In diesem Herforder Laden leben neun Frauen die Vereinbarung von Familie und Beruf

Herford. Den Dienstag teilen sich Jana Haydon und Ninja Pieper. Eine der beiden Frauen betreut die Kinder, die andere steht derweil im Laden &bdquo;Glücksmomente“. So können beide Familie und Beruf miteinander vereinbaren. &bdquo;Es ist eine Unterstützung von Mutter zu Mutter“, sagt Jana Haydon, die seit Sommer 2022 bei &bdquo;Glücksmomente“ ist. Mittlerweile ist sie die Inhaberin des Geschäfts in der Radewig. Doch nicht nur die gegenseitige Unterstützung ist das Besondere daran. Auch das Konzept dahinter. Neun Frauen haben sich hier zusammengeschlossen, um nachhaltige, handgefertigte Baby- und Kindermode, Accessoires, Lieblingsstücke, Geschenkideen, aber auch Beratung anzubieten. Ganz neu steigt Kinesiologin Nicole Willing mit ein. Sie alle teilen sich die Miete und die Schichten im Geschäft. Manch eine hat neben ihrer Leidenschaft fürs Handwerk noch einen anderen Job, andere sind derzeit in Elternzeit, zwei leben die Arbeit hauptberuflich. Sie alle vereint der Sinn für Nachhaltigkeit und Regionalität, fürs Schöne für die Kleinen - und das möchten sie ihren Kundinnen und Kunden näher bringen. Manja Renger hat &bdquo;Glücksmomente“ aufgebaut. Mit ihrem Faible fürs Stricken ist sie förmlich in die Selbstständigkeit gerutscht und hat 2012 gemeinsam mit einer Partnerin ihr erstes Geschäft eröffnet. Seit 2020 ist der Einzelhandel in der Radewiger Straße 26 zu finden. Renger hat sich mit ihrer Trageberatung einen Namen gemacht. Fotografin übernimmt Kindermodengeschäft Seit einigen Monaten ist sie einen Schritt nach hinten getreten und hat in Jana Haydon ihre Nachfolgerin gefunden. &bdquo;Ich habe Manja angeschrieben, als ich von der Geschäftsaufgabe gehört habe“, erzählt Haydon, die sich in dieser Zeit beruflich umorientieren wollte. Es kam eins zum anderen. “Ich konnte mir erst nicht vorstellen, die Verantwortung zu übernehmen. Aber Manja hat mir die Angst genommen und mir die Chance gegeben, langsam hineinzuwachsen.“ Seit Sommer 2022 hat die ausgebildete Fotografin ihre Familienfotografie im Geschäft angeboten und schadstofffreies Holzspielzeug mit ins Sortiment genommen. Bei Fragen zu Veränderungen jeglicher Art war nun nicht mehr nur Manja Renger gefragt, sondern auch die Herforderin Haydon, die sich zudem als Trageberaterin ausbilden ließ. Seit Mai 2023 ist der Inhaberinnenwechsel vertraglich besiegelt. &bdquo;Manja bleibt ein Teil des Teams“, sagt Haydon. &bdquo;Sie bietet weiterhin ihre Strickwaren an.“ Die Liebe zum Handwerk vereint hier alle Frauen. &bdquo;Es steckt viel Leidenschaft dahinter“, sagt Xenia Steffen, die mit ihrem Kleinkind im Tragetuch vor Ort ist und so auch vormittags im Laden steht. Steffen bietet seit etwa einem Jahr handgenähte Kindermode wie Latzhosen oder Latzkleider an. Sie ist eine von drei Näherinnen, die Handgefertigtes feilbieten. &bdquo;Wir teilen uns die Bereiche untereinander auf“, sagt Stefanie Gildehaus, die überwiegend Outdoor-Mode aus Wollwalk oder Teddystoff näht. Die Dritte im Bunde ist Ninja Pieper, die auch Handstickerein auf Kleidung und Tücher bringt. &bdquo;Wir machen hier keine 0815 Mode“ Im Geschäft hängen Einzelstücke. Entweder es gefällt dem Kunden so direkt, oder es darf individualisiert werden. &bdquo;Wir nähen auf Bestellung“, sagt Xenia Steffen, die darin einen großen Vorteil sieht. &bdquo;Jedes Kind ist anders, wir machen hier keine 0815 Mode.“ Da kann ein Bündchen enger, die Hosenbeine länger gestaltet werden - wie es eben passen soll. &bdquo;Es ist Kleidung zum Mitwachsen“, sagt Steffen. Die Stoffe sind größtenteils Bioqualität, Materialien nach Öko-Tex Standard 100 zertifiziert, auch Naturmaterialien sind vertreten. Neben Kindermode gibt es handgefertigte und personalisierte Kinderzimmer-Accessoires von Sarah Kolgak, Bioleder-Puschen fertigt Manuela Bischhoff, Anna Rempel setzt auf nützliche und nachhaltige Utensilien wie Wickeltaschen und Wickelunterlagen, gestaltet aber auch Turnbeutel für die Kita. Einen Praxisraum im hinteren Teil des Geschäft bezieht ab Februar Nicole Willing. Sie hat sich auf Kinesiologie spezialisiert. &bdquo;Mit nachhaltiger Gesundheit sehe ich meine Parallele zum Konzept.“ Willing bringt in ihren Sitzungen die körperliche, emotionale und mentale Ebene zusammen. &bdquo;Ich sehe mich nicht als Therapeutin, sondern als Unterstützerin“, sagt Willing, die vorher in Bad Salzuflen tätig war und am 10. Februar ab 10 Uhr einen Tag der offenen Tür anbietet. &bdquo;Wir wollen vor Ort sein, um den Einzelhandel zu stärken“ Insgesamt haben sich in der Herforder Radewig neun Frauen - alles Mütter - zusammengeschlossen. Jede von ihnen kann Produkte präsentieren und bekommt den Umsatz dessen, was von einem selbst verkauft wird. Mit dem Konzept sollen kleinere Labels unterstützt und vor allem sichtbar gemacht werden. Hinzugekauft werden nur Produkte, die zum Stil passen, möglichst regional sind, fair hergestellt und damit das Repertoire anreichern. Stefanie Gildehaus hat genau das überzeugt, um einzusteigen. Unter ihrem Label &bdquo;House no. 24“ vertreibt sie seit zwei Jahren online Kindermode. &bdquo;Hier können die Kundinnen und Kunden die Kleidung fühlen und sehen, das ist was anderes als online“, sagt sie. Jana Haydon ist noch etwas anderes wichtig: &bdquo;Wir wollen vor Ort sein, um den Einzelhandel zu stärken.“ Leidenschaft ist dabei unerlässlich: &bdquo;Keine von uns macht das, um reich zu werden.“

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