700 Menschen bei erneuter Demo gegen rechts in Herford

Herford. Obwohl mit rund 700 Teilnehmenden zur Demo des &bdquo;Bündnis gegen Rechts“ (BgR) &bdquo;Schulter an Schulter gegen Faschismus“ deutlich weniger Menschen als zur Kundgebung am 26. Januar vor dem Rathaus gekommen waren, zieht Meshut Cakar, einer der BgR-Sprecher, ein positives Fazit: &bdquo;Wir haben gezeigt, dass die einfache Ablehnung der AfD nicht ausreicht und es nötig ist, in die inhaltliche Auseinandersetzung einzusteigen und Lösungen anzubieten.“ Und die Lösung des BgR heiße &bdquo;Solidarität und soziale Gerechtigkeit statt Spaltung.“ Anders als bei der Kundgebung Ende Januar kamen bei der Demonstration vor allem Menschen zu Wort, die selbst von Antisemitismus oder Rassismus erfahren haben oder von den Vorstellungen der AfD massiv bedroht wären. Das wären eben nicht nur Migrantinnen und Migranten, denen wie durch die kürzlich bekannt gewordenen Pläne zu massenweisen Abschiebungen, euphemistisch als &bdquo;Remigration bezeichnet, eben die Abschiebung drohen würde, sondern auch Frauen und alle sozial schwachen. &bdquo;Das antifeministische Weltbild würde die Bemühungen um die längst noch nicht erreichte Gleichstellung von Frauen und Männern um Jahrzehnte zurückwerfen“, sagte Sarab Aclan vom DGB bei der Abschlusskundgebung am Bahnhof. Dort war der Zug auch gestartet und über die Straße Auf der Freiheit, Steinstraße, Gänsemarkt, Alter Markt zurück zum Bahnhof gezogen. Zum Auftakt verlas Irmgard Pehle ein Grußwort von Matitjahu Kellig (Jüdische Gemeinde Herford-Detmold), der wegen des Schabbats verhindert war. &bdquo;Damit das Böse geschieht, braucht es nur Menschen, die nichts tun“, mahnte er. Für den Bildungsverein Yekmal macht Zübeyde Polat klar, dass Menschen wie sie selbstverständlich Teil der Gesellschaft sind. Sie lebt seit 50 Jahren in Deutschland, seit 46 Jahren in Herford. Ihre Kinder sind hier geboren, zur Schule gegangen und studieren. &bdquo;Wir lassen uns nicht remigrieren und auch keine Angst machen. Wir gehören zu Deutschland“, sagte sie: &bdquo;Die einzige Alternative für Deutschland ist die Demokratie.“ &bdquo;Schaut nicht zu, geht auf die Straßen!“ Auf dem Alten Markt prangerte Tobias Reher vom Arbeitskreis Asyl die Scheinheiligkeit derer an, die mit dem einen Zeigefinger mahnend auf die AfD zeigen. Und mit dem anderen Zeigefinger Verschärfung um Verschärfung im Asyl- und Aufenthaltsrecht beschließen oder im &bdquo;großen Stil abschieben“ wollen, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Interview ankündigte. Angesichts dieser Politik hatte Reher nur eine Lösung: &bdquo;Schaut nicht zu, geht auf die Straßen!“ Drängender Appell an die Menschen Zum Abschluss sprach Zeydan Bulgan, der als aus der Türkei nach Deutschland geflohener Kurde seit fünfeinhalb Monaten in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Herford lebt. &bdquo;In der Türkei wissen wir, was es heißt, von autoritären Herrschern regiert zu werden“, sagt er. Neuneinhalb Jahre Gefängnis habe ihm das Eintreten für die demokratischen Rechte in der Türkei eingebracht. Daher richtete er einen drängenden Appell an die Menschen in Deutschland: &bdquo;Schützt eure Demokratie!“ Auf die Frage, ob eine zweite Demo binnen so weniger Tage nicht zu viel sei, antwortet Georg Pohlmann, der aus Spenge nach Herford gekommen war, dass er - inzwischen 75 - schon in den 1960er Jahren auf die Straße gegangen sei. Damals habe er gelernt, dass Demos sehr wohl etwas bringen, es aber oft einen langen Atem brauche. Auch Cakar kündigte an, dass das BgR weiter machen werde: Mit Informationsveranstaltungen über die AfD und andere rechte Gruppierungen, sich aber vor allem für eine sozialere Gesellschaft einsetzen wolle, da soziale Ungerechtigkeit und die Angst vor dem sozialen Abstieg ein Nährboden sei, auf dem Ideologien wie die der AfD gedeihen. &bdquo;Die Parole ’Wir sind mehr’ wird auf Dauer nicht reichen.“

Meistgelesen