Herforder Unternehmen Ahlers wird von Modehändler übernommen - Stellenabbau geplant

Herford. Eine Ära geht zu Ende in Herford: Noch im Jahr 2019 hatte die Ahlers AG mit Konzernchefin Stella Ahlers an der Spitze ihr 100-jähriges Unternehmensjubiläum gefeiert. Dann kam Corona, der Ukraine-Krieg und mit ihm gestörte Lieferketten sowie eine allgemeine Kaufzurückhaltung, hohe Preissteigerungen für Materialien oder Energie und Insolvenzen wichtiger Handelskunden. Das alles hat der Modehersteller mit der Firmenzentrale in Herford-Elverdissen nicht verkraften können. Bereits im April wurde der Insolvenzantrag für die Ahlers AG und sieben Tochtergesellschaften gestellt, der Insolvenzverwalter Biner Bähr nahm seine Arbeit auf. &bdquo;Ich habe aber die starke Hoffnung, dass die Firma Ahlers sich mit der Insolvenz regeneriert und dann mit neuer Stärke weitermachen kann“, hatte sich Bürgermeister Tim Kähler noch im April – auch im Sinne der Stadt Herford – geäußert. Nun ist der Fall eingetreten, den sich die meisten in Herford nicht gewünscht haben: Der insolvente Männermode-Konzern Ahlers wird verkauft. Rund 220 Stellen in Herford werden wohl wegfallen Käufer ist die Textilhandelskette Röther aus Baden-Württemberg. Insgesamt sollen rund 300 Stellen wegfallen, die meisten in Deutschland. Und nach Aussage des Insolvenzverwalters gut 220 in Herford. Es sei auch für ihn überraschend gewesen, wie viele Interessenten es für die Übernahme gegeben hätte, sagt Insolvenzverwalter Bähr im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. &bdquo;Normalerweise spitzt sich alles am Ende auf zwei bis drei zu, in diesem Falle hatten wir zeitweise bis zu 20 Interessenten und zwar gute und ernsthafte.“ Darunter seien Unternehmen aus der Modebranche – wie jetzt auch Röther – gewesen, aber auch Finanzinvestoren, die lediglich Mode-Erfahrung hatten. &bdquo;Für uns stand natürlich der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze am Standort Herford im Vordergrund“, erklärte Peter Kleint, erster Bevollmächtigter der IG Metall gegenüber der NW. Nach seinem Kenntnisstand, der auf Angaben des Insolvenzverwalters und der Gläubiger beruht, hätten andere potenzielle Investoren weniger Jobs in Elverdissen erhalten wollen. Nicht zuletzt deshalb sei wohl die Wahl auf Röther gefallen. Transfergesellschaft wird eingesetzt Mit dem Verkauf an Röther ist die Familie Ahlers nun nach Aussage von Bähr &bdquo;vollständig raus“. Die Ahlers AG bleibe nur als leere Hülle zurück. Wie üblich in solchen Fällen werde nun eine Transfergesellschaft eingesetzt, die bis zu sechs Monate lang den Übergang der Beschäftigten zum neuen Arbeitgeber überbrückt und dabei unterstützt. Den Beschäftigten steht es frei, in die Transfergesellschaft zu wechseln. Entscheiden sie sich dafür, gibt es zunächst eine so genannte Einstiegsprämie und danach so genanntes Transferkurzarbeitergeld. Dieses berechnet sich nach dem Nettoentgeltausfall. Im Fall der Ahlers-Beschäftigten gibt es nach Auskunft von Biner Bähr 80 Prozent des Nettogehaltes, üblich sind 60 Prozent. Unternehmer Michael Röther will, wie er dem Magazin &bdquo;Textilwirtschaft“ sagte, das Geschäft ausbauen – vor allem mit den bekannten Ahlers-Marken Pierre Cardin und Pioneer Jeans. Nach den Angaben Röthers wollen die Baden Württemberger alle Marken der Ahlers AG kaufen und in eigenständigen GmbHs weiterführen. &bdquo;Ich sehe ja die Ergebnisse, da kann man was draus machen“, so Michael Röther im Gespräch mit der &bdquo;Textilwirtschaft“. Ahlers ist nicht das erste Unternehmen, das von Röther übernommen wird Die 1972 gegründete Röther Gruppe ist einer der großen deutschen Textil-Einzelhändler. Das Unternehmen hat bundesweit 48 Filialen in Süddeutschland und Österreich und erwirtschaftete mit rund 2.060 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 277 Millionen Euro. Das Familienunternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Schwäbisch Hall hatte – ähnlich wie jetzt bei der Übernahme von Ahlers – bereits 2019 wesentliche Teile eines Unternehmens übernommen, das Insolvenz in Eigenregie angemeldet hatte. Es handelt sich um die Escape Clothing GmbH mit der Marke Timzone – einer Marke für Jeans und Chinos für Damen und Herren sowie Oberteilen. Die Ahlers AG hatte im April für sich und einen ein Großteil der inländischen Tochtergesellschaften ein Insolvenzverfahren angestrengt. Nach den vorläufigen Halbjahreszahlen 2023 hatte der Umsatz um 10,2 Prozent auf rund 88,5 Millionen Euro zugelegt. Im Vorjahr waren es noch 80,3 Millionen. Das Umsatzwachstum, so teilte das Unternehmen mit, bleib aber deutlich unter Plan. Und das Konzernergebnis lag mit einem Minus von 6,9 Millionen noch unter dem Vorjahreswert. Im gleichen Zeitraum 2022 war ein Minus von 6 Millionen Euro bilanziert worden. Mehr zum Thema Herrenmodehersteller Ahlers stellt Insolvenzantrag Ahlers geht in die Insolvenz: Darauf müssen sich Herforder Mitarbeiter jetzt einstellen Herforder Modehaus Ahlers steigert Umsatz – und ernennt neue Führungskraft

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