Neue Ausstellung im Marta Herford: Kritischer Künstler-Blick auf den amerikanischen Traum

Herford. Nach Cinthia Marcelle 2023 zeigt das Marta mit &bdquo;The Land: Not Without A Politic“ erneut eine Einzelausstellung. Die ist dem US-amerikanischen Künstler Rodney McMillian gewidmet. Vor allem in der Anfangszeit des Marta hatte es des Öfteren Einzelausstellungen gegeben, zuletzt stand das Museum vor allem für thematische Gruppenausstellungen. &bdquo;Vorausgesetzt, die Ausstellenden verfügen über ein entsprechendes uvre und Standing, ist das Interesse des Publikums an Einzelpositionen oft größer, als an Gruppenausstellungen“, sagt Marta-Direktorin Kathleen Rahn, die die Ausstellung auch kuratierte. Mit dem 1969 in South Carolina geborenen, heute an der &bdquo;University of California“ lehrenden McMillian präsentiert das Marta einen Künstler, der beides mitbringt. McMillian hat die Werke in seiner ersten musealen Überblicksschau in Europa im Dialog mit der geschwungenen Gehry-Architektur selbst angeordnet. Entstanden ist eine visuell überzeugende, schmerzhaft sehenswerte Ausstellung, die viele Besuchende verdient hätte. Materialien, die schon für sich eine Geschichte erzählen Zu sehen sind Malereien, Skulpturen und Videos von 2001 bis heute. In seinen Werken zeichnet er ein Bild einer (US-amerikanischen) Landschaft, die nie frei von politischen und ökonomischen Zusammenhängen ist. Oft nutzt er gefundene oder zumindest gebrauchte Materialien, die schon für sich Geschichten erzählen. Ein Landschaftsbild im Eingangsbereich ist etwa auf eine Baumwolldecke gemalt und genäht. Schon das Material verweist auf die Sklaverei auf den Baumwollfeldern der Südstaaten. Die ist zwar überwunden, aber Rassismus und Kategorisierungen nach Klasse, ökonomischem Status, Hautfarbe, Geschlecht oder Tradition wirken auf vielfältige Weise fort. Schicht um Schicht ordnet er Bilder dafür auf dem Untergrund an. Selbst das riesige Bild eines Hauses, in dem er 2009 lebte, ist zugleich Anspielung auf die Versprechungen des &bdquo;amerikanischen Traums“ und Abbild einer gesellschaftlichen Realität, die weit von &bdquo;The Great Society“ ohne Armut und Rassismus entfernt ist, die US- Präsident Lyndon B. Johnson 1964 in einer Rede versprach. In einem Video spricht McMillian als Performer die Rede nach. Welches Medium er wähle, hänge davon ab, womit er sein Thema am besten erzählen könne, sagt McMillian. Verschiedene Interpretationsmöglichkeiten bleiben offen Dabei bringe jedes Medium seine eigene Geschichte mit. Die Vorbilder der klassizistischen Säulen vieler Regierungsbauten in den USA lassen sich bereits im alten Griechenland finden. Dass die gemalten Säulen des &bdquo;Supreme Court“-Gerichtshofs angesichts der an Armensärge erinnernden Installation &bdquo;18 Boxes“ in sich zusammensinken, kann als Ausdruck des Zweifels an den Versprechungen eines Glücks für alle gelesen werden, aber auch als Ausdruck der Emanzipation von den Traditionen der europäischen Kolonisatoren. Blickfang ist das 24 Meter hohe Rundgemälde &bdquo;shaft“ mit seinen abstrakten und expressiven Landschaften, das sich sich außer im Marta wohl nur an wenigen Orten so präsentieren lässt. Die flankierenden Flaggenbilder thematisieren unterem anderem die meist männlich geprägte staatliche Macht. Auch hier ist das Material – Decken oder Sackleinwand – wieder gebraucht. Viel zu entdecken gibt es in McMillians visueller Landschaft. Für alle, denen das zu viel ist, hat er einen Rat: &bdquo;Schaut länger und genauer hin!“ Es lohnt. Eröffnet wird die Ausstellung am heutigen Freitag, 15. März, ab 18 Uhr in Anwesenheit des Künstlers. Von 18 bis 22 Uhr in der Eintritt ins Marta Herford, Goebenstraße 2-10, frei. Zu sehen ist sie bis zum 16. Juni außer Karfreitag von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr. Ein Katalog ist in Arbeit. ?www.marta-herford.de

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