Hier stand einmal ein privater Tierpark mit exotischen Tieren und auch mal ein Bordell

Herford. Zu Beginn der 1950er Jahre gab es auf Herforder Stadtgebiet einen kleinen Tierpark, der von einem Geflügelhändler betrieben worden ist. Das Gelände grenze an das heutige Naturschutzgebiet Füllenbruch. Der Tierpark existierte mehrere Jahre lang. Aufgenommen hat das Foto Hans-Joachim offenbar im Jahr vor der offiziellen Eröffnung des Geländes. Es ist jetzt wieder aufgetaucht. Der Sohn des Fotografen, Jörg Bartling, weiß darüber: &bdquo;Das alte Foto wurde von meinem Vater Hans-Joachim Bartling im Jahre 1954 von der alten Brücke der Umgehungsstraße aufgenommen. Im Vordergrund ist die Oberleitung der Herforder Kleinbahn zu erkennen. Die aufgestellten Figuren lassen auf dem Gelände eine einem Märchenpark ähnliche Atmosphäre entstehen. Im Hintergrund ist neben dem hellen Gefieder-Tier ein Teil der Ställe zu erkennen. An ungefährer Stelle und Blickwinkel habe ich Fotos aus heutiger Zeit erstellt.“ Und auch andere Leser können das Foto einordnen und haben eigene Erinnerungen an das, was sie sehen: Erika Czyborra aus Vlotho schreibt: &bdquo;Im Hintergrund sind das Naturschutzgebiet Füllenbruch und das Dorf Sundern zu sehen. Ich bin in Sundern geboren und war in dem Tierpark. Da fuhr die Kleinbahn vorbei.“ "Kurze Zeit war hier auch ein Bordell" Gunther Jach erinnert sich an den ausgebauten Geflügelhof. Insbesondere lobt er aber den heutigen Tierpark Waldfrieden, der sich gut entwickelt habe: &bdquo;Der wird gut geführt und kann sich sehen lassen.“ Werner Lange kann sich noch dunkel an den Tierpark erinnern, obwohl er nie drin gewesen ist: &bdquo;Als es eine Kneipe war, hat der Besitzer auch Hühner gezüchtet. Kurze Zeit war hier auch ein Bordell.“ Lange weiß auch, dass es auf dem Grundstück eine Quelle gab, aus deren Wasser Heitkemper kurze Zeit lang Sprudelwasser gemacht hat. Rita Frentrup hat erkannt: &bdquo;Vorne ist der ehemalige private Tierpark Heitkemper an der Füllenbruchstraße zu sehen. In dem Gebäude befand sich auch eine Kneipe, die viel von den stationierten englischen Soldaten besucht wurde. Die haben dann auch mal im betrunkenen Zustand auf die Affen im Käfig geschossen. Ob dabei ein Tier verletzt wurde, weiß mein Mann nicht mehr, aber die Pinguine sollen auch ganz schlecht gehalten worden sein. Vor dem Tierpark verlief die Kleinbahntrasse nach Enger. Mein Mann und die Tochter Heitkemper sind zur gleichen Zeit zur Schule Diebrocker Straße gegangen, allerdings, wie es damals üblich war, in Parallelklassen, Mädchen und Jungen getrennt.“ Ein Privatzoo mit 300 Tieren Hans-Walter Arning weiß: &bdquo;In dem dem Naturschutzgebiet am Füllenbruch befand sich in den 1950er Jahren ein Privatzoo mit rund 300 Tieren. Eine Gaststätte mit Biergarten und ein Tanzlokal waren ebenfalls auf dem Gelände vorhanden. Die Haltestelle der Kleinbahn war in der Nähe, so konnten Besucher aus Enger und Vlotho bequem anreisen, denn ein Auto hatten zu der Zeit die wenigsten Leute. Auch der Radewiger Schützenverein nutzte das Gelände mal für ihr Schützenfest, nachdem der Verein den Festplatz im Otternbusch verlassen musste. Der Tierpark wurde aber nur wenige Jahre betrieben. Mit der Einstellung des Betriebs der Kleinbahn war der Standort für den Betreiber unattraktiv geworden.“ Ulrich Stille schreibt: &bdquo;Das Foto zeigt den kleinen Zoo von Heitkemper an der Füllenbruchstraße gleich hinter der Brücke, über die die Ringstraße führt. Heitkemper war eigentlich Geflügelhändler und hat hier zu Beginn der 1950er Jahre einen beachtlichen ,Tiergarten aufgebaut, zu dem auch eine kleine Schankwirtschaft gehörte. Mehrere dutzend Tierarten wurden hier gehalten. Unter den weit über 100 Tieren befanden sich neben heimischen Arten wie Hirschen und Füchsen auch ,Exoten. Es gab verschiedene Affenarten, Papageien und zeitweise sogar Pinguine und Robben. Für mich war die Anlage immer etwas geheimnisvoll, da es mir stets verborgen geblieben ist, was dort alles lebte. Aber gegen Ende der 1960er Jahre war es damit auch schon wieder vorbei und der Tiergarten verschwand völlig von der Bildfläche. Heute findet sich dort nur noch ein kleines Waldstück, hinter dem der Blick über das Naturschutzgebiet (seit 1977) Füllenbruch geht, das auch seine eigene Geschichte hat. Zum Beispiel befand sich hier vor dem ersten Weltkrieg für einige Jahre der Herforder Flugplatz, der aber zum Glück für Fauna und Flora nur kurzen Bestand hatte. Noch in den 1970er Jahren konnte ich auf den Wiesen im Füllenbruch Orchideen finden, sowie Bekassinen, wegen ihrer Geräusche beim Balzflug auch ,Himmelsziegen genannt, als Flugkünstler ebenso bewundern wie die zahlreichen Kiebitze, die heute leider nur noch als seltene Gäste auf den Mähwiesen und Viehweiden zu beobachten sind.“ Bernd Wilhelms erinnert sich: &bdquo;Ich erinnere mich an ein etwas aufregendes Erlebnis in dem Tierpark. Eine Tante meines Freundes hatte uns zu einem Besuch eingeladen. Vor dem Affenkäfig konnte besagter Freund es nicht lassen, spontan einen Finger durch den Draht zu stecken. Es war eine Einladung für den Affen, sofort kräftig zuzubeißen. Durch das folgende Schmerzgeschrei ließ der Affe sofort wieder von dem Finger ab. Es war keine tiefe Wunde sichtbar. Dennoch holte die resolute Tante fachfraulichen Rat bei der Dame an der Kasse. Nach kurzer Beratung wurde ein Gläschen klaren Schnapses geholt, in das mein Freund den Finger halten musste. Er jaulte noch ein wenig, trug aber keine bleibenden Schäden davon.“

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