Nach 50 Jahren zurück nach Italien: Gastronom verlässt Herford

Herford. Der Besuch bei seiner Schwester in Detmold sollte nur ein paar Wochen dauern. Doch dann verliebte sich Salvatore Schillaci in eine Lipperin und gründete eine Familie. Aus dem Urlaub des jungen Sizilianers wurden so 50 Jahre in Deutschland. Der Aufenthalt in der zweiten Heimat währt aber nur noch bis zum nächsten Januar, dann zieht es den inzwischen 72-jährigen Gastronomen nach Apulien, das ist der Absatz des itelienischen "Stiefels". Wieder spielt auch die Liebe eine Rolle. Schillaci betreibt seit Februar 2013 das kleine italienische Restaurant "Casa 36" an der Brüderstraße. Seine stille Geschäftspartnerin ist Ulrike Schönau. Beide sind ein Paar, wollen noch im August heiraten und gemeinsam in den Süden ziehen. Der Italiener fühlt sich in Deutschland nicht mehr so wohl "Der Laden geht weiter", versichert der Gastronom. "Ich will ihn nicht untergehen lassen. Der Besitzer des Hauses möchte ebenfalls vernünftige Mieter haben, und es gibt auch schon Interessenten." Die Stammkunden wollen sich nach seiner Erfahrung in seinem Restaurant mit familiärer Atmosphäre wie zuhause fühlen. Dabei hält der Sizilianer von je her mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, wenn ihm etwas nicht gefällt. So etwa zur Dauerbaustelle Gehrenberg vor seiner Tür. Schillaci macht auch kein Geheimnis daraus, warum er Deutschland nach so langer Zeit verlässt. Die Regierungspolitik gefällt ihm schon lange nicht mehr, und die Atmosphäre im Land empfindet er nicht mehr als so herzlich wie früher. Er meint, dass er seinerseits mit berechtigter Kritik besser umgehen kann, als mit Lobhudelei. "Wir Italiener kochen regional unterschiedlich" "La cuccina italiana - italienische Küche" steht über seinem Restaurant. Eigentlich gibt es nach Schillacis Meinung die italienische Küche aber gar nicht. "Wir Italiener kochen regional, und so koche ich sizilianisch", sagt er. Das Lieblingsessen seiner Kunden ist Spaghetti Carbonara. Die kocht er mit geräuchertem Speck vom Schweinebäckchen und nutzt das Nudelwasser für die Soße. Sahne gehört natürlich nicht hinein, aber Ei, Parmesan und würziger Pecorino. Kochen hat Salvatore bei der Mama gelernt und beim Jobben in einer Restaurantküche in Sizilien. 1972 war der Besuch in Detmold, der sein weiteres Leben bestimmen sollte. "Ich habe sechs Monate nichts gemacht, dann sagte meine Schwester: Entweder du gehst arbeiten oder fährst wieder nach Hause." So lernte er Dreher in einem Unternehmen, das Holzlampen herstellte. Nach 15 Jahren stand der Betrieb vor dem Aus und der umtriebige Hobbykoch eröffnete erst ein, dann ein zweites Restaurant in Detmold. Im Jahr 2000 gab es einen Neuanfang in Herford Nach der Trennung von seiner ersten Frau ging er für einen Neuanfang nach Herford. Er übernahm im Jahr 2000 das ehemalige "Punto Blue" am Neuen Markt und machte das Restaurant zum "Dolce Vita". Einige Zeit betrieb er parallel das Café Wien an der Radewiger Brücke. 2013 eröffnete er - ebenfalls zunächst parallel - das "Casa 36" als Feinkostgeschäft an der Brüderstraße im ehemaligen Fleischereigeschäft Dümichen. Das "süße Leben" im Neustädter Rathaus endete 2015, als die neuen Besitzer der Immobilie neue Pläne für das Restaurant hatten. So konzentrierte sich Salvatore Schillaci auf das "Casa 36" und mache es zum reinen Restaurant mit 22 Plätzen und weiteren Tischen vor der Tür. Öl von den eigenen Olivenbäumen Nun also wieder Italien. In Apulien in der Stadt Lecce wollen Salvatore Schillaci und die 45-jährige Ulrike Schönau, die ihren Beruf in einer Verwaltung aufgibt, ein neues Leben beginnen. Bis zum Meer sind es zehn Minuten. Sie wollen ab April drei Ferienwohnungen zur Vermietung anbieten. Gern gesehen werden auch Gäste aus Herford sein. Auf dem 8.000 Quadratmeter großen Gelände gibt es einen Pool. Salvatore Schillaci wird kein Restaurant mehr haben und auch nicht Vollpension anbieten. Aber er wird für die Gäste auf Wunsch kochen. Es gibt Obst und Gemüse im Garten und 19 Olivenbäume, aus denen das Paar eigenes Olivenöl pressen will.

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