Klingenthal-Geschäftsleiter verlässt Herford: So steht es um die Nachfolge

Herford. Ekrem Keskin ist seit fast neun Jahren als Geschäftsleiter des Modehauses Klingenthal in Herford tätig. Zum 31. August verlässt der 52-Jährige das Geschäft im Gehrenberg und wechselt zur Flick-Fashion-Group. Er wird als Geschäftsführer des Textil- und Bekleidungsgroßhändlers den Standort Hamm unmittelbar an der A2 leiten. Weitere Flick-Standorte sind Bielefeld und Freudenberg. Eine Nachfolge in Herford ist nach Keskins Angaben noch nicht gefunden. Aus dem Herforder Haus wird sie nach aktuellem Stand nicht kommen. Klingenthal als Mode-Vollsortimenter mit 5.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf vier Etagen ist von herausragender Bedeutung für den Einzelhandel der Herforder Innenstadt. Ekrem Keskin ist klar, dass sein Fortgang für die Stadt keine Personalie ist wie jede andere. Darum betont er: "Ich gehe im Guten mit der Klingenthal-Geschäftsführung und mit dem Herforder Team und ich bin sehr dankbar für die Freiheiten, die ich hier hatte." Zwar seien die Kundenfrequenzen in Höhe von rund 900.000 Besuchern vor Corona längst nicht wieder erreicht, doch kauften die Leute heute gezielter und mehr. Das Haus habe eine "tolle Entwicklung" gemacht und so investiere das Familienunternehmen Klingenthal auch aktuell in die Immobilie. Entscheidung zum Wechsel nicht leicht gemacht "Es war eine herausfordernde Zeit", sagt Ekrem Keskin im Hinblick besonders auf die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns. "Ich durfte eine spannende Reise erleben. Wenn ich aber noch einmal etwas Neues anfangen möchte - wann, wenn nicht jetzt?", fragt er. Bei Flick wird er als Geschäftsführer anders als in Herford auch die Verantwortung für Verkauf, Einkauf und Personal haben. Ekrem Keskin kam im Alter von zweieinhalb Jahren aus der Türkei nach Deutschland. Heute wohnt er mit seiner Frau und zwei Kindern in Salzkotten. Diese Stadt bleibt sein Lebensmittelpunkt: "Die tägliche Fahrzeit tut sich nichts." Keskin hat sich schon immer gern modebewusst angezogen. Er hat in Essen Wirtschaftswissenschaften studiert mit Schwerpunkt Personalmanagement und Marketing und hat einen Abschluss als Diplom-Kaufmann. Während des Studiums hat er gejobbt bei H&M und Peek&Cloppenburg und im Kaufhof in Köln ein Trainee-Programm absolviert. Die Sachkunde für Mode hat er sich durch "viel Interesse und viel Erfahrung" angeeignet. "Ich bin kein High-Fashion-Victim", sagt er - das ist jemand, der jeder Mode hinterherläuft. "Ich kleide mich selbst klassisch-modern, das heißt, ich trage zum Anzug auch T-Shirt und Sneakers." Wie der stationäre Handel punkten kann "Ich war immer im Handel unterwegs", sagt er. So wurde er 2007 bei dessen Neueröffnung Leiter des Fabrikverkaufs bei Ahlers in Elverdissen. Als er im September 2016 bei Klingenthal-Herford die Nachfolge von Jürgen Meißner antrat, war er seit 2015 Etagenleiter bei Klingenthal in Paderborn und Herford gewesen. Am Herforder Modehaus schätzt er ein "tolles Team aus 75 Kolleginnen und Kollegen". Er habe immer gern auch selbst Kunden bedient und an der Kasse ausgeholfen. Die Entscheidung zum Wechsel habe er sich daher auch nicht leicht gemacht. "Herford ist eine tolle, tolle Stadt für die ich mir wünsche, dass alle positiv darüber sprechen", sagt Keskin. Das Phänomen Leerstände habe nicht nur Herford getroffen. Für die Zukunft sei wichtig, dass "alle an einem Strang ziehen". So wünscht er sich Einigkeit bei den Einzelhändlern in Sachen Öffnungszeiten, damit die Kunden wissen, woran sie sind, wenn sie in die Stadt kommen. Sein Tipp für die Nachfolge: "Immer authentisch, verbindlich und teamfähig sein. Das Megapotenzial der Mitarbeiter schätzen und sie mitnehmen. Ein Modehaus vor Ort muss für den Erfolg spannend sein, Emotionen und Leidenschaft wecken. Das kann der Internethandel nicht bieten."

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