Arzt aus Herford bestreitet Missbrauch von Frau und Kind in Praxis

Herford/Bielefeld. Es sind schwere Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft gegen einen Herforder Arzt erhebt: Der 50-Jährige soll bei Behandlungsterminen in seiner Praxis ein Kind mehrfach sexuell schwer missbraucht, bei anderer Gelegenheit eine erwachsene Patientin bedrängt und sexuell genötigt haben. Zum Prozessauftakt vor einer Jugendschutzkammer des Landgerichts hat der Angeklagte nun sämtliche Vorwürfe weit von sich gewiesen. Die Staatsanwaltschaft geht bisher von folgendem Geschehen aus: In der Zeit von Juli 2019 bis zum 28. Mai 2020 befand sich die damals elf Jahre alte Jenny (Namen aller Betroffenen geändert) in orthopädischer Behandlung in der Praxis des Angeklagten. Nachdem das Kind bei einem ersten Termin noch in Begleitung der Mutter erschienen war, nahm Jenny die Folgetermine alleine wahr. Bei diesen Gelegenheiten missbrauchte der Arzt das Mädchen mehrfach, mitunter schwer. Polizei durchsuchte Praxis und Privaträume Am 2. Dezember 2020 durchsuchte die Polizei nach der Anzeige des Kinds die Praxis und Privatanschrift des Mediziners. Doch, sollten die Vorwürfe zutreffen, gereichte ihm dies anscheinend nicht zur Warnung: Am 16. Oktober 2021 versuchte der Arzt, die erwachsene Patientin H. in einem seiner Behandlungsräume zu vergewaltigen. Als dies nicht gelang, ließ er von ihr ab und die Frau verließ die Praxis. Am 2. Dezember 2021, mithin exakt ein Jahr nach der ersten Durchsuchung, standen abermals Polizeibeamte in der Praxis des 50-Jährigen. Der Arzt wurde im laufenden Betrieb festgenommen, saß zwei Wochen in Untersuchungshaft. "Da ist meine Welt, die meiner Familie, ist meine wirtschaftliche Grundlage zusammengebrochen", sagte er nun vor der IV. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wies er dabei deutlich zurück. Frau habe von schwieriger Situation berichtet Im Fall der Patientin H. sei es vielmehr so gewesen, dass diese ihm zunächst unter Weinen von ihrer schwierigen finanziellen Situation berichtet und gesagt habe, dass sie dringend 2.000 Euro brauche. Auch habe sie ihn nach seiner Handynummer gefragt, schließlich habe er ihre ja auch in der Akte. Er sei darauf jedoch nicht näher eingegangen, so der Mediziner. Eine Woche später sei die Frau dann abermals in der Praxis vorstellig geworden - nun jedoch in der Mittagspause, als der Orthopäde gerade alleine in den Räumen war. Die Patientin habe dringend eine neue Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung haben wollen, so die Aussage des Mediziners. Sie sei ihm unaufgefordert in ein Zimmer gefolgt, in dem er die Bescheinigung am Rechner habe schreiben wollen. Dort habe sie ihm dann Komplimente gemacht und ihn am Hals geküsst. "Ich sagte, sie solle gehen. Doch sie versuchte mir die Hose herunterzuziehen", so der Mediziner. Dabei habe die Frau gemerkt, dass er zugegebenermaßen erregt gewesen sei. Die Patientin habe sodann gesagt "Du willst es doch auch", er aber habe sich abgewendet. "Ich war mit der Situation überfordert" Die Frau habe sodann angefangen zu weinen, abermals gesagt, dass sie dringend Geld brauche und nunmehr nach 3.000 Euro gefragt. Plötzlich sei sie wütend geworden und habe gesagt, dass dies Konsequenzen haben werde - welche, habe sie jedoch nicht benannt. "Ich druckte ihr die AU aus, sie sagte, wir würden uns wiedersehen", sagte der Orthopäde vor Gericht. "Ich war mit der Situation völlig überfordert. Ich gebe zu, ich war in dem Moment erregt. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt etwas von dem getan, was sie bei der Polizei angegeben hat." Zu den Vorwürfen des Missbrauchs der elfjährigen Jenny könne er nur sagen, dass nichts davon zutrifft. Der Prozess wird am 26. Januar fortgesetzt.

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