Besonderer Krebsfund in Stedefreund nach Klage

Herford. Egon Stranghöner hat in der vergangenen Woche ein größeres Teilstück der Schale eines Edelkrebses am Bachlauf der Holtbeke gefunden. Das Krebsfleisch könnte von einem Waschbären gefressen worden sein, mutmaßt Anne Stranghöner. "Für Waschbären sind die Edelkrebse eine Delikatesse." Das Foto sei aktuell, betont die Stedefreunderin auf Nachfrage: "Mein Mann hat es am Samstag (18. Juni) gemacht." Krebse und Fledermäuse waren kürzlich auch Gegenstand der Verhandlung in einer Normenkontrollklage vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Stellvertretend für eine Reihe Stedefreunder hatte Klaus Himmelmann geklagt. Sein Ziel war, die Neubebauung des Wohnbaugebietes zu stoppen. Er scheiterte vor Gericht jedoch. Die Stranghöners besitzen am Glockenweg ein Grundstück, das durch die Straße von der Mühle getrennt ist und auf dem sich ein Teich befindet. Früher seien Holtbeke und Mühlteich eins gewesen, erzählt Anne Stranghöner. Vor rund 20 Jahren hätten ihr Mann und sie den Teich aber ausgeschlammt und auf Anraten der Unteren Wasserbehörde einen Wall zum Bach hin angelegt. Beide Gewässer liegen auf gleicher Höhe, der Teich hat einen Zulauf von der Holtbeke. Bei Hochwasser überschwemmt der Deich aber komplett. Der Gutachter sollte im Mittellauf der Holtbeke ausdrücklich nicht nach Krebsen suchen Als die Stadt das Wohnbaugebiet Stedefreunder Straße/Im Obernholz ausweisen wollte, hatte die Verwaltung auf Hinweise der Bürger hin eine Suche nach den Edelkrebsen beauftragt. Wo der Gutachter suchen sollte, war im Bebauungsplan ganz klar umrissen, so Anne Stranghöner: im Oberlauf der Holtbeke, nahe der Quelle bis zu den 99 Stufen, und ab Bahnlinie bis Einmündung in die Aa. "Für den Bachlauf im Bereich des Teiches gab es keinen Auftrag." An dessen Ufer hat nun Egon Stranghöner die Schale eines Edelkrebses gefunden. Schon vor vielen Jahren hatten die Stranghöners einmal eines der Tiere am Fluss gesehen. Sie hätten es zunächst für ein Stück Holz gehalten, sagt Anne Stranghöner, "bis sich das Holz bewegte". Zuletzt hatte 2012 ein Experte nach Krebsen gesucht und war im Unterlauf der Holtbeke fündig geworden. Im Juli 2020 hätten dann Naturschützer im Teich zwei männliche Edelkrebse gefangen. Darüber hatte damals auch die Neue Westfälische berichtet. Angeregt hatte die Suche BUND-Mitglied Gerd Teuteberg-Pehle: Er hatte seinen Freund Andreas Beerens gebeten nachzusehen. Beerens arbeitet im Salzufler Umweltzentrum Heerser Mühle und kennt sich mit den Tieren aus. Vor 21 Jahren fand er selbst auch schon einmal Krebse in der Holtbeke, wie die NW am 1. August 2020 berichtete. Als er die Tiere 2020 dann tatsächlich fand, habe die Stadt das mit dem Vorwurf abgetan, sie und ihr Mann hätten die Tiere gekauft und im Teich ausgesetzt, erzählt Anne Stranghöner. "Ich wüsste gar nicht, wo man die kaufen kann." Auf Nachfrage äußert sich Baubeigeordneter Peter Maria Böhm nicht zu dem Vorwurf. Wenn Ölreste und Streusalz in die Holtbeke fließen, haben die Krebse keine Chance Tatsächlich hatte es Überlegungen des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) im Zuge des Edelkrebsprojekts NRW gegeben, die Tiere dort wieder anzusiedeln. Als aber die Idee an Dynamik gewann, auf dem Acker im Bereich Stedefreunder Straße/Im Obernholz doch ein Neubaugebiet auszuweisen, hätten sie das verworfen, sagt Anne Stranghöner. "Wir haben gedacht, dass die Edelkrebse keine Überlebenschance haben, wenn Oberflächenwasser aus dem Neubaugebiet - Reifenabrieb, Ölreste, Streusalz - in die Holtbeke geleitet wird. Es hätte ja nichts gebracht sie auszusetzen und dann sterben sie nach und nach weg." Der von der Stadt beauftragte Gutachter, der nach den Krebsen suchen sollte, ist auch der Frage nachgegangen, ob die Einleitung des Oberflächenwassers aus dem Baugebiet über das Regenrückhaltebecken in den Lubbenbach und dann in die Holtbeke negative Auswirkungen auf die Population des Edelkrebses hat. Es sei von allen maßgeblichen Stellen als unwahrscheinlich beurteilt worden, heißt es in seinem Umweltbericht. Zum einen liege der Teich in rund 1,5 Kilometer Entfernung von der Einleitungsstelle des Regenrückhaltebeckens entfernt. Zum anderen dürfe die Einleitung aus technischer Sicht keine Verschlechterung des Gewässerzustands erwarten lassen. Denn dann sei die Einleitung von Oberflächenwasser in ein Gewässer nicht genehmigungsfähig. Die Bezirksregierung Detmold sei als Obere Naturschutzbehörde zum gleichen Ergebnis gekommen. Die Edelkrebse sind vor ihren amerikanischen Artgenossen durch ein Wehr geschützt Ob das tote Tier, das Egon Stranghöner entdeckt hat, aus dem Bach stammt oder vom Teich ans Ufer der Holtbeke gewandert ist, ist unklar. Im Mühlteich hätten die Edelkrebse nach Einschätzung des BUND nur deshalb überleben können, so Anne Stranghöner, weil es in der Nähe ein fünf Meter hohes Wehr gibt: Es hindere die amerikanischen Krebse, die angeblich in der Aa leben, die Holtbeke hoch zu wandern und die Edelkrebs-Pest in die Population im Teich einzutragen. In der Holtbeke hätten es die Tiere auch deshalb schwer zu überleben, weil der Bach flach ist und die Waschbären dort die Steine umdrehen, unter denen sie sitzen.

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