Ein Busfahrer in Herford leidet unter Konflikten um die Maskenpflicht

Herford. Die Maskenpflicht ist in weiten Teilen des öffentlichen Lebens gefallen. Das gilt laut Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen aber nicht für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). So müssen die Fahrgäste auch in den Herforder Stadtbussen mindestens eine OP-Maske tragen, sobald sie einsteigen. Und sie müssen sie auf dem Sitz weiter tragen. Das gilt nicht für Kinder bis zum Alter von sechs Jahren und Menschen, denen ein Arzt bescheinigt hat, dass sie aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen müssen. Nicht jeder Fahrgast hält sich aber an die Maskenpflicht. Das kann für die Busfahrer zum Problem werden. "Viele Fahrgäste brauchen eine Extra-Einladung" Ein Fahrer hat jetzt bei der Neuen Westfälischen angerufen, um zu schildern, wie ihm Konflikte um die Maskenpflicht an die Substanz gehen, selbst wenn sie nicht jedes Mal in echtem Streit enden. Seinen Namen möchte er nicht gedruckt sehen. "Es fängt schon damit an, dass viele Fahrgäste eine Extra-Einladung brauchen, bevor sie die Maske aufsetzen", sagt er. "Manche nehmen auch die Maske ab, wenn sie an mir vorbei sind. Wenn ich sie dann auffordere, werde ich oft angeblafft: ,Ey, was willst du?' " Gern setzen sich junge Männer in die letzte Bank und ziehen die Maske vom Gesicht. Wenn sich der Fahrer dann meldet, hat er schon gehört: "Halt die Schnauze, du bist doch nur der Busfahrer." Mancher Gast zieht die Maske von der Nase und tut so, als reiche es schon, den Mund zu bedecken. "Im Café müssen wir doch auch keine Maske aufsetzen" Es komme auch vor, dass Familien einsteigen und für ihre älteren Kinder keine Maske oder nur eine Alltagsmaske dabei hätten. "Dann höre ich von den Eltern oft: ,Im Café müssen wir doch auch keine Maske aufsetzen.' " Auf der anderen Seite gibt es Fahrgäste, die eine Maske tragen und sich gefährdet sehen, wenn andere das nicht tun. "Die beschweren sich bei mir und verlangen, dass ich die Maskenpflicht durchsetze", sagt der Busfahrer. Auch solche Masken-Verfechter werden schon mal laut. "Dann sind manchmal Leute, die ein Befreiungs-Attest haben, so eingeschüchtert, dass sie sich nicht trauen, keine Maske aufzusetzen", weiß der Busfahrer. "Ich musste schon die Polizei holen" Die vom Land vorgesehene Strafe von 150 Euro für den Maskenverstoß kann und soll er aber weder verhängen noch eintreiben. Er hat aber das Hausrecht und kann uneinsichtige Fahrgäste stehen lassen oder an der nächsten Haltestelle vor die Tür setzen. Praktisch ist das zeitraubend und oft schwer durchzusetzen. "Ich musste schon die Polizei holen", schildert der Fahrer. "Wenn die Betroffenen dann die Maske aufsetzen, meinen die Beamten nur, dann könnte ich ihn ja jetzt wieder einsteigen lassen. Das schreckt natürlich nicht ab." Der Busfahrer selbst muss am Steuer hinter seiner Spuckscheibe keine Maske tragen, sondern nur, wenn er in den Fahrgastraum geht. Er persönlich könne auch damit leben, wenn keine Maskenpflicht im Bus angeordnet wäre. Ein Hauptproblem sieht er im Flickenteppich der Corona-Verordnungen und wünscht sich: "Es sollte einheitlich sein." Einen Hinweis hat er noch an die an sich einsichtigen Fahrgäste: "Im Bus kann man keine Maske kaufen." Laut Experten schützen OP-Masken andere Leute vor Infektionen. Mit FFP2-Masken schützt man auch sich selbst recht sicher. Diesen Schutz haben Menschen, die tatsächlich keine Maske tragen können und dennoch auf den Bus angewiesen sind, nicht. Ein Spagat für die Busfahrer Auch BVO-Teamleiter Peter Ritter bestätigt, dass sich Fahrgäste über Maskenverweigerer beschweren. "Die Busfahrer können es nur falsch machen", meint er und sieht sie zwischen den Stühlen. Einen Sicherheitsdienst zu beschäftigen, hält er für unrealistisch: "Da sind zu viele Busse unterwegs." Auch BVO-Pressesprecherin Sigrun Richter meint, dass es für die Busfahrer ein Spagat sei. Sie seien aber kein Ordnungspersonal und nicht verpflichtet, einzuschreiten. Sie sollen höflich hinweisen, die Maske aufzusetzen. Ansonsten müssten sie sich auf das Fahren konzentrieren. Im Falle renitenter Fahrgäste könnten sie sich bei der Leitstelle melden. Sie hat auch Verständnis für Fahrgäste, die bei dem heißen Wetter Probleme mit der Maske haben. "Der größte Teil der Bus-Fahrgäste hält sich an die Regeln" Der größte Teil der Bus-Fahrgäste halte sich an die weiterhin geltenden Regeln zum Tragen einer medizinischen Maske, heißt es aus der Pressestelle der Bahn. Und: "Unser Fahrpersonal ist nicht berechtigt, von Kunden, die keine Maske tragen, ein Bußgeld zu erheben." Die städtische Pressesprecherin Susanne Körner versichert, dass die Citywache helfe, wenn sie gebeten werde, aber: "Es sind keine Anfragen dieser Art im Ordnungsamt bekannt." Nach Angaben von Polizei-Pressesprecherin Simone Lah-Schnier kommt es selten vor, dass sich ein Busfahrer meldet, wenn keine Maske getragen wird. Die Beamten weisen dann auf die Maskenpflicht hin, und es kommt nur zur Anzeige, wenn sich der Gast noch immer nicht einsichtig zeigt. Lah-Schnier: "Wenn die Maske aufgesetzt wird, ist ja das Ziel erreicht." Sie räumt aber ein: "Einige Busfahrer sind sicher genervt."

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