Was die Schausteller zum neuen Konzept für das Herforder Weihnachtslicht sagen

Herford. Soll die Stadtmarketinggesellschaft Pro Herford ihr Konzept zur Erhöhung der Anziehungskraft des Weihnachtsmarktes in die Tat umsetzen und einen neuen Schwerpunkt in einer Achse Rathausplatz/Alter Markt schaffen? Der Haupt- und Finanzausschuss wird am kommenden Dienstag, 25. April, in dieser Frage entscheiden. Das letzte Wort hat der Rat am Freitag, 28. April. Die Stadt müsste sich den vorweihnachtlichen Spaß in diesem Jahr rund 500.000 Euro kosten lassen. Davon gehen rund 300.000 Euro in die Bespielung des Rathausplatzes und 100.000 Euro in eine Belebung der Markthalle. Allein ein täglich "fliegender Weihnachtsmann" auf dem Rathausplatz soll 90.000 Euro kosten. Für Gänsemarkt und Neuer Markt sollen im Idealfall Beschicker, Händler und Wirte aus dem Quartier eigene Konzepte entwickeln. Der Standort Linnenbauerplatz steht in Frage. Im vorbereitenden Gespräch von SPD und CDU, die im Rat eine große Koalition bilden, hat sich dem Vernehmen nach Zustimmung abgezeichnet. Ziel ist die Stärkung des Tagestourismus, des innerstädtischen Einzelhandels und der Gastronomie. Die Prognose ist ein Mehr an 50.000 Besuchern. Aus Kreisen der Beschicker und des Handels gibt es vorab Zustimmung, Kritik und Anregungen. Radewiger hätten sich früher Geld fürs Quartier gewünscht So gibt es eine Stellungnahme des Vereins Quartier Radewig. Hier wird der Schausteller Raoul Krameyer, der einen Getränkeausschank, einen Bratwurststand und die nostalgische Kindereisenbahn auf dem Gänsemarkt betreibt, zitiert: "Sowohl die Gemeinschaft Radewig als auch wir Schausteller haben in den letzten Jahren Vorschläge für Ergänzungen und besondere Highlights gemacht. Jedes Mal haben wir die Antwort bekommen, dass es keinen Spielraum dafür gebe. Da wundert es nun sehr, dass über 300.000 Euro für einen neuen Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz locker gemacht werden, um unsere Ideen dort umzusetzen." Der Verein fordert auch für die Radewig Unterstützung der Stadt: "Es wird sich immer mehr auf das Engagement Einzelner und Ehrenamtlicher verlassen. Das ist aber langsam ausgereizt." Die Beleuchtung der Radewiger Straße und die beleuchteten Torbögen würden von der Gemeinschaft Radewig finanziert, damit ein weihnachtliches Ambiente entsteht, stellt demnach Einzelhändlerin Julia Schäfer von der Boutique Salsa fest. Und: "Was sollen wir noch alles tun?" Gaby Breder vom Kinderschuh-Geschäft "eeneMeeneMuh" wünscht sich, dass die Vielfalt in Charme und Charakter der Plätze erhalten bleibt und von der Stadt nach außen sichtbar gemacht wird. Die Radewiger sprechen mit ihrem Märchenwald insbesondere Familien mit Kindern an. Louis Parpalioni vom Neuen Markt sieht Chancen im neuen Konzept Schausteller Louis Parpalioni betreibt mit seiner Familie seit über 40 Jahren den Glühweinstand auf dem Neuen Markt und will das in Absprache mit Kollegen auf dem Platz und örtlicher Geschäftswelt und Gastronomie auch weiter tun - sei es in eigener Regie oder der der Pro Herford. Ideen für weitere kulinarische Angebote gebe es schon. Er sei mit dem Geschäft 2022 "sehr gut zufrieden gewesen" sagt er. "Das Konzept für den Rathausplatz finde ich gut, weil es für Herford insgesamt gut sein kann", sagt er. Auch wenn seine Idee vom fliegenden Weihnachtsmann für den Neuen Markt nun dort verwirklicht werde. Ob das Konzept aufgeht, vermag er nicht zu beurteilen, meint aber, dass man es ausprobieren solle. Der Rathausplatz, so hofft er, gebe auch anderen Schaustellerkollegen die Möglichkeit, hier Geld zu verdienen. Schausteller Björn Laffontien betreibt das Almrauschzelt auf dem Linnenbauerplatz und die Ravensberger Himmelspforte mit dem riesigen Weihnachtsbaum auf dem Alten Markt. Der Linnenbauerplatz könnte zur Baustelle werden, wenn das H&M-Gebäude saniert wird. Dann würde es wohl zu eng für das Zelt. Doch ob der Umbau überhaupt in diesem Jahr kommt, ist längst nicht ausgemacht. So gibt sich Laffontien zuversichtlich, dass in Gesprächen eine Lösung gefunden wird. Auch dem Rathausplatz wäre er "nicht abgeneigt", fragt sich aber, ob das Konzept durchzuhalten ist, wenn dort umgebaut wird. Für neue Wege sei er aber immer offen. Für den Alten Markt kann er sich nun doch vorstellen, wieder einen imposanten Baum aufzustellen. Wunsch nach Beginn in der Woche vor Totensonntag Schausteller Frank Berghaus betreibt auf dem Alten Markt den Glühweinstand mit Glockenspiel. Er kann nicht nachvollziehen, warum das Weihnachtslicht noch auf einen weiteren Platz erweitert werden soll. "Aber ich lasse mich überraschen", sagt er. Er wünscht sich mehr Programm und sagt, dass die Lichterfahrt der Landwirte ihm jeweils den umsatzstärksten Tag bringt. Den Wunsch mit den Veranstaltungen hat die Pro Herford wohl gehört. Sie plant für den Platz eine Bühne und eine größere Fläche, sich aufzuhalten. Berghaus hat noch einen dringenden Wunsch: "Das mit den Toiletten muss dieses Mal gut werden." Im vergangenen Jahr hatte die für die stylischen Toilettenwagen beauftragte Reinigungsfirma geschlampt. Wichtig ist Berghaus auch, die Woche vor Totensonntag, nicht den Trauertag selbst, ins Fest mit einzubeziehen: "Sonst fehlt uns eine ganze Woche, weil der vierte Advent schon Heiligabend ist. Und sonst geben die Leute in der Zeit ihr Geld in Bad Salzuflen aus." Das kann in Herford niemand wollen.

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