Tausende Euro: Kunden werfen Herforder Boxspring-Firma Betrug vor

Herford. Familie Nunami fühlt sich betrogen. Für ein neues Boxspringbett hat das Paar aus Bielefeld die Hälfte des Preises angezahlt. &bdquo;3.200 Euro“, erzählt Bernd Nunami (alle Namen von der Redaktion geändert). Das belegt eine Überweisung an das Herforder Unternehmen Haskins Betten GmbH & Co. KG. Doch das Bett haben sie auch Monate später nicht erhalten, sagt der Mann im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Nunami: &bdquo;Wir sind immer wieder vertröstet worden.“ So wie Familie Nunami ist es auch anderen Kunden des Herforder Unternehmens ergangen. Sie werfen Haskins Betten GmbH & Co. KG betrügerisches Handeln vor. Familie Nunami hat sich mit ihrem Fall an die Zeitung gewandt. &bdquo;Mir geht es vor allem darum, andere Menschen zu warnen, auch auf diese Masche hereinzufallen“, sagt der Bielefelder. Dass er sein Geld zurückbekomme, davon gehe er nicht mehr aus. Mit anderen Betroffenen hat er sich zusammengeschlossen, einen Anwalt eingeschaltet und Anzeige bei der Polizei Herford gestellt. Kunden sollen immer wieder vertröstet worden sein Zwölf derjenigen, die sich betrogen fühlen, tauschen sich regelmäßig aus. Der Warenwert alleine bei diesen zwölf Personen summiere sich nach Angaben des Bielefelders auf bis zu 60.000 Euro. Erste Anzeigen gegen das Herforder Unternehmen liegen laut Polizeisprecherin Julia Dowe der Polizeibehörde Herford vor. Bernd und Vanessa Nunami sitzen gemeinsam mit den ebenfalls Betroffenen Michael und Nina Matushek aus der Nähe von Osnabrück am Küchentisch und erzählen der NW von ihren Erfahrungen, zeigen Schriftstücke und Auszüge der Kommunikation zwischen ihnen und dem Unternehmen. Der Bielefelder Nunami habe im Januar bei Haskins Betten ein Boxspringbett bestellt. Das Möbelstück sollte 6.500 Euro kosten. Etwa die Hälfte habe er somit angezahlt. Das Bett sollte innerhalb von acht bis zwölf Wochen geliefert werden. &bdquo;Daraus wurden 14 Wochen, dann 18 Wochen“, so Nunami. Verzögerung erst mit Corona erklärt Erst habe das Unternehmen die Verzögerung mit Corona erklärt, dann hätte es &bdquo;Materialmangel“ geheißen, sagt der Mann. &bdquo;Im Juli war ich erneut in Herford und wurde wieder vertröstet.“ Ähnliches belegt eine E-Mail an die Familie vom 31. August, die die NW eingesehen hat. Knapp einen Monat später, am 23. September, haben die Nunamis einen Brief von Haskins Betten GmbH & Co. KG erhalten: Die Firma hat in einem Schreiben mitgeteilt, beim zuständigen Insolvenzgericht in Bielefeld einen Insolvenzantrag gestellt zu haben. Das Schreiben, das der NW vorliegt, hat auch die Familie Matushek erhalten. Michael Matushek ist via Facebook auf Haskins Betten aufmerksam geworden. Dreimal waren er und seine Frau im Herforder Showroom an der Goebenstraße, erzählen sie im persönlichen Gespräch, ehe sie am 1. Juli einen Kaufvertrag für ein Boxspringbett abgeschlossen hätten. Polizeibehörde Herford liegen mehrere Anzeigen vor &bdquo;Wir haben bar 1.850 Euro angezahlt“, sagt der Mann. Ende August sollte das Bett geliefert werden. &bdquo;Wir haben extra alles im Schlafzimmer für das neue Bett umgebaut, das ärgert mich fast am meisten“, sagt Nina Matushek. Eine Vertröstung folgte nach Angaben des Paares auf die nächste. &bdquo;Dann wurden nach und nach Bilder des Unternehmens online entfernt, am 20. September wurde die Website gelöscht, am 21. September war ich vor Ort in Herford, aber wegen Renovierungsarbeiten war der Showroom geschlossen“, sagt Matushek. Zwei Tage später erreichte auch das Paar aus der Nähe von Osnabrück eine Insolvenzbekanntmachung per E-Mail von dem Unternehmen. &bdquo;Kurios ist“, sagt Matushek, &bdquo;dass kurze Zeit später auf dem Portal ’E-Bay-Kleinanzeigen’ diverse Boxspringbetten der Marke Haskins auftauchten.