Überfälle auf Tankstellen: Wie sich Angestellte und Zeugen in der Situation richtig verhalten

Kreis Herford/Kreis Minden-Lübbecke. Immer wieder kommt es in der Region zu Überfällen auf Tankstellen: Unbekannte betreten den Verkaufsraum, bedrohen Angestellte und Kunden mit Waffen und sind dann so schnell wieder weg wie sie gekommen sind. Erst am Dienstag kam es in Herford erneut zu genau so einem Vorfall. Doch wie verhält man sich in einer solchen Situation richtig? &bdquo;Das ist immer personen- und situationsabhängig", sagt Kriminalhauptkommissar Oliver Thamm, der im Bereich Kriminalprävention und Opferschutz bei der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke tätig ist. Es gelte immer abzuwägen. Die 34-jährige Angestellten, die nun in der Avia-Tankstelle an der Mindener Straße in Herford von zwei Männern mit Schusswaffen bedroht wurde, gab den Tätern knapp 1.400 Euro. Früher habe es immer geheißen &bdquo;besser ein lebender Zeuge als ein toter Held", so Thamm. So hart würde das heute zwar keiner mehr formulieren, aber als Verhaltensregel behielte der Satz seine Gültigkeit. Wenn man nur den geringsten Zweifel daran habe, den Überfall abwehren zu können, sei es viel wichtiger, zu beobachten. Auf Details achten Denn auch, wenn die Polizei schnell vor Ort ist, fehlt von vielen Tätern nach dem Überfall schnell jede Spur. Hier sind die Ermittler dann dringend auf Zeugenhinweise und Täterbeschreibungen angewiesen - und diese sind oft ungenau und ähneln sich: "Der Täter trug dunkle Kleidung und eine schwarze Maske" lautete beispielsweise die Beschreibung des Mannes, der Anfang November die Aral-Tankstelle an der Salzufler Straße in Herford überfiel. Viele Täterbeschreibungen seien auch in Anbetracht des Angstmomentes sehr ungenau, berichtet Oliver Thamm. Häufig würde es heißen: &bdquo;Der Täter war groß und dunkel gekleidet". Doch eine solche Täterbeschreibung hilft den Ermittlern kaum weiter. Wenn möglich, sollten die Opfer Ruhe bewahren und auf markante Details achten. Zum Beispiel, ob der Täter tätowiert ist, irgendwo eine Narbe hat oder eine besonders auffällige Jacke trägt. &bdquo;Das ist hilfreich", sagt Thamm. Noch besser sei, wenn der Zeuge sogar noch das Fluchtfahrzeug beschreiben könne. Überfälle kurz vor Feierabend Ebenfalls im gleichen Monat wurde eine Tankstelle in Espelkamp überfallen. Und neben der ungenauen Täterbeschreibung haben diese Fälle noch etwas gemeinsam: Sie alle ereigneten sich in den späten Abendstunden. Die Polizei hat festgestellt, dass die kritische Phase für Überfälle der herannahende Feierabend in Supermärkten oder Tankstellen ist, weil es dann am ruhigsten ist und die Täter glauben würden, dass dann das meiste Geld da ist. Die Erfahrung würde auch zeigen, dass die Räuber häufig warten, bis sie es möglichst nur noch mit einem Opfer zu tun haben. Aber auch bei zwei Angestellten schlagen Räuber zu und auch Überfälle mit mehreren Kunden im Laden kommen immer wieder vor. Sich nicht selbst in Gefahr bringen Auf Diskussionen mit dem Täter oder den Tätern sollte man sich besser nicht einlassen, rät der Kriminalhauptkommissar. Die herausgegebene Beute sei auch in der Regel versichert. Sollte ein sogenannter &bdquo;stiller Alarm" vorhanden sein und werde dieser gedrückt, dann würde sich die Polizei unauffällig verhalten und ohne Blaulicht vorfahren, um den Täter nicht nervös zu machen. Eine Generalformel für alle Situationen gebe es nicht. Nur die: Niemand sollte sich selbst in Gefahr bringen. Das gelte im Übrigen auch, wenn man Zeuge einer Schlägerei werde. Es gelte zwar der Grundsatz, dass Hilfeleistung in Not eine Bürgerpflicht sei, doch auch hier sei die Zivilcourage wieder personen- und situationsabhängig. In der Strafprozessordnung sei geregelt, dass prinzipiell jeder Bürger eine Festnahme durchführen darf. Wer eine Straftat beobachte, solle sich auf alle Fälle als Zeuge zur Verfügung stellen. Zwar müsse man dann damit rechnen, bei einem Ermittlungserfolg auch als Zeuge vor Gericht vorgeladen zu werden, doch das sollte niemanden von einer Aussage abschrecken.

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