So gefährlich ist es in der Herforder Innenstadt

Herford. Die Kreispolizeibehörde Herford nimmt unter dem Arbeitstitel "Sichere Innenstadt" große Teile der Herforder City ins Visier. Das wurde jetzt bei der Vorstellung der Kriminalitätszahlen für 2022 bekannt gegeben. Hintergrund der Entscheidung ist die Entwicklung der Straftaten in dem Bereich. Das Areal, auf das die Ermittler nun ein besonderes Auge haben, befindet sich, grob skizziert, zwischen Bahnhof, Wittekindstraße, Schillerstraße, Steinstraße und Abteistraße. "Wir setzen dort einen Schwerpunkt", so Polizeidirektor Uwe Köhler. Wie der Landrat reagiert Wie sowohl Landrat Jürgen Müller als auch Uwe Köhler betonten, seien sie vielfach auf die Entwicklung der Taten in dem Bereich angesprochen worden. Mittlerweile gibt es bei der Herforder Polizei eine statistische Bestandsaufnahme für das Areal, deren Eckdaten am Morgen vorgestellt wurden. Eine wichtige Rolle beim Straftaten-Geschehen spielt dabei auch die Großdisco Go-Parc. &bdquo;Ich war schon überrascht, dass es so stark dem Go-Parc zugeordnet werden konnte“, erklärte Jürgen Müller. Danach wurden 2022 insgesamt 127 Gewaltdelikte von der Polizei erfasst. 54 Fälle waren einfache vorsätzliche Körperverletzungen, in 55 Fällen ging es um gefährliche Körperverletzungen. Es gab zwei versuchte Tötungsdelikte – darunter Schüsse auf einen Geländewagen – als auch eine Auseinandersetzung von Jugendlichen. Dazu kommen acht Raub- und weitere acht Sexualdelikte. Starker Einbruch im Juli 2022 Die Ermittler analysierten auch, in welchen Monaten es zu den Taten kam. Dabei werden die meisten Taten im Sommer gezählt – wobei bei den 2022er Zahlen der Juli einen Einbruch auf &bdquo;nur“ fünf Taten zeigt. In diesem Monat hatte die Disco geschlossen. Von den erfassten Taten ereigneten sich 47 in der Disco selbst, so die Polizei. Bei sieben weiteren Taten ist die Disco-Adresse aufgeführt – damit werden rund 54 Taten in oder im direkten Umfeld der Großdisco erfasst. Auf der nahen Steinstraße wurden weitere 13 Taten dokumentiert, zehn Taten werden dem Bahnhof mit Vorplatz und Bahnsteig zugeordnet, fünf geschahen an öffentlichen Haltestellen. Insgesamt weist die Statistik 36 Taten auf, die auf Straßen geschahen. 86 Tatverdächtige wurden nach den Gewalttaten in dem Innenstadtbereich ermittelt, 39 kamen aus Herford, 14 aus dem Wittekindsland und 33 kamen von außerhalb. Bei den meisten Tatverdächtigen handelt es sich um junge Leute im Alter bis 25. &bdquo;Wir haben noch deutlich detailliertere Daten, die wir aber nicht vorstellen wollen“, erklärte Kriminaloberrat Peter Lehmann bei der Vorstellung der Daten. Ziel der Zusammenarbeit Einigkeit bestand darin, dass die Großdisco auch ein Ort ist, der für die jungen Leute eine hohe Anziehungskraft hat und von dem Herford als Stadt auch profitiert. Zu den möglichen Maßnahmen der Polizei könnten Kontrollen gehören und eine Zusammenarbeit mit den Disco-Betreibern. Auch die hätten ein Interesse daran, dass es in oder im Umfeld ihres Clubs nicht zu Straftaten komme. Die zwei Mordkommissionen, kurz MK, mit Bezug zur Disco, waren die MK Herrmann und die MK 30. Am 5. Juni 2022 hatte ein damals 38-Jähriger vor der Disco mehrfach auf den Geländewagen eines Bünder Geschäftsmannes gefeuert. Der Schütze wurde inzwischen wegen versuchten Totschlags in drei Fällen verurteilt. Am 23. August 2022 war es – ohne erkennbaren Grund - zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Personengruppen, eine davon kam gerade aus dem Go-Parc, gekommen. Videoaufnahmen zeigen, wie ein 16-Jähriger mehrfach auf den Kopf seines am Boden liegenden Opfers stampfend eintritt. Der junge Mann ist nicht in Untersuchungshaft, gegen ihn wird aber wegen versuchten Totschlags ermittelt.

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