Der fliegende Weihnachtsmann kommt nach Herford

Herford. Das Weihnachtslicht wird noch in diesem Jahr ein neues Gesicht erhalten: Auf dem Rathausplatz soll Handwerkskunst zu sehen sein, über der ein fliegender Weihnachtsmann auf dem Hochseil schwebt. Auf dem Rathaus- und dem Münsterkirchplatz werden die Stände vom 1. bis 23. Dezember geöffnet sein, auf allen anderen Plätzen, die ebenfalls eine Neuausrichtung erfahren, schließt der Weihnachtsmarkt am 30. Dezember. Der Haupt- und Finanzausschuss beschloss das neue Konzept, das auch Veranstaltungen auf dem Rathausplatz und Maßnahmen zur Stärkung der Markthalle umfasst, bei je einer Gegenstimmen von den Linken und der Liste 2004. Die FDP-Fraktion hatte zunächst den Neuen Markt und den Gänsemarkt, die mit jeweils 10.000 Euro gestärkt werden sollen, für benachteiligt gehalten. Ihre Bedenken konnte die Verwaltung zerstreuen: Für beide Plätze stehe sogar ein höheres Budget als in den Vorjahren zur Verfügung, so Pro-Herford-Geschäftsführer Frank Hölscher. Mit einem weiteren Beschluss kann die Stadt bis zu 500.000 Euro in die Hand nehmen. Das Ziel ist, 50.000 Besucher mehr als in früheren Jahren aus einem Umkreis von 50 Kilometern in die Stadt zu locken und auch Herforder zu Mehrfachbesuchen des Weihnachtslichts zu veranlassen. Die Stadt hofft damit auf 200.000 statt 150.000 Besucher und dadurch auch auf ein Umsatzplus von mehr als einer Million Euro. Genährt wird diese Annahme durch eine dwif-Studie zum Wirtschaftsfaktor Tourismus von 2019: Demnach geben Tagestouristen im Kreis Herford durchschnittlich 21,20 Euro aus. Das neue Konzept soll auch den Einzelhandel stärken Das neue Konzept berücksichtigt die Erkenntnisse, die die Stadtmarketingagentur Pro Herford aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage und zahlreichen Gesprächen mit den Akteuren in der Stadt gewonnen hat. Dabei war deutlich geworden, dass sich die Menschen mehr Verkaufsstände wünschen. Das Konzept geht zudem auf einen politischen Beschluss aus dem Februar zurück, nach dem das Weihnachtslicht eine Neuausrichtung erfahren soll. Hinzu kommt, dass allein der Einzelhandel die Innenstadt nicht mehr belebt, die Menschen also einen anderen Grund brauchen, sie zu besuchen. Die Mehrausgaben für das Weihnachtslicht seien deshalb auch eine Form der Wirtschaftsförderung, sagte Bürgermeister Tim Kähler, zumal der Einzelhandel in der Weihnachtszeit seine höchsten Umsätze hat. Die Leerstände würden dadurch nicht verschwinden, wie Thomas Helmerking (CDU) betonte. Seine Fraktion verbinde mit der Neukonzeption aber die Hoffnung, dass mehr Menschen das Weihnachtslicht besuchen, dabei auch in die Geschäfte gehen und später wiederkommen. Nur deshalb seien auch die hohen Investitionen, die jetzt beschlossen wurden, zu rechtfertigen. Zunehmende Leerstände und die Innenstadt-Entwicklung hin zu Wohnen, Dienstleistung und Gastronomie statt Einzelhandel lasse sich dadurch aber nur verlangsamen. Die Linke traut der Stadt die Umsetzung noch 2023 nicht zu Helmerking kündigte auch an, dass drei Mitglieder seiner Fraktion das neue Konzept, das am Freitag vom Stadtrat noch bestätigt werden muss, ablehnen werden. "Sie wollen den fliegenden Weihnachtsmann nicht." Der CDU-Fraktionsvorsitzende begründete das nicht weiter. Gerüchten zufolge soll die artistische Attraktion einigen CDU-Mitgliedern als unchristlich erscheinen. Hölscher betonte, dass die Stadt keinen Rummel plane. Die Kinder könnten Kontakt zum Weihnachtsmann aufnehmen, es würden weihnachtliche Geschichten vorgelesen und kleine Geschenke verteilt. Als Stadt müssten sie aber ein Highlight setzen, um mehr Menschen anzulocken. Und aus allen Rückfragen und Recherchen an Auftrittsorten eines solchen Artisten hätten sie die Erkenntnis gewonnen, dass das mit der Hochseilartistik funktioniere. Für die Linken lehnte Inez Déjà das Konzept ab, nicht grundsätzlich, aber sie traute der Pro Herford nicht zu, es bereits in diesem Jahr umzusetzen. Irene Broßeit bat für die Grünen darum, dass alle Möglichkeiten zum Klimaschutz ergriffen werden, darunter beispielsweise Mehrweggeschirr und die Nutzung regenerativer Energie für die Beleuchtung. Sie hielt es zudem für die richtige Zeit, jetzt eine weitere Belebung des Rathausplatzes auszuprobieren. Den Wochenmarkt hat die Stadt nie in Frage gestellt Der Wochenmarkt findet dem Gesamtkonzept zufolge weiterhin auf dem Rathausplatz statt oder verschiebt sich - sofern Veranstaltungen ihn blockieren - in Richtung Kirchvorplatz. Er habe nie in Frage gestanden, wie Hölscher betonte. Der Platz, den die Verwaltung für den schönsten in der Stadt hält, solle aber durch Veranstaltungen an Attraktivität auch für Menschen aus dem Umland gewinnen, etwa durch solche wie "Mein Sommer meine Stadt". Den beim Weihnachtslicht sehr dicht besetzten Alten Markt will die Pro Herford etwas entzerren. Auf den übrigen Plätzen sind die Standbetreiber mit den Anliegern in Gesprächen, um sie weiterzuentwickeln. Hölscher zufolge gerne auch mit einem eigenen Motto. Auch die Markthalle will die Pro Herford weiterentwickeln. So will sie das Warenangebot, vor allem im Frische-Bereich erhöhen und unter anderem in Kooperation mit Anbietern des Außen-Wochenmarktes und Anderen Leerstände in der Halle selbst besetzen. Die Waren würde sie dann für die Partner im fremden Namen und auf fremde Rechnung verkaufen. Zudem will sie das gastronomische Angebot mit Genuss-Events wie speziellen Tastings erweitern. Zudem plant sie auch, die Halle für Firmen- und Koch-Events von Gruppen zur Verfügung zu stellen.

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