Wochenkommentar Firmen müssen umdenken: Teilzeit ist nicht mehr nur für Mütter

Solche Chefs, wie Christine Abramow sie hatte bevor sie zur Behörde wechselte, gibt es leider noch überall hier in Ostwestfalen: Willst du nicht 40-Stunden die Woche arbeiten, kannst du gehen. Dass der Generation Z (Leute, die 1997 bis 2012 zur Welt gekommen sind) aber bekanntlich die freie Zeit genauso wichtig ist wie der Erfolg im Job, wird dabei schnell vergessen oder gar verdrängt. Auf Dauer gesehen, kann das fatale Folgen für das Unternehmen haben. Die gut qualifizierten Kräfte wenden sich den Unternehmen zu, die ihnen ein flexibles Arbeitsmodell anbieten. Firmen, die hier also den Zug verpassen, können dann nur denen hinterherwinken, die ihn gekriegt haben. Fragt man die Ältere Generation, heißt es oft, wer weniger arbeiten will, ist faul oder vergnügungssüchtig. Dabei kenne ich viele Mütter, die in Teilzeit arbeiten und in fünf Stunden am Tag manchmal mehr leisten als jemand, der acht Stunden arbeitet. Oft müssen sie länger machen, um das Pensum zu schaffen, kommen zu spät, um das Kind von der Kita abzuholen oder müssen wieder die Oma anrufen. Währenddessen stapelt sich der Berg Wäsche. Das schlechte Gewissen ist ein ständiger Begleiter. Mütter sind hin und her gerissen zwischen Familie und Beruf, versuchen beides so gut wie möglich zu bewerkstelligen. Faul sieht da für mich anders aus! Dabei gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten in Teilzeit zu arbeiten. Zum Beispiel arbeitet man weiter fünf Tage, aber jetzt mit kürzeren Arbeitszeiten, es werden Arbeitstage reduzierst. Oder man macht es wie Abramow und macht ein Job-Sharing: Man teilt sich die Stelle mit jemandem und schaut flexibel, wie man sich untereinander die Zeit aufteilt. Sich in der Freizeit verwirklichen In Bielefeld führte bereits 2017 der IT-Unternehmer Lasse Rheingans eine Fünf-Stunden-Woche in seiner Firma ein - und es funktionierte. Die Mitarbeiter arbeiteten fünf Stunden lang hochkonzentriert - mit fast dem gleichen Ergebnis wie die üblichen acht bis neun Stunden. Der Grund: Wer nachmittags freie Zeit habe, komme morgens hoch motiviert zur Arbeit, wisse, wofür er dann fünf Stunden lang diszipliniert und konzentriert arbeite. Es ist leider immer noch so, dass je mehr man reduziert, desto schwieriger wird es, die Karriereleiter hochzuklettern. Aber wenn der Erfolg bei den meisten nicht mehr so wichtig ist - was soll's? Sie verwirklichen sich dann eben in ihrer Freizeit, mit dem Ehrenamt, dem Hobby, das sogar zum Nebenberuf wird oder mit der Erziehung der Kinder. Wenn man die letzten beiden Jahre betrachtet, sieht man, wie schnell alles vorbei sein kann. Deshalb finde ich das Leben im hier und jetzt mit weniger Stress auch als Generation Y (Leute, die in den 80ern und 90ern geboren wurden) gar nicht so schlecht.

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