AWO OWL insolvent: So steht es um die Zukunft der Kitas und des Berufskollegs in Herford

Herford. Sowohl der SPD-Landtagsabgeordnete Christian Dahm als auch der Herforder Beigeordnete Patrick Puls gehen nach einem Schreiben des AWO-Bezirksverbands Ostwestfalen-Lippe sowie persönlichen Gesprächen mit Verantwortlichen der Arbeiterwohlfahrt davon aus, dass die AWO-OWL die von ihr betriebenen Kindertagesstätten auch in Herford langfristig weiter betreiben wird. Dahm war im Herforder Rathaus, um sich grundsätzlich zu informieren, wie sich Entscheidungen der Landes- und Bundespolitik in Sachen Kitas, Offener Ganztag und Wohngeld vor Ort auswirken. Ins Gespräch kam er auch mit Jugendamtsleiterin Tanja Stölting, Bildungsamtsleiterin Heidi Pahmeyer und Sozialamtsleiter Frank Holtmann. Mitarbeiter bleiben laut AWO ihrer Kita treu Auch beim gebeutelten Personal der AWO-Kitas gebe es keinen Aderlass, sei ihm von der AWO versichert worden, sagt Puls: &bdquo;Das kenne ich von unseren eigenen städtischen Kitas. Die Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Einrichtungen ist hoch. Die AWO hat aber wie andere Träger auch Probleme mit Fachkräftemangel und aktuell mit Erkrankungen. Auch bei den Anmeldezahlen der Kinder gibt es keine Einbrüche.“ Auch Christian Dahm nennt den Fortbestand der AWO-Kitas elementar wichtig. Die AWO-OWL leistet im Auftrag der Stadt auch die Jugendarbeit im Jugendzentrum &bdquo;Die 9“. &bdquo;Da habe ich auch keine Kenntnis, dass die AWO die für uns wichtige Kooperation beenden will“, sagt Puls. Auch im Schreiben an die Abgeordneten heißt es, dass stationäre Jugendhilfeeinrichtungen nicht geschlossen werden. AWO will früheres Hiddenhauser Ferienheim Kajüte abgeben Das AWO-Berufskolleg in Herford soll demnach ebenso weitergeführt werden. Was die im Schreiben genannte &bdquo;strukturelle Ausgliederung innerhalb der OWL“ bedeuten soll, wissen Dahm und Puls nicht. Mit gemischten Gefühlen werden gerade die Menschen im Kreis Herford beobachten, wie es mit dem geliebten aber offenbar defizitären Ferienheim &bdquo;Kajüte“ auf der Insel Langeoog weiter geht. Die AWO will es bis maximal Mitte Januar 2024 betreiben, steht aber &bdquo;in vielversprechenden Übernahmeverhandlungen“. Das Amt Herford-Hiddenhausen hatte 1954 eine ehemalige Gaststätte zum Schullandheim ausgebaut. Seit 1982 betrieb der AWO-Kreisverband das Schullandheim und kaufte es 2006 von der Gemeinde Hiddenhausen. 2016 übernahm der AWO-Bezirksverband das immer wieder ausgebaute Haus. Forderungen nach mehr Geld für Kitas und OGS In Sachen Offener Ganztag sieht Puls die Stadt Herford gut aufgestellt. 2026 tritt der Rechtsanspruch auf einen Platz in Kraft. 77 Prozent der Grundschulkinder kann bereits ein OGS-Platz angeboten werden. Erwartet wird eine Nachfrage von rund 80 Prozent. Patrick Puls bekräftigt abermals die Klage vieler Kommunen, dass das Land den Rechtsanspruch eingeführt habe, ohne die finanziellen Rahmenbedingungen zu schaffen. Christian Dahm sieht, wie die Verantwortlichen der Stadt Herford auch, die Kitas nicht auskömmlich finanziert: &bdquo;Energiekosten und Tarifabschlüsse bringen die Träger ins Wanken. Die Forderung ist berechtigt, dass das Land einspringen soll.“ Er ist sich mit der Stadt einig, dass ein Rettungspaket erforderlich ist. Das dürfte nicht billig werden. Das Land gibt den freien (nicht den kommunalen) Trägern mit ihren 8.600 Kitas zum Jahreswechsel eine Finanzspritze von 100 Millionen Euro. Davon bleiben für jede Kita nur knapp 12.000 Euro hängen. Dahm: &bdquo;Das ist mehr ein Erste-Hilfe-Paket, kommt zu spät und ist zu wenig. Wir brauchen mehr und schneller Geld auch für die Kommunen als Träger.“ Stadt lässt sich eigene Kitas 24,6 Millionen Euro im Jahr kosten Die Stadt Herford lässt sich ihre eigenen Kitas aktuell 24,6 Millionen Euro im Jahr kosten und zahlt Trägerzuschüsse in Höhe von 1,65 Millionen Euro. Patrick Puls fordert, dass das Land mit der nächsten Reform des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) auch den Trägerzuschuss übernimmt. Von der Wohngeldreform profitieren in Herford rund 670 Haushalte. Sozialamtsleiter Frank Holtmann geht davon aus, dass sich die Zahl der Neuanträge von 90 im Jahr 2021 auf rund 180 in diesem Jahr verdoppelt. Die Stadt musste die Reform zum 1. Janauar 2023 umsetzen. Die entsprechende Auszahlungs-Software wurde aber erst im April bereit gestellt.

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