Zwei Herforderinnen stylen Models auf der New York Fashion Week

Herford. Es ist eines der wichtigsten Modehighlights im Jahr: die New York Fashion Week. Eine Woche lang steht der Big Apple ganz im Zeichen der Mode und ihren Designern - hier werden die Trends von morgen gesetzt. Und mittendrin waren die beiden Stylistinnen aus Herford, Sabrina Poser und Lisa Kahriev. Sie verpassten den Models den perfekten Look, der die teils extravaganten Outfits umspielt und begleitet, aber nicht übertrumpft. Eine herausfordernde Arbeit, die mit dem Alltag im Biosthetiksalon Sabrina Poser Hair & Beauty nichts zu tun hatte. Im Stakkato wurde geföhnt, frisiert, gestylt. 15 bis maximal 20 Minuten blieben den Stylistinnen für ein Model. Dann musste die Frisur sitzen und zwar so, wie es der Designer vorgesehen hatte. "Das ist Adrenalin pur", sagt Sabrina Poser. Wie viele Models unter ihren Händen einen Look verpasst bekommen haben, kann sie gar nicht so genau sagen. "Wer mit seinem Styling fertig war, hat an einem anderen Kopf schnell geholfen." Seit 26 Jahren führt die 53-Jährige ihren Salon an der Salzufler Straße in Herford. Sie bringt viel Erfahrung mit. Hatte vor dem Event aber auch Respekt: "Ich habe ja schon einige Jahre auf dem Buckel. Doch vor der ersten Show in New York war ich schon ziemlich aufgeregt", gesteht Poser. Für Lisa Kahriev ist es das erste große Erlebnis dieser Art gewesen. "Es war einfach unbeschreiblich. Bis zum Tag X habe ich es eigentlich kaum glauben können, dabei zu sein." Vor New York galt es im Bootcamp zu überzeugen Gemeinsam mit 28 anderen Friseurinnen und Friseuren aus Deutschland waren die Herforderinnen vom 6. bis 11. September in New York. Doch wie haben sie das geschafft? Poser ist in der Branche keine Unbekannte. Sie hält Vorträge zu konzeptionellen Ausrichtungen für Salons, hat mit ihrem 14-köpfigen Team den renommiertesten Preis der Friseurbranche, die Topsalon-Challenge 2022, gewonnen, stylt bei Fotoshootings. All das erhöhe die Sichtbarkeit des Salons, sagt sie. Über "Grenzenlos", einem Verbund aus Friseurbetrieben, die das Image des Berufs wieder aufwerten wollen, entstand der Kontakt. Bei einer Veranstaltung in Düsseldorf war Poser als Rednerin vertreten und wurde von "Grenzenlos" auf die Fashion Week angesprochen. "Da habe ich selbstverständlich zugesagt." Einer aus ihrem Team sollte sie begleiten. Die Chefin selbst hat das nicht entschieden, sondern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untereinander. Und Lisa Kahriev hat es getroffen. "Es war toll, dass sich meine Arbeitskollegen so mit mir gefreut haben", sagt die 24-Jährige. Doch zu diesem Zeitpunkt wussten weder Poser noch Kahriev, ob sie es wirklich nach New York schaffen. "Wir mussten erst im Bootcamp überzeugen." "Die größte Herausforderung war das Glätten von Afrolocken" Gary Baker, Creative Director der Fashion Week, war für das Training der Stylisten persönlich aus Kalifornien nach Hannover geflogen. Poser: "Das war kein Zuckerschlecken und ziemlich anstrengend. Wer hier nicht durchgewunken wurde, durfte nicht fliegen." Mit Technik, Kreativität, gutem Zuhören und der passenden Umsetzung qualifizierten sich die beiden Herforderinnen und ergatterten das begehrte Ticket. Im vergangenen Jahr waren Mitarbeiterinnen des Salons bereits auf der Berliner Fashion Week vertreten. Dort haben sie für das Label Marc Cain gearbeitet. Doch obwohl es sich auch um eine Modenschau handelt, habe sich die Arbeit in Berlin drastisch von der in New York unterschieden. "In Berlin haben wir ein Model für die eine Show gestylt, in New York laufen die Models am Tag über mehrere Laufstege", sagt Poser. Dementsprechend müssen die Stylisten so arbeiten, dass der Kopf des Models für die nächste Show erneut perfekt frisiert werden kann. "Dafür sind ganz andere Arbeitstechniken notwendig." Haarspray und Fön waren hier die besten Begleiter. "Es gab keine Waschbecken, gar kein Wasser, Glätteisen durften auch nicht verwendet werden", sagt Kahriev. Haarspray hingegen lasse sich vielseitig nutzen und ist gut auszubürsten. Ob Wet-Look, eng geflochtene Zöpfe, sanfte Wellen oder ein Pferdeschwanz: "Die Looks waren alle für sich herausfordernd", sagt die 24-Jährige. Schließlich saß einem immer die Zeit im Nacken. Eng war es zusätzlich. "Da hat ein anderer Stylist einem schon mal die fertige Frisur fast weggeföhnt", sagt Poser mit einem Lachen. Doch die größte Herausforderung stellte ein Model mit Afrolocken dar. "Die sollten wir glätten, aber ohne Glätteisen." Die Arbeit in New York habe die Stylistinnen über sich hinaus wachsen lassen. "Wir sind technisch gute Friseure, aber haben vor Ort noch mal ganz andere, gute Techniken gelernt. Vor allem, wie man auf High-End-Level improvisiert", sagt Poser, die die Erfahrung wie ihre junge Kollegin nicht missen möchte. Im Gegenteil. Sie haben Blut geleckt. "Wir hoffen, im nächsten Jahr in Paris dabei sein zu können."

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