Wie das Klinikum Herford jetzt Strom und Gas einsparen will

Kreis Herford. Energiesparen ist auch für das Klinikum ein Thema. Das Kreis-Krankenhaus hat es auf vier Säulen gestellt: Versorgungssicherheit, Strom sparen, Gas sparen und Mitarbeiter auf allen Hierarchieebenen einbinden, sagt der Vorstandssprecher Peter Hutmacher. Mehr symbolischen Charakter hat dabei, dass der Schriftzug "Klinikum Herford" am Gebäude nicht mehr leuchtet. Das Klinikum hat einen besonders hohen Energieverbrauch. Heizung, Licht und Druckluft für Räume und medizinische Geräte sind Energiefresser. Die Dimension des Verbrauchs machte Hutmacher kürzlich anhand der Kosten deutlich: Für 2022 rechnet er mit Gaskosten von 1,5 Millionen Euro und mit Stromkosten von 500.000 Euro. Sollte es aber zu Engpässen in der Energieversorgung kommen, kann das Klinikum mehrere Tage mit Öl überbrücken. Das ist bereits sichergestellt. Die Beleuchtung im Eingangsbereich wurde gerade auf LED umgerüstet Initiiert haben die Verantwortlichen einen Mitarbeiter-Wettbewerb, der noch bis Mitte September läuft und bei dem die Beschäftigten ihre Energie-Einsparvorschläge einreichen können. Die besten drei Vorschläge würden prämiert, erzählt Hutmacher. Und sehr, sehr viele Mitarbeiter hätten schon Anregungen geschickt, die Anzahl der E-Mails von Beschäftigten liege im hohen dreistelligen Bereich. Außerdem habe die Haustechnik eine Gruppe gebildet, die an der Umsetzung beteiligt ist. Alle zwei Wochen kommt die Unternehmensleitung zusammen, darunter auch der Leiter der Haustechnik, Jörg Horst. Alle Maßnahmen, mit denen sie kurzfristig Gas und Strom sparen könnten, würden dort beschlossen und dann auch sofort umgesetzt, sagt Hutmacher. Ideen, die mittelfristig umsetzbar seien, behielten sie im Blick. Zunächst gehe es aber um alles, mit dem das Klinikum schnell Strom und Gas könne. Ein großer Block mache dabei die Umstellung auf LED-Beleuchtung aus. "Ich war überrascht von den vielen Hinweisen, wo wir überall noch kein LED haben", sagt Hutmacher. Gerade umgerüstet wurde die Eingangshalle: Dort seinen rund 60 Leuchtkörper durch LED-Lampen ersetzt worden. Das habe dazu geführt, dass der Eingangsbereich nun sogar etwas besser beleuchtet sei. "Behördenventile" begrenzen die Temperatur der Heizkörper Außerdem hätten sie an vielen Stellen Bewegungsmelder installiert, um Strom zu sparen, unter anderem im Schwesternwohnheim. Die Beleuchtung in Fluren und Treppenhäusern sei zudem so programmiert worden, dass sie sich - jeweils angepasst an das Tageslicht draußen - selbsttätig dimmt. An den Heizkörpern wurden "Behördenventile" installiert. Dabei handelt es sich um Ventile unter den Heizungsthermostaten, die eine versteckte Sollwerteinstellung haben. Damit lässt sich verhindern, dass die Heizkörper - zum Beispiel auf Fluren - über die Maßen aufgeheizt oder komplett abgestellt werden können. Auch die Vorlauftemperatur der Heizkörper hätten sie in bestimmten Bereichen abgesenkt, sagt Hutmacher. Als Vorlauftemperatur wird die Temperatur bezeichnet, mit der das Wasser vom Wärmetauscher, in dem es aufgeheizt wird, seinen Weg durch die Rohrleitungen zum Heizkörper antritt. Je höher die Vorlauftemperatur, desto höher ist auch der dafür benötigte Energieaufwand. Einigen Mitarbeitern ist auch aufgefallen, dass die Isolierung der Warmwasser-Rohrleitungen im Keller Nachbesserungsbedarf hat. Rund 500 Wassersparduschköpfe sind gerade nicht auf einmal erhältlich Krankenhäuser arbeiten zudem mit Druckluft: Dabei wird Luft mit hohem energetischem Aufwand verdichtet und durch das Leitungsnetz geschickt. Die Stärke des Drucks wird in Bar gemessen. Die Fachleute im Klinikum errechnen derzeit, ob sie die Bar-Zahl im Druckluftnetz absenken können. Viele, scheinbar kleine Maßnahmen, laufen außerdem, etwa der Austausch der Duschköpfe. "Auf die Idee, Wassersparköpfe einzubauen, sind aber auch schon viele andere gekommen", sagt Hutmacher. Mit anderen Worten: Es gibt Lieferschwierigkeiten, zumal das Klinikum allein rund 500 Wassersparköpfe für die Patientenzimmer benötigt. Die Umrüstung werde also nur Stück für Stück vorangehen. "Ich bin begeistert von den Ideen", sagt Hutmacher. Die Vielzahl der Eingaben zeige: "Das Thema beschäftigt uns alle, da ist Drive drin." Schließlich gehe es darum, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, nicht nur um die Kosten. Ziel aller Maßnahmen ist, dass sie sich im Verbrauch niederschlagen, wenn im November die wirklich kalte Phase beginnt. Mitte bis Ende Oktober will das Klinikum aber schon mal überprüfen, ob der Verbrauch durch die Maßnahmen sinkt.

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