Zukünftiger fliegender Weihnachtsmann: Artist schaut sich Herforder Rathausplatz an

Herford. Der "fliegende Weihnachtsmann" soll der Publikumsmagnet des kommenden Weihnachtsmarktes werden. Er ist ein zentraler Punkt des Pakets, mit dem die Stadtmarketinggesellschaft Pro Herford im Auftrag des Stadtrats das Weihnachtslicht attraktiver für Besucher aus Herford und Umgebung machen will. Er soll vom 1. bis zum 23. Dezember ein- bis zweimal täglich über den Rathausplatz fliegen, der erstmals zusammen mit dem bewährten Alten Markt den Schwerpunkt des Weihnachtslichts bilden soll. Jetzt war der Weihnachtsmann inkognito in Herford, um sich den Platz anzuschauen und mit örtlichen Fachleuten die technischen Voraussetzungen und Bedingungen zu prüfen. Was am Ende wie Magie aussieht, ist harte Arbeit der Artisten. Die sind aus Fleisch und Blut und wollen bei allem Risiko am Ende heil wieder auf dem Boden ankommen. Nicht immer ist das in der Geschichte der weltberühmten Artistenfamilie Traber gelungen. Der Chef der Original Traber Show, Johann Traber, hat darüber ein bewegendes Buch unter dem Titel "Absturz ins Leben - Glanz und Schicksal einer Artistenfamilie" geschrieben. Die Familiengeschichte lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Eine zentrale Rolle im Buch spielt der tragische Unfall seines Sohnes Johann junior 2006 in Hamburg vor 100.000 Zuschauern. Ihm gelingt es aber, sich trotz schwerster Verletzungen mit Unterstützung seiner Familie wieder ins Leben zurückzukämpfen. Tödlicher Unfall auf dem Herforder Rathausplatz Nicht immer ist eine Show so glimpflich ausgegangen. In den 1950er Jahren ist die Schwägerin von Johann Trabers Vater auf dem Herforder Rathausplatz bei einer Trapeznummer abgestürzt, weil ein Seil gerissen war. Sie war sofort tot. "Es gibt noch einen Gedenkstein für Margot Bügler auf einem Herforder Friedhof", meint Traber. Über den Rathausplatz soll Weihnachten Johann Trabers Neffe Ramon Katriner fliegen. Der 40-Jährige sieht sich immerhin in siebter Generation einer Zirkusfamilie. Er ist wie sein Vater Schweizer, die ist Mutter Australierin und die Frau Französin. Mit ihr lebt er nahe Paris. Die Pro Herford möchte gern den Weihnachtsmann aus einem Fenster hoch oben im Turm der Münsterkirche zum Flug starten lassen. Dafür müsste ein Seil von dort zum Landepunkt am anderen Ende des Platzes gespannt werden. Johann Traber und Ramon Katriner sind nun zusammen mit Justus Kleineberg und Manfred Bischof von der Pro Herford, Bettina Lange von der Unteren Denkmalbehörde, Architektin Judith Seeberg vom Kirchenkreis, dem Statiker und Presbyter Michael Tilker sowie Vikar Lars-Manuel Stötzel und Pfarrer Johannes Beer in den Turm gestiegen, um zu sehen, was möglich ist. Entscheidend ist die Frage, wie und wo das rund 75 Meter lange Seil am Baudenkmal befestigt werden kann. Entscheidung des Presbyteriums steht noch aus Dabei ist noch nicht sicher, dass das Presbyterium der Kirchengemeinde Herford-Mitte als Hausherr des Münsters überhaupt die Zustimmung gibt, den Weihnachtsmann aus dem Kirchturm fliegen zu lassen. Schließlich ist der Mann mit weißem Rauschebart nicht Teil der biblischen Weihnachtsgeschichte mit der Geburt von Gottes Sohn. Er ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts und symbolisiert das weihnachtliche Schenken. "Es gibt auch kritische Stimmen im Presbyterium", weiß Johannes Beer. Das Gremium wird am 16. Juni dazu tagen. Sowohl Manfred Bischof als auch Johannes Beer betonen aber, dass Pro Herford und Kirchengemeinde bei Veranstaltungen rund um die Kirche bisher immer gut zusammengearbeitet haben. "Es gibt auch andere Lösungen", weiß Bischof. So könnte der Weihnachtsmann am anderen Ende des Platzes starten und am Münster landen oder es müsste wie in Kassel ein Mast am Münster aufgestellt werden. "Der würde auf dem Weihnachtsmarkt aber nicht schön aussehen", meint Bischof. Alternative wäre ein Mast am Münster Noch nicht abschließend geklärt ist nach seinen Angaben, wie die Weihnachtsshow genau aussehen soll: Wird der Weihnachtsmann wie Superman alleine fliegen oder in einem Schlitten mit Rentieren? Klar ist wohl, das er von Feuerwerk "angetrieben" wird. Johann Traber lebt in Breisach am Rhein. Ein Cousin seines Vaters wohnte aber in Herford. Schausteller Lutz Hoscher hatte eine Schaubude. So hatten die Trabers auch schon Auftritte in Herford. Johann Traber und sein Vater haben in den 1970er Jahren ein Hochseil von der Münsterkirche über den Rathausplatz gespannt und sind mit dem Motorrad darüber gefahren. "Da haben wir auch erst den Pfarrer gefragt", erinnert sich Traber und fand schon damals: "Die Treppe im Kirchturm ist gefährlich." Dennoch hat er jetzt den Aufstieg noch einmal gewagt. Im James-Bond-Film Moonraker mitgespielt Schließlich hat er schon ganz andere Abenteuer erlebt. Er ist bei Koblenz mit dem Motorrad auf dem Seil über Rhein und Mosel gefahren, war zur Eröffnung der Fußball-WM in Berlin mit einer Show dabei, ist mit einem Smart am Stuttgarter Fernsehturm über 50 Meter hoch gespannte Seile gefahren und 1999 an der Zugspitze mit einem Fahrrad über einen Abgrund geradelt. Das Guinness-Buch der Rekorde weiß ein Lied davon zu singen. Auch Kinogeschichte haben die Trabers schon mitgeschrieben. So sind sie für einige Sekunden in einem Stunt im James-Bond-Film "Moonraker" von 1977 mit Roger Moore zu sehen. Der "Beißer" Richard Kiel landete nach einem Sprung auf einer Pyramide aus Artisten. Drehort war Paris. Als fliegende Weihnachtsmänner sind die Trabers auch in Bochum, Kassel, Karlsruhe, Southampton und im Europapark Rust unterwegs. Johann Traber ist sicher, dass es auch in Herford ein Erfolg wird: "Wo wir als Weihnachtsmann waren, werden wir immer wieder engagiert. Wer sich dafür nicht begeistern kann - da verstehe ich die Welt nicht mehr." Die Pro Herford plant für das Weihnachtslicht nicht nur den Flug des Weihnachtsmannes sondern auch Begegnungen mit Kindern, die kleine Geschenke bekommen. Lesen Sie auch: Ausblick auf das Herforder Weihnachtslicht 2023: Alle bekannten Informationen zum Weihnachtsmarkt

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