Duftet gut: In dieser Gärtnerei in Herford gibt es selbst hergestelltes Rosenwasser

Herford. In der Gärtnerei Schwagmeier in Herford wird Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Eine mit Holz betriebene Heizung sowie Photovoltaik auf den Dächern zur Stromerzeugung machen das ebenso deutlich wie die Tatsache, dass weitestgehend versucht wird, biologischen Pflanzenschutz zu praktizieren. "Viele Schädlinge kann man biologisch mit Nützlingen bekämpfen. Aber leider nicht alle", sagt Inhaber Heiner Schwagmeier. Rund 70 Prozent des Pflanzenschutzes funktioniere bei ihm auf biologisch verträgliche Weise. Nicht ganz so nachhaltig war es, dass bis vor knapp zwei Jahren Rosenblüten, die schief am Stielansatz oder zu nahe am Boden wuchsen, einfach abgeknipst und auf den Kompostmüll geworfen wurden. Denn die ließen sich einfach nicht verkaufen. Das war dem Sohn des Gärtnerei-Inhabers ein Dorn im Auge. Till Schwagmeier kam auf eine Idee: "Warum nicht versuchen, aus den Blütenblättern der Rosen, die ansonsten ein reines Abfallprodukt für uns waren, etwas Nützliches herzustellen?" Rosenwasser wollte der 26-Jährige daraus erzeugen, und er informierte sich, was er dafür benötigte. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Der erste Schritt: Erfahrungen sammeln Das wichtigste und fast einzige Zubehör: Eine Destille. Kurzerhand wurde die für rund 500 Euro angeschafft. Und dann wurden erst einmal Blütenblätter gesammelt. "Die müssen von den Rosenblüten mit der Hand abgezupft werden, damit wirklich nur die reinen Blüten in der Destille landen", erklärt Till Schwagmeier. Try and Error - Versuch und Irrtum - nach dieser Devise ging der 26-Jährige dann zunächst vor, was die Füllmenge für einen Durchgang in der Destille betraf. "Nehme ich zu viele, dann kann der Wasserdampf nicht richtig durchsteigen. Nehme ich zu wenige, dann wird die Essenz der Rosenblüten nicht richtig mitgenommen." Auch die Frage, welche Rosensorten sich am besten eigneten, beantwortete sich Till Schwagmeier mit den Erfahrungen, die er sammelte. "Die Sorten, die am meisten duften, eignen sich auch am besten, um Rosenwasser herzustellen", weiß er heute. In den so genannten Drogenkorb kommen die Blütenblätter hinein Zum Herstellen füllt Till Schwagmeier drei Liter destilliertes Wasser in den unteren Behälter der Destille. "Und oben in den Drogenkorb kommen die Blütenblätter. Der heißt bei einer Destille wirklich so." Das liege wohl an der Verwendung, für die die Destille wohl am bekanntesten sei - dem Brennen von Alkohol. "Das ist auch der Grund, weshalb jetzt jährlich der Zoll bei uns in der Gärtnerei anruft", sagt Heiner Schwagmeier schmunzelnd. "Da müssen wir dann immer ganz genau beantworten, was wir mit dem Gerät so machen." Aus den drei Litern Wasser, die unten in der Destille zum Kochen gebracht werden, werden am Ende über Wasserdampf und anschließendes erneutes Verflüssigen zwei Liter Rosenwasser. Hinzugefügt wird schließlich noch so genannter zweiwertiger Alkohol für die Haltbarkeit. "Ein Durchgang dauert in der Destille etwa zwei Stunden", erzählt Till Schwagmeier, der das Rosenwasser neben seinem normalen Vollzeit-Beruf außerhalb der Gärtnerei herstellt. 550 Fläschchen sind schon über die Ladentheke gegangen In den fast zwei Jahren, in denen die 250-Milliliter-Flaschen jetzt schon in der Gärtnerei angeboten werden, seien rund 550 Fläschchen davon über die Ladentheke gegangen. "Zurzeit mache ich mir Gedanken darüber, ob ich auch kleinere Mengen herstellen sollte, denn das Rosenwasser ist nach Öffnen nur rund drei Monate haltbar." Auch das Etikett solle noch nachhaltiger werden. "Das ist derzeit noch ein Plastik-Klebe-Etikett. Das soll es aber nicht bleiben." Von Kunden hat die Gärtnerei schon einiges an Feedback zum selbst hergestellten Rosenwasser bekommen. Man sagt ihm nach, dass es feuchtigkeitsspendend, antibakteriell, hautstraffend und pflegend sein soll. "Manche Kunden meinen auch, dass es Gelenkschmerzen lindere oder auch bei Hautirritationen wie bei der Hautkrankheit Rosazea hilft. Eine Medizin ist es aber sicher nicht. Die Kunden haben in erster Linie das Gefühl, sich etwas Gutes zu tun", meint Till Schwagmeier. Eine weitere Rückmeldung hat er übrigens auch von den Floristinnen bekommen, die im Hofladen der Gärtnerei arbeiten: "Vor allem im Winter haben sie oft mit rissigen, trockenen Händen zu kämpfen, weil sie viel mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Da haben sie sich auch eine Flasche Rosenwasser hingestellt und nutzen es. Sie sagen, das hilft."

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