Wegen Straßensanierung: Herforder Weihnachtsbaumhof nur auf Umwegen erreichbar

Herford. Am Freitag, 1. Dezember, beginnt der Verkauf der Weihnachtsbäume auf Siekmanns Hof in Falkendiek. Fast wäre die Betreiberfamilie Moerkerk in der turbulentesten Zeit des Jahres von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Die Löhner Straße in Herford ist seit dem Sommer abschnittsweise voll gesperrt, weil Straßen NRW die Fahrbahn sanieren lässt. An das Weihnachtsfest und das Geschäft mit Tannenbäumen hat bei der Planung niemand gedacht. &bdquo;Wir haben die Bauabschnitte aber nachträglich verändert. So ist der Hof aus Richtung Löhne nun doch erreichbar“, sagt Pressesprecher Sven Johanning von Straßen NRW. Wer also jetzt aus Herford zu Siekmanns Hof fahren möchte, muss entweder über Schweicheln fahren oder über die Mindener Straße und die allerdings schmale Hombergstraße. Jetzt werden haushohe Tannen ausgeliefert &bdquo;Die aufregendste Woche ist für mich schon jetzt, Ende November“, sagt Till Moerkerk. Er und sein Team beliefern Firmen, Kirchen, Städte und Einrichtungen wie die Herforder Eisbahn und die Justizvollzugsanstalt mit haushohen Bäumen, die keine Familie in ihrem Wohnzimmer lassen könnte. Der große Baum auf dem Münsterkirchplatz in Herford kommt in diesem Jahr ebenso aus Moerkerks regionaler Aufzucht, wie die kleineren Bäume, die auf dem Weihnachtsmarkt von Kindern geschmückt werden. Teilweise stellt das Team die Bäume beim Kunden auf, behängt sie mit Lichterketten oder als Komplettpaket sogar mit Baumschmuck. Ein Bielefelder Industriebetrieb bekommt eine zwölf Meter hohe Nordmann Tanne, die diakonischen Einrichtungen Bethel ein Neun-Meter-Exemplar aus Moerkerks Kultur in der Nähe des Hiddenhauser Obsthofs Otte. Viele Leute kaufen etwas kleinere Bäume Die ganz großen Bäume sind dort über 20 Jahre lang gewachsen. Familien kaufen überwiegend Bäume, die zwischen 1,80 bis 2,20 Meter groß und um die 14 Jahre alt sind. Zu über 95 Prozent sind es Nordmanntannen. &bdquo;Die Bäume werden wieder etwas kleiner gekauft als vor Jahren“, hat Moerkerk beobachtet. Er vermutet, dass die Wohnungen kleiner werden. Den Preis hat er um 50 Cent pro Meter erhöht, denn auch die Kosten - insbesondere für Personal - sind gestiegen. Für ganz kleine Wohnungen hat er von einem Kollegen schlanke exotische Korktannen zugekauft, die sogar duften. In der Aufzucht sind sie wegen ihrer Frostempfindlichkeit aber heikel. Zugekauft hat Moerkerk auch kleine Bäume mit Ballen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder anwachsen, wenn sie nach dem Fest eingepflanzt werden. Schwierige Ernte auf durchgeweichten Böden Seine Bäume sind über den Sommer gut gewachsen, ist Till Moerkerk zufrieden. Derzeit sind die Tannen leicht von Schnee bepudert. Das täuscht aber darüber hinweg, dass die Ernte der Bäume in diesem Jahr außergewöhnlich schwierig ist. Es hat zu viel geregnet und die Böden sind aufgeweicht. Da hinterlassen die Fahrzeuge tiefe Spuren auf den Wegen, und es bedarf großer Aufmerksamkeit, die Bäume nicht zu verschmutzen. Moerkerk ist froh, dass es jetzt friert: &bdquo;Es reicht aber noch nicht. Es ist schon extrem dieses Jahr.“ Seit Jahren kommen die Familien immer früher, um ihren Baum zu kaufen. 2023 ist die Adventszeit besonders kurz, denn Heiligabend ist am 4. Advent. Um die 150 Kunden haben ihren Baum auch schon im Sommer oder Herbst auf den Plantagen am Hof ausgesucht und markiert. Die den Baum erst noch aussuchen müssen, können sich von der anspruchsvollen Aufgabe bei Glühwein auf der Deele oder Bratwurst und Pommes an der Bude erholen. Immer häufiger gibt es auf dem Hof auch Firmenfeiern, bei denen die Chefetage Baum und Verpflegung spendiert. &bdquo;In diesem Jahr kamen die Anmeldungen erst schleppend, jetzt sind wir fast ausgebucht“, berichtet Moerkerk. Öko-Rasenmäher haben sich verknabbert Zwei Jahre lang hatten Annika und Till Moerkerk tierische Helfer bei der Pflege der Weihnachtsbaumkulturen am Hof. Shrop-Shire-Schafe werden gern als Öko-Rasenmäher eingesetzt, um das Unkraut kurz zu halten. Jetzt aber haben zwei Schafe begonnen, die jungen Bäume anzuknabbern. &bdquo;Das ist anderen Kollegen auch so gegangen, da hab ich unsere Schafe an einen Nachbarhof abgegeben“, berichtet Till Moerkerk mit Bedauern. Wer kauft Tannenbäume nach Weihnachten? Experimentierfreudig ist er, was die Herkunft seiner Bäume angeht. Die vierjährigen Setzlinge bezieht er von einem Kollegen. Der wiederum zieht sie aus Samen, die aus verschiedenen Regionen kommen. Bekannt sind die georgischen Zapfensammler. Moerkerk bevorzugt Setzlinge mit georgischen Genen, denn die kommen mit dem hiesigen Klima besser zurecht, als etwa die türkischen Ursprungs, die früher austreiben und dann durch späte Fröste gefährdet sind. Demnächst soll es auch Setzlinge geben, deren Saatgut im Sauerland gewonnen wurde. An Heiligabend, einem Sonntag, ist der Weihnachtsbaumverkauf dieses Mal geschlossen und die Moerkerks können ihren Hof weihnachtsfein machen. Nach Weihnachten kauft niemand mehr Weihnachtsbäume? Doch, Moerkerks haben auch griechische Kunden, deren orthodoxes Fest erst am 6. und 7. Januar startet.

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