Schwerlastverkehr: Anlieger sperren einfach die Zufahrt zur Baustelle in Herford

Herford. "Eigentlich habe ich keine Lust mehr", sagt Edelgard Krüger. Die Anliegerin des Donopweges in Stedefreund meint damit, dass sie und eine Gruppe weiterer Stedefreunder schon seit langer Zeit immer wieder auf Probleme aufmerksam machen, die in Zusammenhang mit dem Bau des neuen Wohngebietes im Bereich Im Obernholz/ Stedefreunder Straße entstehen könnten. Doch die "Stedefreunde" wie sich die Gruppe selbst nennt, fühlt sich bis heute nicht ernst genommen. Vor allem aus Gründen des Naturschutzes und aufgrund fehlender Infrastruktur im Stadtteil Stedefreund war die Gruppe der Ansicht, dass das Gebiet, in dem 60 bis 70 Wohneinheiten entstehen werden - neben Einfamilien- und Doppelhäusern auch zwei Mehrfamilienhäuser - nicht in den Ortsteil passen würde. Eine Klage gegen das Neubaugebiet allerdings scheiterte vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster. Im Juni dieses Jahres hatte das Gericht nach der Normenkontrollklage, die Anwohner Klaus Himmelmann stellvertretend für die Initiative Stedefreunde eingereicht hatte, entschieden, dass es im planerischen Ermessen einer Stadt liege, welche städtebaulichen Ziele sie verfolge. Grundsätzlich hätten sie nichts gegen das Baugebiet und den Zuzug neuer Menschen, betonen die Anwohner. Allerdings hatten sie sich Sorgen um die Natur, die Verkehrssituation und auch um den Aspekt gemacht, dass der Mischwasserkanal bereits jetzt nicht ausreichend dimensioniert sei. "Immer wieder kommt es deshalb zu Überflutungen und Schmutzwasser fließt die Straßen entlang bis in die Holtbeke", so Anwohnerin Ute Germies. Vorgesehene Erschließung über die Stedefreunder Straße ist im Moment nicht möglich Als das Oberlandesgericht allerdings im Sommer seine Entscheidung getroffen hatte, habe man diese akzeptiert, sagt Klaus Himmelmann, dem mittlerweile auch die schriftliche Begründung des Urteils vorliegt. Doch nun gibt es ein anderes Problem. "In der Begründung vom Gericht heißt es eindeutig, dass die Erschießung des Baugebietes allein über die Stedefreunder Straße erfolgen soll. Das ist aber derzeit - im Zuge der Bauarbeiten - nicht der Fall", so Himmelmann. Das Problem: Eine Baustelle der Stadtwerke, die entlang des neu getauften Luchsweges Versorgungsleitungen legen. Seit dem 10. Oktober ist die kleine Straße gesperrt, und die zum Teil schweren Baufahrzeuge fahren deshalb genau dort entlang, wo es die Anlieger vermeiden wollten, nämlich über die Straße Im Obernholz und über den Donopweg. "Auf unsere Anfrage bei der Stadt hieß es zunächst, das sei innerhalb von zwei Wochen erledigt. Jetzt sind es aber schon fast drei Wochen und die Bauarbeiter sagten uns, dass es wohl noch 14 Tage dauern würde", so Himmelmann. Verkehr in Richtung Baustelle birgt nach Ansicht der Anwohner einige Gefahren Viel Geduld hätten sie nun schon bewiesen, aber so langsam sorgten sie sich doch, dass etwas passieren könne, sagen die betroffenen Anwohner. Eltern ließen ihre Kinder nicht mehr allein zu Fuß über die schmalen Straßen gehen, an denen es zum Teil noch nicht einmal einen Fußweg gebe und über die die breiten Bau- und Anlieferfahrzeuge mit "ziemlich hoher Geschwindigkeit" fahren. "An der Kurve zum Donopweg fahren die breiten Lkw ständig über die Bürgersteige, zum Teil sind die schon kaputt gefahren", sagt Ernst Herold, der auch noch eine ganz andere Gefahrenquelle ausgemacht hat. "Dort sind überall kleine Klappen im Boden mit der Aufschrift Gas. Das sind Absperr-Vorrichtungen, die zeigen, dass die Gas-Leitungen hier ziemlich dicht unter der Oberfläche liegen." Es sei letztlich aus seiner Sicht "lebensgefährlich", dass dort ständig derart schwere Fahrzeuge drüber fahren. Um ihre Sorgen ein weiteres Mal deutlich zu machen, trafen sich am Samstagmorgen einige der Anlieger genau an der Stelle, an der derzeit der meiste Baustellenverkehr passiert. "Wir sperren hier heute Morgen die Straße", so Himmelmann. Doch die Lkw blieben am Samstagvormittag aus. "Sonst ist hier auch am Samstag mehr los. Wahrscheinlich liegt es am Feiertag am Dienstag, dass es heute so ruhig ist", vermuten die Anwohner. "Am vergangenen Mittwoch habe ich in der Zeit von 8 Uhr bis 8.30 Uhr zehn Lkw gezählt. Das ist die Normalität zurzeit", verdeutlicht Ute Germies das Problem. Mit ihrer erneuten Aktion hoffen die Stedefreunde, sich vielleicht doch noch ein wenig Gehör bei der Stadt zu verschaffen, wie sie sagen. "Die Situation ist im Moment so einfach nicht tragbar."

Meistgelesen