“ Er habe Kontakt mit dem Verkäufer aufgenommen, &bdquo;doch auf die Bitte um ein Treffen reagierte dieser abweisend“, so Matushek. Kommentator wirft Firma Weiterverkauf vor Auch der Kommentar auf dem Bewertungsportal Trustpilot eines weiteren Geschädigten mit dem Namen Heiko Froehlich geht in diese Richtung. Der Kommentator wirft dem Unternehmen nach der Insolvenzbekanntmachung einen Weiterverkauf der Ware vor: &bdquo;Klassischer Betrug. Firma kassiert Anzahlung, liefert nicht“, schreibt er am 15. Oktober. Michael Matushek hat direkt nach der Insolvenz-Nachricht Anzeige bei der Polizei in Osnabrück gestellt. Nunami hat sich Rechtsbeistand geholt und dem Unternehmen eine Frist gesetzt, die bestellte und angezahlte Ware zu liefern, und ebenfalls Anzeige bei der Polizei in Herford erstattet. Der Polizeibehörde Herford liegen darüber hinaus drei weitere Anzeigen gegen die Betten-Firma vor, bestätigt Polizeisprecherin Julia Dowe. Alle Anzeigen haben den gleichen Tenor. Ein vierstelliger Betrag für ein neues Boxspringbett wurde angezahlt, doch die Ware wollen die Kunden nie erhalten haben, skizziert die Sprecherin. Eine Anzeige komme aus Österreich, zwei kämen aus Deutschland. Noch kein Insolvenzverfahren eröffnet Beim zuständigen Amtsgericht Bielefeld kann der Pressesprecher sowohl am 19. als auch am 27. Oktober keine Auskunft zu einer Insolvenz geben. Nur so viel ist zu erfahren: Es ist noch kein Insolvenzverfahren eröffnet worden. Das könne daran liegen, so der Sprecher, dass ein Antrag zwar eingegangen ist, aber noch Unterlagen fehlen. 2017 hat sich das Unternehmen Haskins Betten GmbH und Co. KG in Herford gegründet. An der Goebenstraße gab es einen Showroom mit Boxspringbetten. Über die im Internet bei Google zu findende Telefonnummer hat die Neue Westfälische auch nach mehrmaligen Versuchen niemanden erreicht. Es lief eine Bandansage: &bdquo;Guten Tag, Ihr Anruf kann im Moment nicht entgegengenommen werden. Bitte rufen Sie später wieder an.“ Eine weitere Nummer aus England – die Geschäftsführer sollen britische Wurzeln haben – ist nicht mehr verfügbar. Mangelhafte Bewertungen im Internet häufen sich Eine Recherche auf dem Online-Bewertungsportal Trustpilot ergibt mehr als 125 Bewertungen. Insgesamt wird das Unternehmen Haskins Betten GmbH und Co. KG mit 2,4 &bdquo;mangelhaft“ bewertet. Die Kommentare aus den Monaten September und Oktober lesen sich vernichtend und haben alle den gleichen Tenor: Sie warnen vor der Firma und dem Geschäftsmodell. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten haben die Geschädigten ihre Ware angezahlt. Bei Familie Nunami war es im Januar, bei den Matusheks im Juli. Ein Trustpilot-Kommentator mit dem Namen &bdquo;alex aut“ schreibt, dass er erst 14 Tage vor dem Insolvenzschreiben 4.500 Euro für ein Bett bezahlt habe. Er habe dafür eine Bestätigung bekommen, doch die Ware will er nie erhalten haben. Die neuesten Rezensionen über Google sind ebenfalls negativ. Weiter in der Vergangenheit gibt es fast ausschließlich 5-Sterne-Bewertungen. Im Mittelfeld existieren so gut wie keine Beurteilungen.

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