Darum bleiben in diesen Herforder Gemeinden die Kirchen kalt

Herford. Auch die Kirchengemeinden müssen und wollen Energie sparen. Die Feiertage sind vorbei und einige Gemeinden verlegen über die kalten Monate hinweg Gottesdienste ins Gemeindehaus oder Gläubige setzen sich mit Decken in die kalte Kirche. In einigen Gemeinden bleibt alles wie gewohnt. Hier gibt es in evangelischen und katholischen Kirchen kleine bis radikale Veränderungen: Elverdissen In der Kirchengemeinde Elverdissen ändert sich nur wenig. "Wir haben eine elektrische Fußbodenheizung, im Grunde ein Nachtspeicherofen", sagt Pfarrer Michael Große. Die springe immer erst am Ende der Woche automatisch an, lade mit Nachtstrom auf und gebe dann die Wärme am Wochenende ab. Das umzustellen sei schwierig. Unter der Woche und an Feiertagen wird die Heizung aber manuell angeschaltet. Um das demnächst zu vermeiden, sollen kleinere Gottesdienste und Andachten dann ins Gemeindehaus verlegt werden. Tauffeiern sollen möglichst am Wochenende stattfinden, um die ohnehin vorhandene Wärme zu nutzen. "Wir waren aber immer schon sparsam und haben einen deutlichen Überschuss unserer Energiepauschale behalten können", sagt Große. Die Gemeinde hätte schon vor der Krise etwa auf LED-Beleuchtung, neue Fenster und Fußbodenisolation wertgelegt. Gottesdienst in kalten Kirchen halte er allerdings für problematisch: "Zu uns kommen vorwiegend ältere Menschen, die frieren auch schneller." Herford-Emmaus Die Emmausgemeinde richtet sogenannte Winterkirchen ein, sagt Pfarrerin Eva-Maria Schnarre. Das bedeutet, dass die Markus- und Christuskirche nicht mehr geheizt und nicht mehr genutzt werden. Die Gottesdienste finden stattdessen in den Gemeindehäusern statt. Die Thomaskirche hingegen werde weiter genutzt. "Große Kirchen zu beheizen verbraucht viel mehr Energie als Gemeinderäume", so Schnarre. Die Thomaskirche sei allerdings nicht viel größer als die darunter liegenden Gemeinderäume. In den anderen Gemeindehäusern werde ein Gottesdienstraum eingerichtet, auch ein tragbares Taufbecken soll es geben. "Wir hatten das mit der Winterkirche probeweise schon vor der Pandemie machen müssen", erzählt die Pfarrerin. Die Heizung in der Markuskirche war länger ausgefallen. "Da haben wir im Gemeindehaus feiern müssen, das hat auch gut funktioniert. Die Maßnahmen gelten von Januar bis März. Herford-Kreuz Vor gut 20 Jahren hat die Herforder Kreuzkirche eine Photovoltaik-Anlage angeschafft, die mittlerweile abbezahlt sei und Erträge abwerfe, sagt Presbyter und Kirchmeister Reimund Markus. Die Einspeisevergütung gehe an die Kirchengemeinde und könne für andere Rechnungen genutzt werden. Die Kirche werde weiterhin für die Gottesdienste geheizt, aber die Temperatur sei leicht gesenkt worden. Auch die anderen Räume werden sparsamer oder gar nicht geheizt, wenn es nicht erforderlich ist. "Wir verlegen Sitzungen öfter vom großen Saal in das kleinere Presbyterzimmer", sagt Markus. Das sei als einziger Raum für spontane Treffen immer beheizt. Das Gemeindebüro werde weniger warm und nicht an allen Tagen geheizt. Eine Heizungsanlage ermögliche separate Einstellungen für jeden einzelnen Raum. Auch bei der Beleuchtung wird gespart. Es gibt laut Markus nur noch LED-Lampen. Herford-Marien Stiftberg In den Kirchen und Gemeindehäusern der Marien-Kirchengemeinde Stiftberg wird die Grundtemperatur gesenkt, sagt Pfarrerin Frauke Wagner. Von 16 Grad vorher wird die Temperatur in der Kirche auf 13 Grad gesenkt, im Gemeindehaus waren es vorher 19 Grad und jetzt 17. Bei Veranstaltungen werde es wieder etwas wärmer. "Das Presbyterium will den Energiesparmaßnahmen natürlich Respekt zollen, aber wir wollten auf jeden Fall weiter Gottesdienste in der Kirche feiern", so Wagner. "Gerade in diesen komischen Zeiten und nach zwei Wintern mit Corona braucht es einen Ort, wo man gerne hinkommt." Herford-Mitte Die Kirchengemeinde Herford-Mitte hat sich dazu