Stadt Herford will Radewiger Wehr umgestalten

Herford. Das Wehr an der Radewiger Mühle wird tief greifende Veränderungen erfahren, um die Aa für Fische und andere Lebewesen ökologisch durchgängig zu machen. Nach dem Motto "Herford ans Wasser" geht es auch um die Erschließung des Ufers für Menschen. So jedenfalls sieht es die von der Verwaltung bevorzugte Ausbau-Variante in einer neuen wasserbaulichen Studie vor, die die Stadt Herford in Auftrag gegeben hatte. Der Bau- und Umweltausschuss beschäftigt sich in seiner Sitzung am Donnerstag, 19. Oktober, ab 17 Uhr im Ratssaal mit dem Thema. Es geht hier um den Auftrag für eine konkrete Planung des Projekts. Wehranlage ist in schlechtem Zustand "Aufgrund des schlechten baulichen Zustands der Wehranlagen an der Radewiger Mühle und der sich im Klimawandel verschärften Hochwasserereignisse will die Stadt die Umgestaltung der Stadt-Aa vorantreiben", heißt es einleitend in der Ausschussvorlage. Aufbauend auf den Siegerentwurf des Wettbewerbs "Herford ans Wasser" von 2017/18 wurde die Machbarkeitsstudie beauftragt, die neben dem Siegerentwurf selbst weitere Varianten ausarbeiten und prüfen sollte. Der Begriff "Herford ans Wasser" ist inzwischen weiter gefasst, als nur die Umgestaltung der Aa zwischen Radewig und Altstadt. So heißt das aktuelle Projekt nüchterner "Umgestaltung der Aa-Wehre". Stauziel des Radewiger Wehrs bleibt erhalten Die Verwaltungsvorlage erinnert auch daran, dass es vor Jahren schon einmal einen letztlich gescheiterten Vorstoß gegeben hat, die Aa-Wehre ökologisch umzugestalten. Kernelement war damals die Umgestaltung der Wehranlagen zu Sohlgleiten. Der Knackpunkt war die Absenkung des Stauziels der Aa um 1,34 Meter. Es kam zu Protesten, weil die einhergehende Absenkung des Grundwasserspiegels zu Schäden an auf Holzpfählen gegründeten Gebäuden hätte führen können. Um den siegreichen Entwurf von "Herford ans Wasser" an der Aa umsetzen zu können, gilt es auch, Vorgaben des Hochwasserschutzes, der Anlagenunterhaltung und der Verfügbarkeit benötigter Flächen im Uferbereich zu prüfen. Radwiger Mühle gehört nicht der Stadt Das Fachbüro hat drei Varianten zur Umsetzung ökologischer Durchgängigkeit für das Aa-Wehr und eine für das Wehr an der Abzweigung des Stadtgrabens geprüft. In zwei Varianten müsste ein ins Flussbett hineinragender Anbau am Gebäude der Radewiger Mühle abgerissen werden. Der Gebäudeteil ist nicht im Besitz der Stadt und müsste erworben werden. Die Varianten 1 und 2 schlagen ein Raugerinne in Kombination mit einem Wehr vor. Ein Raugerinne, das einem natürlichen, abschüssigen Flusslauf nachgeahmt ist, können die Fische aus eigener Kraft überwinden. In Variante 2 bliebe das Mühlengebäude erhalten, in Variante 1 nicht. Variante 3 sieht ein Raugerinne auf ganzer Breite vor, das Mühlengebäude müsste abgerissen werden. Variante 4 wäre stattdessen die Umgestaltung des Stadtgraben-Wehrs mit einem technischen Fischaufstieg. Bedingungen für die Varianten sind der Erhalt des Stauwasserspiegels bei 64,04 Meter über Normalhöhennull, keine Verschlechterung des Hochwasserabflusses und Durchgängigkeit insbesondere für die dominierende Fischart Äsche. Gesamtkosten werden auf 2,9 Millionen Euro geschätzt Nur die Varianten 1 und 2 erfüllen laut Studie die Bedingungen der Hochwassersicherheit. Die Verwaltung empfiehlt die weitere Planung und Umsetzung der Variante 1. Sie stelle die umfassendste Lösung dar, die sowohl die Bedingungen der technischen Machbarkeit und des Hochwasserschutzes erfülle und gleichzeitig "die Lebensqualität und die Ästhetik des städtischen Umfelds verbessert". Denn der Gebäudeteil gilt als baufällig und wenig ansehnlich. Als Gesamtkosten werden auf 2,9 Millionen Euro geschätzt. Die bevorzugte Variante 1 mit einem mit Natursteinen befestigten, 100 Meter langen Raugerinne mit mäßigem Gefälle auf einem Teil der Flussbreite sieht eine Umgestaltung der bestehenden Struktur des Wehres vor. Das bestehende Wehr soll entfernt und auf gleicher Höhe durch ein schmaleres, neun Meter breites, bewegliches Wehr ersetzt werden. Bei Hochwasser kann es nach oben gezogen werden. Zwischen der neuen Wehranlage mit ihrem Abfluss und dem Raugerinne ist eine Mauer mit abfallender Höhe parallel zur Uferlinie geplant. Stadtgraben diente der Verteidigung Die Radewiger Mühle war 2017 Gegenstand der NW-Serie Mittwochrätsel. NW-Leser Ulrich Stille erklärte damals anhand einer Veröffentlichung des damaligen Stadtarchivars Christoph Laue im ,Remensnider': "Die Mühle ist ab 1224 urkundlich nachweisbar und ihr Wehr diente ursprünglich zur Anstauung der Aa im Zusammenhang mit dem Bau des Stadtgrabens als Verteidigungsanlage. Die Mühle war im Besitz der Abtei und diente als Korn- und Ölmühle. Später wurde sie verpachtet und schließlich verkauft. Von 1604 bis 1765 war sie im Besitz der Stadt. Nach mehreren Bränden wurde die Mühle 1845 und 1912 wieder aufgebaut und erweitert. Allerdings lag der Wehrbereich, der auch als Wasch- und Badestelle genutzt wurde, ursprünglich rund vier Meter unterhalb vom heutigen Standort und wurde erst 1933 verlegt. 1960 wurde die Mühle stillgelegt und 1979 in einen Wohnkomplex verwandelt, in dem heute auch mediterrane Gastronomie lockt.“

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