Golfplatz im Kreis Herford soll einer Solaranlage weichen

Vlotho/Herford. Der Präsident und Besitzer des Golfclubs Heerhof, Burkhard Wippermann, plant den Betrieb der 25 Hektar großen Neun-Loch-Sportanlage an der Finnebachstraße in der Nähe der Autobahnabfahrt Herford-Ost aufzugeben. Er will auf dem Gelände in Vlotho-Exter für geschätzt 20 Millionen Euro eine rund 20 Hektar große Photovoltaikanlage mit Solarpanelen zur regenerativen Erzeugung von Strom errichten. Die Entscheidungsfindung über das Projekt ist ein umweltpolitischer Spagat für die politischen Gremien der Stadt Vlotho und des Kreises Herford, denn der an sich umweltfreundlichen und von der Bundespolitik gewollten Energiegewinnung stehen insbesondere das geplante Abholzen der Bäume und Sträucher und die Nähe zum besonders geschützten Finnebachtal gegenüber. Argumente sammeln für den Ratsbeschluss Bürgermeister Rocco Wilken hat am Donnerstagnachmittag Vertreter von Rat und Naturschutzbeirat des Kreises zum Ortstermin eingeladen, um dem Mediziner im Ruhestand Gelegenheit zu geben, seine Pläne vorzustellen. Er nannte die Anlage "ein wichtiges Projekt für Vlotho". Man wolle Argumente sammeln für einen Ratsbeschluss. In Kürze beginnt auch die öffentliche Beteiligung. Wippermann war zuletzt Chefarzt der Orthopädie im Klinikum Hildesheim. Sein Lebensmittelpunkt ist München. "Ich habe den elterlichen Hof geerbt. Er ist seit 100 Jahren in Familienbesitz", schildert der 66-Jährige die Geschichte. "Er ist seit 40 Jahren Golfanlage. Als mein Vater als Landwirt auf die Rente zuging und keinen Nachfolger hatte, fand sich ein privater Investor, der den Golfplatz gebaut hat. 2004 ging der erste Clubbetreiber in Insolvenz und ich betreibe ihn seitdem einschließlich Gastronomie im Nebenerwerb." Dass er nicht mit voller Kraft als Betreiber vor Ort sein konnte, habe wohl auch dazu geführt, dass die Golfanlage auch unter seiner Regie nicht profitabel gewesen sei. Keine Nachfolge in der Familie Nun habe auch er das Problem der Nachfolge: Die Tochter wohnt in Wien und möchte den Golfplatz nicht betreiben. Da habe er über eine andere Nutzung nachgedacht und sei vor zwei Jahren auf die Idee einer großen Photovoltaikanlage gekommen. Erst sei er bei der Stadt Vlotho auf eine sehr negative Haltung dazu gestoßen. Ukraine-Krieg und Energiekrise mit neuer Gesetzeslage hätten zu einem Sinneswandel geführt. Hundert Meter breite Streifen rechts und links der Autobahn gelten als bevorzugte Regionen für Flächen-Solaranlagen - die Genehmigung in diesem Bereich dürfte also kein Problem sein. Der Platz misst aber 500 mal 500 Meter, so dass weitere Genehmigungsverfahren notwendig werden. Wirtschaftlich interessant für ihn ist nach Wippermanns Meinung nur eine zusammenhängende 20-Hektar-Solaranlage ohne Baumbestand. Dann würde die Anlage maximal 20 Megawatt Strom liefern. Das sei genug, um bis zu einem Viertel des Vlothoer Strombedarfs oder 90 Prozent des nahe gelegenen Klinikums zu decken. Golfspieler sind nicht begeistert "Es fällt mir selber schwer, den Golfclub aufzugeben", sagt Wippermann. "Die 330 zahlenden Mitglieder sind natürlich nicht erfreut." Im Frühjahr habe er ihnen mitgeteilt, dass der Platz Ende 2023 geschlossen werde. Als sich ein aufwendigeres Genehmigungsverfahren abzeichnete, habe er zur Erleichterung der Mitglieder die Frist um ein Jahr bis Ende 2024 verlängert. Das Restaurant könne eventuell auch danach als Ausflugsziel bestehen bleiben. Der Golfplatz bietet sechs Festangestellten und einem Azubi Arbeit. Auch für die Pflege des Areals mit PV-Anlage würden Arbeitskräfte gebraucht, so Wippermann. Besitzer möchte Platz nicht verpachten Es habe sich eine Gruppe von Golfspielern des Clubs gefunden, die den Platz pachten wollen, so Wippermann. Er trage dann aber weiter das wirtschaftliche Risiko und habe erlebt, was es bedeutet, wenn ein Pächter in Insolvenz geht. Für die Clubmitglieder gebe es ausreichend Alternativen in der Region. Er verstehe aber das emotionale Problem: "Die Leute fühlen sich dank meiner Mitarbeiter wohl, die Beiträge sind vergleichsweise niedrig und die Menschen müssen neue Gemeinschaften finden. Das findet keiner gut." Kritik von den Naturschützern Ullrich Richter vom Naturschutzbeirat des Kreises sieht die Pläne kritisch und hat auch kritische Stimmen aus der Kreispolitik vernommen. Es handle sich um ein Landschaftsschutzgebiet, der Abstand zum besonders geschützten FFH-Gebiet Finnebachtal sei zu gering und der kleinteilig gegliederten Region seien maximal 10-Hektar-Anlagen zuträglich. Geschützt seien auch die über 100 Meter langen Hecken. Da die Anlage ab 30 Zentimeter über dem Boden eingezäunt werde, würden auch Wanderkorridore von Tieren gestört. Wippermann hält dagegen, dass ein Golfplatz auch nicht als ausgeprochen ökologisch gilt. Einen Plan B für den Fall, dass die Anlage nicht genehmigt wird, hat er nach eigenen Angaben noch nicht. Sollte die zukünftige ICE-Trasse den Golfplatz berühren, wäre nach Wippermanns Meinung der Golfplatz nicht mehr regelkonform zu betreiben, antwortete Wippermann auf Nachfrage aus Reihen des Rates. Eine Verkleinerung der Solaranlage würde von der Bahn entschädigt.

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