Küchenhändler aus dem Kreis Herford betrügt Kunden um rund 100.000 Euro

Kreis Herford. Die Justiz hat einen langen Atem: So auch im Fall eines Löhner Geschäftsmannes, der sich jetzt vor dem Herforder Schöffengericht um Kopf und Kragen redete. Dort warten die Staatsanwaltschaft und Richterin Alea Blöbaum bereits über Jahre auf den Mann, der sich immer wieder entschuldigte und zeitweise im Ausland lebte. Angeblich wollte er nun - sieben Jahre nach den ersten angeklagten Taten aus dem Jahr 2016 und 2018 - das Verfahren endlich hinter sich bringen, reinen Tisch machen und gestehen und ein Urteil erhalten. Doch alles, was er nach seinen Erzählungen vor Gericht bekam, war ein wieder in Vollzug gesetzter Haftbefehl. Der war in diesem Jahr erlassen worden, weil das Gericht offensichtlich die Hinhalte-Taktik des Angeklagten nicht mehr hinnehmen und endlich verhandeln wollte. Der 55-Jährige hatte sich über Jahre dem Verfahren entzogen. So lebte er eine ganze Zeit in der Türkei, kehrte dann aber zurück. Einen festen Termin konnte oder wollte er auch nach seiner Rückkehr dem Gericht nicht zusagen. Taten beginnen 2016 Der Mann aus Löhne, der Küchen verkaufte, soll immer wieder für hochwertige Küchen und in einem Fall für Einrichtungsgegenstände Anzahlungen kassiert, aber dann nichts geliefert haben. So soll er 2016 jeweils zwei Anzahlungen über 40.000 und 41.000 Euro eingenommen haben. Die Kunden überwiesen das Geld zum Teil auf das Konto eines Bekannten des Mannes. Eine Küche bekamen sie aber nicht und das Geld war futsch. Dafür kochten sie vor Wut, erstatteten schließlich Strafanzeige bei der Polizei. Der bereits strafrechtlich immer wieder in Erscheinung getretene Mann soll in mindestens fünf Fällen mit seiner Masche rund 100.000 Euro Anzahlungen kassiert haben. In einem Fall kam es dann doch dazu, dass eine Küche geliefert wurde. Die wurde aber nicht vollständig aufgebaut. In Zivilverfahren hatte sich der 56-Jährige dazu verpflichtet, das Geld zurückzuzahlen. Aber auch das klappte nicht. Nur rund 5.000 Euro zahlte er zurück. Die Restsumme ist nach wie vor offen. Unklar ist offenbar auch, ob es sich bei dem angeblichen Küchengeschäft, dass der 55-Jährige betrieb, überhaupt um ein Unternehmen handelte - im Handelsregister soll es nicht aufgeführt gewesen sein. Anzeige beruht auf "privater Sache" Vor dem Schöffengericht in Herford folgten verschiedene Erklärungsversionen, wie es zu dem Verfahren kommen konnte: Eine der Kundinnen habe persönlich etwas gegen ihn gehabt und ihn deshalb angezeigt. "Das ist eine private Sache", versuchte er Richterin Alea Blöbum weis zu machen. In einer weiteren Version sei eine Firma in die Insolvenz gegangen, erklärte der Angeklagte. Er habe deshalb kein Geld mehr gehabt, um es den Kunden zurückzuzahlen. In wieder einer anderen Version hatte er das Geld ja nicht erhalten, es war ja auf das Konto eines Bekannten gezahlt worden. Seine diversen Erklärungen lösten bei den Richtern und der Staatsanwaltschaft nur weitere Fragen aus. Denn mit der angekündigten geständigen Einlassung - ohne dass Zeugen nötig gewesen wären - hatten die Aussagen des 56-Jährigen nichts zu tun. Deshalb wird es nun einen Prozess mit allen Opfern geben. Der Haftbefehl gegen den vorbestraften Mann ist wegen der Gefahr, dass er erneut in die Türkei reisen oder abtauchen könnte, wieder in Vollzug gesetzt. Neuer Prozess angedacht Somit wird der 55-Jährige bis zum Beginn eines neuen Prozesses nun Zeit zum Überlegen in einer Zelle einer Justizvollzugsanstalt haben. Zwar durfte er noch das Gerichtsgebäude verlassen, in Kürze wird dem vorbestraften Mann aber die Ladung zum Haftantritt zugehen oder aber die Polizei wird ihn abholen.

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