Jetzt gilt die Masern-Impfpflicht: Das hat Folgen für tausende Kinder

Kreis Herford. Über eine Corona-Impfpflicht ist heftig diskutiert worden. Bislang gilt diese ausschließlich für die Gesundheitsbranche. Konsequenzen wie ein Arbeitsverbot stehen im Raum, sind im Kreis Herford aber noch nicht durchgesetzt worden. Dass es in Deutschland schon längst eine Impfpflicht gibt, ist bei den Debatten wohl vergessen worden. Nach einer langen Übergangsfrist greift die Masern-Impfpflicht seit diesem Monat. Wer nicht nachweisen kann, dass er gegen die Masern immunisiert oder von Masern genesen ist, muss mit Konsequenzen rechnen. Für Kita-Kinder bedeutet das: Keine Impfung, keine Betreuung. Detlef Müller, Geschäftsführer der katholischen Einrichtungen Minden-Ravensberg-Lippe, zu der mehrere Kitas im Kreis Herford gehören, spricht aber von "absoluten Einzelfällen". Es komme vor, dass eingereichte Nachweise vom Gesundheitsamt überprüft werden müssen, es gebe aber auch Eltern, die denken, eine erste Impfung reiche aus. "Manche sind erstaunt darüber, dass es diese Impfpflicht gibt" Doch erst mit einem vollständigen Impfschutz - oder einer Genesung - können die Kinder betreut werden. Die zweite Impfung (ab zwei Jahren) kann erst 14 Tage nach der ersten erfolgen. Bis dahin bleiben die Einrichtungen konsequent. "Manche sind erstaunt darüber, dass es diese Impfpflicht gibt", sagt Müller, der aber erneut betont: "Für uns ist das kein großes Thema." Vor allem nicht bei den Mitarbeitenden. Doch nicht nur Kita-Kinder und Kita-Personal müssen geimpft sein. Die Impfpflicht gilt auch für Schüler und Beschäftigte in Gemeinschaftseinrichtungen für Asylbewerber, aber auch für Mitarbeitende in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern und Praxen. Die Masern sind eine sehr ansteckende Infektionskrankheit, die häufig Komplikationen und Folgeerkrankungen mit sich bringt. Dazu gehört im schlimmsten Fall eine tödlich verlaufende Gehirnentzündung. Bußgelder drohen Verweigerern Bei Schülerinnen und Schülern kann der Gang zur Schule allerdings nicht verboten werden. "Die Schulpflicht steht über der Masernschutzpflicht", sagt der Gesetzgeber. Es können aber Bußgelder bis zu 2.500 Euro gegen die Eltern ausgesprochen werden. Beim Kreis Herford sind aktuell 125 Meldungen von Schulen bezüglich Schülerinnen und Schülern eingegangen. "Deren Familien haben nach Durchlaufen des Verwaltungsverfahrens mit der Verhängung von Bußgeld zu rechnen", teilt Kreissprecher Patrick Albrecht mit. Jedoch ist der Verfahrensweg noch nicht in Gänze geklärt. Hier erwarten die Gesundheitsämter noch Verfahrensanweisungen durch das Gesundheitsministerium. Bereits im Januar lagen dem Kreis Herford 89 Meldungen vor - vorwiegend von Schülerinnen und Schülern - die noch zusätzlich zu überprüfen sind. Albrecht: "Da unter Umständen noch Impfungen danach erfolgt sein können." Empfehlung der Impfkommission Bei Personen, die trotz Beratung und Information sich nicht um einen vollständigen Impfschutz kümmern, wird das förmliche Verwaltungsverfahren mit einer Anhörung eingeleitet. Solche Verfahren laufen nach Angaben des Kreises Herford derzeit. Abschließend könnte das Gesundheitsamt ein Betätigungsverbot oder ein Betretungsverbot aussprechen – immer unter Berücksichtigung der jeweiligen Betreuungssituation in der Einrichtung. Gemäß Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) soll die erste Masern-Impfung mit elf Monaten, die zweite mit 15 bis 23 Monaten erfolgen. Für Erwachsene empfiehlt die STIKO eine Masern-Impfung für alle, die nach 1970 geboren wurden und die in der Kindheit gar nicht oder nur einmal geimpft wurden. Eine durchlebte Infektion sorgt ebenso wie eine Impfung für einen lebenslangen Schutz.

Meistgelesen