Kein Nachmieter gefunden: Herforder Café Kettler schließt endgültig

Herford. Die Entscheidung ist gefallen: Das renommierte Café Kettler stellt den Café-Betrieb zum Ende des Jahres ein, da kein Nachmieter gefunden wurde. Ab Januar des kommenden Jahres findet in den Geschäftsräumen im ersten Obergeschoss der Abverkauf von Inventar und diversen Backmaschinen und Dekoartikeln statt. Der Außer-Haus-Verkauf geht hingegen bis Mitte März des kommenden Jahres weiter. Im September sorgte die Meldung für Bestürzung unter den Stammgästen des Traditions-Cafés im Herzen der Herforder Innenstadt: Das 1995 eröffnete Café von Heide und Thomas Kettler wird spätestens zum 31. März des kommenden Jahres für immer seine Pforten schließen. Grund hierfür sind in erster Linie familiäre Gründe. Tochter Celine (22) leidet unter dem seltenen Rett-Syndrom, muss sich im kommenden Frühjahr einer schwierigen Operation unterziehen, danach folgt eine langwierige Reha-Maßnahme. Die Betreuung und Pflege ihrer Tochter stehe natürlich im Vordergrund und sei mit dem arbeitsintensiven Betrieb des Cafés nicht mehr zu vereinbaren. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Ab Januar startet der Verkauf des Inventars &bdquo;Wir möchten für unsere Gäste jetzt Klarheit schaffen und haben Nägel mit Köpfen gemacht“, sagt Thomas Kettler (59) und informiert darüber, dass der Café-Betrieb zum 31. Dezember eingestellt wird. &bdquo;Der Außer-Haus-Verkauf geht aber bis Mitte März weiter“, verspricht er. Viele Firmen sind Stammkunden der Kettlers, lassen sich zu Jubiläen oder anderen Anlässen mit hausgemachten Torten oder Pralinen aus der Konditorei beliefern. &bdquo;Ab Januar des kommenden Jahres werden wir im ersten Obergeschoss dann den Abverkauf des Inventars starten“, berichtet Heide Kettler (57). Verkauft werden unter anderem Blumen, Deko, Tische, Stühle, Lampen, aber auch Arbeitsgeräte aus der Konditorei, wie zum Beispiel eine mechanische Knetmaschine. &bdquo;Die teilweise 50 bis 70 Jahre alten Rezepte aus den Hansberg-Zeiten werden wir aber nicht verkaufen“, betont Heide Kettler weiter. In der heutigen Zeit würde kaum noch einer so viel Aufwand betreiben, um eine Backmischung wie früher herzustellen. Dazu fehle entweder das Know How oder aber die Zeit an sich. &bdquo;Mit den alten Rezepten zu backen, erfordert viel Liebe und Hingabe“, ist sie sich sicher. Die alten Rezepte bleiben in Familienbesitz &bdquo;Leider haben wir keinen Nachmieter gefunden, so dass unser Zeitplan nun steht“, bedauert Thomas Kettler. Zwei Interessenten habe es gegeben, doch beide haben den Vermieter der schmucken Immobilie in der Höckerstraße versetzt. &bdquo;Das ist insbesondere ärgerlich, da der Vermieter extra aus Hamburg angereist war“, schüttelt Kettler den Kopf. Ganz so einfach dürfte eine Weitervermietung auch nicht werden, angesichts steigender Energiekosten und der aktuellen Wirtschaftslage mit hoher Inflationsrate, vermuten die Kettlers, die ihre Entscheidung aber schon vor Beginn der Energiekrise getroffen haben, sich nun aber auch bestätigt fühlen, den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben: &bdquo;Unser Stromanbieter informierte uns kürzlich darüber, dass sich der Strompreis für unser Café verdreifachen werde, das ist schon eine Hausnummer.“ 2023 &bdquo;Gesundheitsjahr“ der Kettlers &bdquo;Das kommende Jahr wird unser Gesundheitsjahr“, erklärt Thomas Kettler. Die letzten dreißig Jahre hätten bei beiden auch ihre gesundheitlichen Spuren hinterlassen. Hier das Knie, dort die Hüfte. Jetzt gilt es, sich endlich mal um sich selber kümmern zu können. Auch, wenn das sicher erst einmal Überwindung kostet und schrecklich ungewohnt sein wird. &bdquo;Wir freuen uns darauf – und es ist wirklich nötig“, sind sie sich sicher. Und danach? &bdquo;Ich werde nach dann 40-jähriger Arbeitszeit in den Vorruhestand gehen, meine Frau wird vielleicht an der Volkshochschule ein paar Kurse geben“, so Kettler weiter. Schon seit 1881 befindet sich in dem denkmalgeschützten Haus eine Konditorei mit Café. Viele Herforderinnen und Herforder werden sich noch an die einstigen Namen wie Hansberg, Leysieffer oder auch Möwenpick erinnern. Für die Sanierung der denkmalgeschützten Fassade hatte der Verein für Herforder Geschichte den Besitzern Jörg Kirsten Herrig und seiner Familie im letzten Jahr die Pöppelmann-Medaille verliehen.

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