Vor diesen Herausforderungen steht die Herforder Tafel

Herford. Vier Ausgabestellen mit Ausgabezeiten von Montag bis Freitag, 1.928 Nutzerinnen und Nutzer, einen Bringdienst für Senioren, 119 Mitarbeitende in Herford, Enger, Spenge, Hiddenhausen und Kirchlengern – das sind die aktuellen Kennziffern der Herforder Tafel. &bdquo;Insgesamt sind wir gut aufgestellt“, sagt Gründerin und Vorsitzende des Vereins Herforder Tafel, Barbara Beckmann. Ihre Aussage überrascht, hat doch der Landesverband der Tafeln gerade darüber geklagt, dass nicht nur die Zahl der Bedürftigen, sondern auch Lagerungs-, Energie- und Transportkosten stetig steigen und dazu vielerorts Mitarbeitende fehlen. &bdquo;Wir in Herford arbeiten strikt nach der Gründungsidee der Tafeln“, sagt Beckmann, &bdquo;das heißt, wir verstehen uns zuerst als Lebensmittelretter.“ Jährlich werden weltweit 1,3 Milliarden Tonnen noch verzehrfähiger Lebensmittel vernichtet. Rund 265.000 Tonnen davon retten die Tafeln in Deutschland inzwischen pro Jahr. Jeden Tag sammeln die Ehrenamtlichen der Herforder Tafel mit ihren drei Kühlfahrzeugen und einem Kleintransporter noch verzehrfähige Lebensmittel aus Supermärkten oder direkt bei den Herstellungsbetrieben ein. Aufnahmestopp ist inzwischen aufgehoben Sie werden von Ehrenamtlichen sortiert und an Bedürftige ausgegeben. Wer seine Bedürftigkeit als Empfänger von sozialen Transferleistungen nachweisen kann, erhält einen Tafel-Ausweis und kann einmal in der Woche gegen einen kleinen Spendenobolus Lebensmittel für sich und die Familie abholen. Was es gibt, hängt von den gespendeten Lebensmitteln ab. Aufgehoben ist der Aufnahmestopp für neue Kunden, den die Tafel nach dem Zustrom von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zeitweise verhängt hatte. &bdquo;Der war nötig, weil ja die Menge der Lebensmittel nicht steigt und es irgendwann keinen Sinn mehr macht, die gleiche Menge Lebensmittel auf immer mehr Menschen zu verteilen“, sagt Beckmann. Mit Blick auf die ursprüngliche Tafel-Idee habe sie kein Problem damit, wenn irgendwann die Menge der weggeworfenen Lebensmittel so weit sinke, dass für die Tafeln nichts mehr zum Verteilen bliebe. &bdquo;Sollte das jemals eintreten hätten wir unser ursprüngliches Ziel erreicht. Gesellschaft und Staat müssten sich aber spätestens dann ernsthaft überlegen, wie sie die Menschen versorgen, für die schon heute die Sozialleistungen nicht zum Leben reichen“, sagt Beckmann. Es könne jedenfalls nicht sein, dass freiwillige Leistungen wie die Unterstützung durch die Tafeln quasi bei den Transferleistungen mit eingepreist werden. Tafeln kooperieren bei Großspenden miteinander Da die während Corona eingeführter Terminvergabe für die Kunden beibehalten wurde, herrscht bei der Tafel am Benter Weg allerdings selbst kurz vor Weihnachten nicht mehr Trubel als sonst. Während vorne die Lebensmittel ausgegeben werden, rollen hinten die Transporter herein, bringen Brot, Gemüse oder andere Produkte, die geprüft, sortiert und für die Ausgabe eingelagert werden. &bdquo;Nicht alles kommt aus Supermärkten, einiges auch direkt von den Herstellern“, sagt Beckmann. So liegen im Kühlhaus gerade drei Paletten Geflügelsalami eines regionalen Herstellers, dem ein Geschäft geplatzt war und der plötzlich 31 Paletten Wurst vom Hof bekommen musste. &bdquo;Drei Paletten haben wir selbst abgeholt, den Rest die Gütersloher Tafel. Die verfügt über einen Sattelschlepper und ein großes Kühllager und fungiert als eine Art Verteiler-Tafel“, sagt Beckmann. &bdquo;Wenn uns mehr angeboten wird, als wir selbst ausgeben können, fragen wir dort, ob die das übernehmen und weiterverteilen.“ Das machen alle Tafeln so, und das funktioniert auch anders herum: Gerade waren die Herforder bei der Tafel in Bremerhaven und haben 800 Kilo Tiefkühlfisch abgeholt, die nun auf die Verteilung warten. &bdquo;Eine Fahrt mit dem Kühltransporter hin und zurück kostet natürlich Geld“, sagt Beckmann, &bdquo;daher freuen wir uns über Geldspenden genauso wie über Lebensmittelspenden.“ Gerade hat das Land eine Förderung für den Landesverband der Tafeln von 1,1 Millionen Euro für drei Jahre beschlossen, die zum Ausbau der Logistik – etwa in die Digitalisierung der regionalen Tafel-Logistikzentren – fließen sollen. &bdquo;Das ist auch wichtig, denn das steigert unsere Effektivität“, sagt Beckmann. Zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen Lebensmittelspenden kommen nicht nur von Unternehmen, sondern auch von Privatleuten. Gerade wurde eine Kiste mit fertig gepackten Weihnachtstüten abgegeben, im Sommer bringen Hobbygärtner auch schon mal einen Teil ihrer oft erstaunlich reichhaltigen Ernte. Zwischen Weihnachten und Neujahr sind die Ausgabestellen geschlossen, eine Ruhepause für die Ehrenamtlichen. Die Kunden wurden natürlich informiert. Nach fast 20 Jahren – die Tafel Herford wurde im Sommer 2004 gegründet – weiß Beckmann aber, dass dafür im Januar oft besonders viel angeliefert wird: &bdquo;Dann kommen nicht nur Weihnachtskekse und Schoko-Nikoläuse, sondern auch das zu Weihnachten nicht verkaufte Geflügel und der Fisch aus dem Silvestergeschäft.“

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