Gebäude am Gänsemarkt in Herford bringt Gastronomen kein Glück

Herford. Zwischen der Eisbar Kurz und der Quartierlounge liegt einer der wenigen echten Leerstände in der Radewig. Das historische Gebäude am Gänsemarkt hat eine bewegte Zeit hinter sich. Innerhalb weniger Jahre haben sich die Gastronomen hier die Klinke in die Hand gegeben. Letzter Pächter war das Spicy-Rhino, das nur wenige Wochen nach der Eröffnung coronabedingt wieder geschlossen hatte. Jetzt steht das Ladenlokal schon fast ein Jahr lang leer. "Es ist ein trostloser Fall", sagt der ehemalige Vorsitzende des Vereins "Quartier Radewig" (ehemals ISG Radewig), Hans Koch. Sein Nachfolger Stefan Kurz sagt im Gespräch: "Das Konzept hat hier nie gepasst." Hier soll wieder Gastronomie hin Der Vorstand des Vereins will den Leerstand wieder mit Leben füllen. Der Gänsemarkt mit seinen historischen Gebäuden und den vielen inhabergeführten Geschäften und Lokalen biete sich förmlich zum Hingehen und Aufhalten an, sagt Kurz, der die gleichnamige Eisbar betreibt. "Gastro passt hier gut hin." Schließlich liege der Platz ideal - im Hochsommer gebe es von 13 bis 19 Uhr Sonne pur. Perfekt für Außengastronomie. Kurz sieht einen weiteren Gastronomen nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil: Mehr Gastronomie belebe den Platz. Nach Angaben von Koch habe ein "guter Herforder Gastronom" Interesse an dem Objekt gehabt. Doch die Idee soll geplatzt sein. Eigentümer und künftiger Pächter seien sich preislich nicht einig geworden. Derweil steht in den Räumen im Erdgeschoss noch Mobiliar, ein Hinweis an der Fensterscheibe verrät, dass das "Spicy-Rhino" schon lange nicht mehr drin ist. Hintergrund der Schließung seien die "hohen Inzidenzzahlen" und die "damit verbundenen Auflagen für die Gastronomie" gewesen. Auf dem Zettel ist von einer vorübergehenden Schließung die Rede, doch wieder eröffnen wird das "Spicy-Rhino" nach NW-Informationen wohl nicht mehr. Auf der Homepage ist zu lesen: "Das Spicy-Rhino musste den Geschäftsbetrieb einstellen. Wir bedanken uns bei unseren Gästen für die vergangenen Monate." Der Inhaber Johannes Althoff hat sowohl das Lokal in Herford als auch das gleichnamige Restaurant in Paderborn geschlossen. Viele Wechsel in kurzer Zeit Der Standort am Gänsemarkt, wo sich auch das Glockenspiel befindet, scheint kein Glück zu bringen. Nachdem die Spielhalle dort auszog, eröffnete Mitte Juni 2019 das "Brauhaus zum goldenen Handwerk". Kaum war das Lokal geöffnet, hat das Kreisveterinäramt den Riegel vorgeschoben. Das war Anfang August 2019. Grund für die Überprüfung sollen Anwohnerbeschwerden über das vermehrte Auftreten von Ratten im Hinterhof gewesen sein. Unter anderem war bemängelt worden, dass Lebensmittel auf dem Boden der Küche gelagert worden seien. Das "Quartier Radewig" kritisierte damals in diesem Zusammenhang die generellen "Schmuddelecken" des Viertels rund um das seit Jahren geschlossene Dohm-Hotel und die Tatsache, dass hier nichts getan werde. Das Gebäude sowie mehrere andere Häuser rundherum hat mittlerweile die Stadt gekauft. Das Gelände soll entwickelt werden. Zurück zum Leerstand am Gänsemarkt. Im Januar 2020 ist das "Gasthaus zum goldenen Handwerk" geschlossen worden. Bekannt wurde kurze Zeit später, dass die Betreibergesellschaft "Gastro Kamp 31 UG" Insolvenz angemeldet hatte. Unter neuer Leitung aus Detmold ging es mit dem gleichen Namen Ende Mai 2020 weiter - trotz coronabedingten Einschränkungen. Doch auch hier blieb das Lokal nicht lange auf. Im November 2020 war die Gaststätte wieder dicht - auch der zweite Gasthaus-Betreiber soll Insolvenz angemeldet haben. Ketten sind in der Radewig nicht erwünscht Im August 2021 dann der erneute Gastronomie-Versuch: Die BBQ-Bar "Spicy-Rhino" eröffnet. Der Betreiber habe sich nach Angaben von Hans Koch "richtig reingehängt" - doch dann schlugen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch hier zu. Anfragen der NW vom "Spicy-Rhino" blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Nach Informationen dieser Zeitung soll der einstige Betreiber der Spielhalle mit dem Vermieter des Gebäudes am Gänsemarkt noch einen Pachtvertrag haben. Der Betreiber verpachtet das Lokal indes weiter. Der Vorstand des "Quartier Radewig" will erneut Kontakt mit dem Vermieter des Objektes aufnehmen, um den Leerstand im Sinne der Quartiersentwicklung endlich wieder zu beleben. Generell, so Stefan Kurz, seien die Einzelhändler in der Radewig gestärkt aus der Krise herausgegangen. Das sagt auch Hans Koch: "Sie waren kreativ und haben sich was einfallen lassen, sich gegenseitig inspiriert." Das Viertel entwickle sich stets weiter und komme gut an. Das zeige auch die Anzahl der wenigen Leerstände. "Die meisten werden derzeit renoviert", sagt Kurz. Durch Corona und die Preissteigerungen aufgrund der Krisen dauere das oftmals länger als geplant. Das Quartier gibt sich zuversichtlich und setzt auf inhabergeführte Konzepte - ob im Einzelhandel oder der Gastronomie. "Wir wollen keine Ketten", sagt Koch und begründet seine Aussage wie folgt: "Mit denen lässt sich meist nicht gut zusammenarbeiten."

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