entschlossen, die Münsterkirche ab Januar durchgängig nur noch auf 10 Grad zu heizen, sagt Pfarrer Johannes Beer. Ein höheres Aufheizen zu den Gottesdiensten und Konzerten finde dann nicht mehr statt. In der Jakobi-Kirche bleibt es hingegen bei 15 bis 16 Grad. Die Situation in der Johanniskirche bleibt unverändert. "Da haben wir die Heizung aber schon vor Jahren ausgebaut, weil sie defekt war. Da ist es sowieso kalt", so Beer. Dadurch habe man auch Erfahrung mit kalten Gottesdiensten, zum Beispiel an Heiligabend klappe das wunderbar. "Manche sind ja auch groß geworden in Kirchen ohne Heizung. Andere haben es gerne wärmer." In die Gemeindehäuser auszuweichen sei aufgrund der Größe und Fülle der Gottesdienste schwierig. Die politisch gewollte Einsparung um 20 Prozent werde aber gut erreicht, wenn die größte Kirche nicht mehr extra aufgeheizt wird. Die Orgeln kämen mit der Kälte auch gut klar. "Im Kölner Dom hatte die Aufsicht früher regelmäßig die Aufgabe, die Weihwasserbecken von Eisschichten zu befreien. Und die haben auch gut funktionierende Orgeln", scherzt Johannes Beer. Wichtig sei nur, dass nicht zu schnell aufgeheizt oder abgekühlt würde. "Sonst schlägt sich die Feuchtigkeit aus der Luft an der Orgel nieder und es gibt Schimmelbildung." Herford-Petri (ref.) Die Kombination aus Kirche und Gemeindehaus in einem Gebäude hat einen Vorteil bei den Energiesparmaßnahmen. Der Kirchraum sei zwar vergleichsweise klein, aber auch sehr warm im Vergleich zu anderen Kirchen, sagt Pfarrer Bodo Ries. Außerdem sei die Kirche, die mit einer Gasheizung automatisch geheizt werde, gut isoliert. Die Temperatur in der Kirche beträgt jetzt 18 Grad, früher lag sie bei 19,5 Grad. Der Temperaturunterschied sei spürbar, sagt Ries. Aber das halte die Kirchgänger nicht vom Besuch ab. Herringhausen Pfarrerin Simone Rasch sagt, die Gemeinde Herringhausen ziehe ab dem 9. Januar in die Winterkirche ins Gemeindehaus. Bis Ende Februar werde die Kirche komplett stillgelegt. "Wir folgen damit den Empfehlungen der Landeskirche", sagt Rasch. In der Zeit werde dann auch der Organist nicht in der Kirche proben können. "Sonst müssten wir ja doch teilweise heizen, das wäre kontraproduktiv." Alle anderen Gruppen würden sich ohnehin schon im Gemeindehaus treffen. Der erste warme Gottesdienst bei 16 Grad - auf diese Temperatur war im Herbst schon von 18 Grad reduziert worden - soll wieder zum Weltgebetstag am 3. März in der Kirche stattfinden. Laar In der Gemeinde gibt es nur drei Gottesdienste pro Monat, allerdings weil es keinen eigenen Pfarrer gibt. "Dadurch sparen wir schon", sagt Presbyter Gerhard Uffmann. Außerdem werde die Temperatur in der Kirche bei den Gottesdiensten auf 16 Grad gebracht, unter Woche bleibt die Kirche kalt. Es werden Kissen und Decken für die Besucher ausgelegt, die auch gerne angenommen werden, sagt er. Zu einem Besucherrückgang haben die Maßnahmen bisher nicht geführt. "Im Gegenteil, es ist etwas mehr geworden", sagt Uffmann. Das liege vermutlich an der Neugier auf die neuen Pfarrern Große und Rasch, die am ersten und dritten Sonntag Monat in Laar Gottesdienst halten. Am zweiten Sonntag finde eine musikalische Andacht statt. Pastoraler Raum Wittekindsland Die katholischen Kirchen im Pastoralen Raum Wittekindsland werden auf einer Grundtemperatur von acht Grad gehalten, sagt Pfarrer Gerald Haringhaus. Zum Sonntag werde dann auf zwölf Grad geheizt. Die Gottesdienste finden weiterhin in der Kirche statt. "Das funktioniert ganz gut. Zumindest ist bei mir noch kein Murren angekommen", sagt Gerald Haringhaus. Zu sparsames Heizen komme zudem auch nicht in allen Kirchen in Frage, weil sonst die Luftfeuchtigkeit zu hoch werde."Das ist zum Schutz der Orgel und der Kunstgegenstände nötig", sagt Gerald Haringhaus. Wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch werde, springe die Heizung automatisch an.

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