Herford im Kreis- und OWL-Vergleich an der Spitze der Straftaten je Einwohner

Herford. Rund 67.000 Einwohner, zwei Großdiskotheken, weiterführende Schulen, Einkaufsmärkte, Gaststätten, Bars, ein Bahnhof, zwei schnell zu erreichende Autobahnanschlüsse: Wenn es um die Kriminalitätsstatistik geht, hat die Stadt Herford verständlicherweise die höchsten Zahlen im Kreisgebiet. Denn die Stadt bietet Tätern weitaus mehr Möglichkeiten, als eine kleinere Stadt oder ein Dorf, wo etwa fremde Personen sofort auffallen. Außerdem kann es an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, häufiger Streit geben. Aber wie stellt sich die Situation in Herford gegenüber anderen Städten vergleichbarer Größe in OWL dar? Und wie hat sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt? So plant Bürgermeister Tim Kähler, die Citywache – in der Polizei und Ordnungsamt zusammenarbeiten – personell zu verstärken. Der Bereich um den Bahnhof ist ein Problempunkt Die Beamten der Stadt sind primär für die Einhaltung des Ordnungsrechts zuständig. Offenbar geht es aber auch um die Erfahrungen aus den USA und anderen Städten in Deutschland: Dass nämlich dort, wo das Ordnungsrecht eingehalten und auf scheinbar kleinere Verstöße schnell reagiert wird, zu weniger Straftaten kommt. 2022 erfasste die Polizei im Wittekindsland mit seinen rund 251.000 Einwohnern insgesamt 12.272 Straftaten – deutlich mehr als in der Corona-Zeit. 4.995 davon entfallen auf das Herforder Stadtgebiet, das sind rund 1.000 Straftaten mehr, als nach der reinen Einwohnerzahl statistisch gesehen zu vermuten gewesen wäre. Von den zehn Mordkommissionen, die 2022 gebildet wurden, ermittelten fünf nach Taten im Stadtgebiet. Die Großdiskotheken, deren Gäste auch aus den umliegenden Kreisen kommen, beschäftigen immer wieder die Ermittler. Zwei der fünf Mordkommissionen wiederum wurden wegen Taten aus dem Umfeld eines Tanztempels eingesetzt. So war auf einen Geschäftsmann geschossen und ein junger Mann von zwei Schlägern lebensgefährlich verletzt worden. Die mutmaßlichen Täter aus Bielefeld wurden gefasst. Taten ereignen sich vorwiegend im Sommer 127 Gewaltdelikte wurden von der Polizei 2022 im Umfeld des Bahnhofs und der Disco erfasst. In 54 Fällen waren es einfache vorsätzliche Körperverletzungen, in 55 Fällen ging es um gefährliche Körperverletzungen. Die Taten ereigneten sich vorwiegend im Sommer. 86 Tatverdächtige wurden nach Gewalttaten im Innenstadtbereich ermittelt, 39 kamen aus Herford selbst, 14 aus dem Wittekindsland und 33 Tatverdächtige kamen von außerhalb. Bei den meisten Personen handelte es sich um junge Leute im Alter bis 25. Offensichtlich sollen das Ordnungsamt und die Citywache die Gaststätten in dem Bereich besonders in den Blick nehmen. Dass es in der Stadt genügend Tatgelegenheiten, etwa bei den Eigentumsdelikten gibt, zeigen die Einbruchszahlen: 89 Einbrüche und versuchte Einbrüche – das sind mehr als die Hälfte im Kreis – passierten in Herford. Der Rest verteilt sich auf die anderen sieben Kommunen. Um landesweit Städte und Gemeinden miteinander vergleichen zu können, berechnen die Beamten die so genannte Kriminalitätshäufigkeitszahl, kurz KHZ. Dabei wird die Kriminalitätsbelastung auf die Zahl von 100.000 Einwohner hochgerechnet. Berechnet für ganz NRW liegt die KHZ bei 7.624. Insgesamt hat die Zahl der Straftaten nach Corona zugenommen In Herford beträgt der Wert 7.506 Straftaten je 100.000 Einwohner. Herford liegt damit in etwa gleichauf mit Minden mit seinen rund 83.000 Bürgern, wo ein Wert von 7.604 berechnet wurde. Die Großstadt Bielefeld zählt zwar mehr Straftaten als Minden und Herford, mit einer KHZ von 7.264 ist aber die Wahrscheinlichkeit, dort von einer Straftat betroffen zu sein, geringer als an der Werre oder der Weser. In Bünde sind es 4.517, im angrenzenden Bad Salzuflen 5.389 und Detmold mit seinen rund 74.000 Bürgern sind es 6.560 Taten, hochgerechnet auf 100.000 Einwohner. Die Stadt Gütersloh kommt mit ihren rund 102.000 Bürgern auf einen Wert von 6.385 Straftaten. Insgesamt hat die Zahl der Straftaten 2022, dem ersten Jahr nach Corona, um mehr als 9 Prozent zugelegt. 2021 waren 11.252, 2020 10.249 und davor, im Jahr 2019 waren 10.410 Taten erfasst worden. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren noch rund 13.700 Taten angezeigt worden – deutlich mehr, als in den Jahren danach – tendenziell nahm die Zahl der Straftaten in der Stadt bis 2022 immer weiter ab. Was die Statistik nicht zeigt, sind die Stadtteile und Straßen, auf oder an denen die Taten verübt wurden – oder aber die Uhrzeiten.

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