Generationenwechsel im Herforder Café Cerdo: Was sich verändert

Herford. Als Sevinc Ceber das Cerdo in Herford 2007 eröffnet hat, war Tochter Selcan gerade einmal zehn Jahre alt. Mittlerweile ist sie 26, hat eine Familie gegründet und ist in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten. Gemeinsam mit Ehemann Sinan Pakcanli übernimmt sie das Café Cerdo. Die Eltern, Sevinc und Aydin Ceber, möchten einen Schritt zurücktreten. Die Besucherinnen und Besucher bekommen das einstige Gesicht des Cerdo dennoch weiterhin zu sehen. "Wenn es brennt, bin ich für meine Kinder da", sagt Sevinc Ceber. 16 Jahre lang hat Ceber das Cerdo geführt. Das Café liegt direkt an der Werre, punktet mit der liebevollen Gestaltung, setzt auf orientalisches Frühstück und hausgemachtes Eis. Das bleibt auch weiterhin der Fokus der neuen Generation. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Eissorten wechseln immer mal wieder 24 Sorten gibt es. Sinan Pakcanli ist von seinem Schwiegervater ins Eis-Business eingeführt worden und hat schon eigene Kreationen entwickelt. Etwa eine vegane Variante der dunklen Schokolade, Salted Sneakers oder Pistazie mit ganzen Nüssen. "Die kommt sehr gut an." Die Karte hat das Ehepaar etwas verkleinert, die große Auswahl an Frühstücken bleibt. Beliebt ist hier die orientalische Rühreivariante mit Sucuk oder die Blätterteigtaschen gefüllt mit Schafskäse. Die Bistrospeisen haben sie bewusst klein gehalten. Wer etwas anderes als auf der Karte bestellen mag, einfach nachfragen, heißt es von Selcan Pakcanli. Es gebe wechselnde Tagesgerichte "und Bratkartoffeln, Leberkäse oder Matjes haben wir eigentlich immer da". Lesen Sie auch: Frühstücken im Kreis Herford - diese besonderen Angebote gibt es Sevinc Ceber lebt und liebt die Gastronomie. "Von der Bratwurstbude bis zur Leitung eines Hotelrestaurants, ich habe alles gemacht", sagt sie. Das Herforder Bistro und Eiscafé Cerdo hat sie vor 16 Jahren eröffnet. "Es war mein Traum, mich mit 40 selbstständig zu machen." Zwei Jahre Zwangspause für das Cerdo nach Brand Der Anfang sei schwierig gewesen. Dann hat auch noch der Brand im Hochhaus, der von einem Bewohner verschuldet worden ist, schlagartig für mehr als zwei Jahre Zwangspause gesorgt. "Klar, das Geld hat gefehlt. Aber wir haben die Zeit vielleicht auch gebraucht", sagt sie heute. Aufzugeben kam für die Mutter zweier Kinder nie in Frage. Im Juli 2021 feierten sie Wiedereröffnung. "Und es hat sich gelohnt." Dunkle Holztische treffen im Innenraum auf lange Sitzbänke, die Wände sind leicht blau-grau getüncht, Holzelemente und stimmungsvolles Licht-Design bringen noch mehr Gemütlichkeit rein. Draußen haben die Gäste einen herrlichen Blick auf die Werre, trotz der Mindener Straße nimmt der Lärm nicht überhand. Drinnen wie draußen - eins fällt dem Besucher sofort ins Auge. - Blumen. Überall sind frische Exemplare zu finden. "Das wäre das einzige, was nicht geändert werden darf", sagt Ceber und lächelt ihre Tochter an. Frische Blumen sind das Cerdo. Ceber stammt aus Anatolien, ist mit sechs Jahren nach Deutschland gezogen. "Deutschland ist meine Heimat, Herford mein Zuhause", sagt sie. Denn hier steht das Cerdo. Ihre Gäste hat sie stets als erweiterte Familie betrachtet. "Jeder soll sich hier bei uns Zuhause fühlen." Mehr Zeit zum Reisen und für die Enkel Ceber geht auf die 70 zu und fühlt sich bereit, loszulassen. Als Unterstützung bleibt sie dem Cerdo dennoch weiterhin treu. Aber sie freut sich zusehends auf mehr Zeit für sich, Reisen und vor allem ihre Enkelkinder - bald sind es vier an der Zahl. "Ich helfe gerne aus, frage aber jetzt, was benötigt wird, statt selbst zu entscheiden." Vormittags steht sie zudem im Café ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter in Bielefeld-Heepen in der Küche. Am Heeperholz ist seit ein paar Monaten der "Cerdo Breakfast Club" geöffnet. Die ganze Familie lebt die Gastronomie. "Und wir unterstützen uns alle gegenseitig", sagt Tochter Selcan Pakcanli. Sie freut sich auf die neue Herausforderung. Hat sie es sich doch schon immer gewünscht, das Cerdo mal zu übernehmen. Gelernt hat sie einst unter ihrer Mutter, die auch einen Ausbilderschein besitzt. Dann zog es sie nach Dortmund. Von dort stammt Ehemann Sinan Pakcanli. Er hatte keine Gastrovorerfahrung und im vergangenen Sommer im Cerdo ein Power-Praktikum gemacht. "Wenn er den Sommer übersteht, dann klappt es", hatte Schwiegermutter Ceder prophezeit. Der Januar bleibt geschlossen Und so kam eins zum anderen und das Paar hat sich entschieden, nach Herford in die Selbstständigkeit zu gehen. Seit Oktober leben sie in der Hansestadt und stehen tagtäglich im Laden. Im Sommer ist das Cerdo von 9.30 bis 21 Uhr jeden Tag geöffnet. Im Winter haben sich die Pakcanlis einen Ruhetag (Mittwoch) eingebaut. Und auch den Januar wollen sie wie schon in diesem Jahr komplett schließen. Der Saure-Gurken-Monat eigne sich, um Luft zu holen, Urlaub zu machen, viel Zeit mit den Kindern (4 und 1) zu verbringen, sagt die 26-Jährige. Ihren Kinder gibt Ceber drei Ratschläge für die Selbstständigkeit in der Gastronomie mit: "Nicht nur nach vorne, auch nach hinten schauen", den Gästen immer in die Augen blicken" und "sie so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte". Damit sei sie gut gefahren und hätte sich tolle Stammgäste erarbeitet. An die richtet Sevinc Ceber ein ausdrückliches Dankeschön: "Dass ihr immer kommt, dafür bin ich dankbar", sagt sie und überreicht symbolisch für die Cerdo-Übergabe an die neue Generation keinen Schlüssel, sondern einen großen Strauß frischer Blumen.

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