibt, Blaubeeren zum Beispiel. &bdquo;Die Finnen sind sehr bodenständig“, bestätigt auch Jürgen Schimmel. Miteinander &bdquo;In Finnland duzt sich jeder – außer den Präsidenten“, sagt der 68-Jährige. Flache Hierarchien sind den Menschen dort wichtig, im Alltag und auch in den Unternehmen. Leistungsdruck, der in Deutschland schon in der Schule früh beginnt – für Eltern und Kinder – gebe es dort in der Form nicht. &bdquo;Die Basics funktionieren. Es gibt keine Betreuungslücken wie in Deutschland. Die Grundschule, in der die Kinder gemeinsam lernen, dauert zudem neun Jahre“, sagt Sanna Grund. Sorgen müssen sich die Eltern um eine gute Betreuung nicht machen, erklärt die 49-Jährige. Das entlaste und entspanne viele Familien im Alltag. Und: Das gesamte Schulmaterial wird vom Staat gestellt. Los hetzen für die richtige Mappenfarbe oder für ein passendes Heft muss dort niemand. Kultur Wer einen Finnlandbesuch plant, der sollte unbedingt in eine Bibliothek gehen, raten die beiden unisono. &bdquo;Modern, groß, kostenlos“, beschreibt Sanna Grund das Angebot. Bekanntes Beispiel sei die Oodi-Bibliothek in Helsinki, die als &bdquo;Wohnzimmer der Stadt“ gehandelt wird. Sie ist ein Hingucker wie das Marta in Herford. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Helsingin kaupunki (@helsinki)

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