Kreis Herford Raps wächst überall - ist damit bald die Ölknappheit im Supermarkt beendet?

Kreis Herford. Die Kreuzung Alte Heerstraße/ Hiligenböke in Herford: Unterhalb des Windrades sind die letzten gelben Rapsblüten zu sehen. An den meisten anderen Pflanzen auf dem Feld in Schwarzenmoor sind die Blüten abgefallen und es haben sich bereits die Schoten gebildet, in denen die ölhaltigen Samen bis in den Sommer heranreifen. Pflanzenöl ist stark gefragt. Die Ukraine als eines der wichtigesten Erzeugerländer von Sonnenblumen und Sonnenblumenöl rechnet mit immensen Lieferengpässen. Die Herforder Landwirte profitieren aber nur begrenzt von der Entwicklung. Warum die Landwirte nicht reagieren können &bdquo;Unsere Anbauplanungen in puncto Raps mussten spätestens im August 2021 stehen“, erklärt Landwirt Jan-Wilhelm Wetehof. Die mit dem Kohl verwandte Ölpflanze muss bereits um den 25. August ausgesät werden. Und tatsächlich war das Preisniveau im Sommer 2021 sogar im Keller. Wetehof : "Es gab aber erste Anzeichen, dass der Preis erstmals seit langem wieder anziehen und das Niveau von 40 Euro je 100 Kilo überschreiten würde.“ Damals ein Wert, der den Anbau profitabel gemacht hätte. Bis dahin hatten sich immer mehr Landwirte - so wie auch der 37-jährige Agrarwissenschaftler – aus dem Anbau verabschiedet. Anbau seit Jahren rückläufig Wie stark das Minus bei den Ölfeldern im Wittekindsland war, zeigen die amtlichen Daten der Landwirtschaftskammer NRW. Kreisweit wurde 2020 beim Raps noch rund 1.500 Hektar Anbaufläche erfasst, 2021 ging die Fläche dann um rund 40 Prozent auf 922 Hektar zurück. In diesem Jahr, so schätzt der Diplom-Agraringenieur, werden es rund 1.000 bis 1.100 Hektar sein. Ein Plus von rund zehn Prozent. Die Verband Ovid, der bundesweit die Ölsaaten verarbeitenden Unternehmen vertritt, rechnet nach rund 3,5 Millionen Tonnen Raps im Jahr 2021 nun mit einer deutschlandweiten Erntemenge von knapp vier Millionen Tonnen und damit ebenfalls mit einem Plus von rund zehn Prozent. Düngerpreis hat sich vervierfacht Gleichzeitig ist der Anbau durch die Entwicklung bei den Energiepreisen deutlichst teurer geworden: Die Dieselpreise sind extrem gestiegen, gleichzeitig sind die Düngerpreise geradezu explodiert, denn für die Herstellung von Stickstoffdünger wird Gas benötigt, So vervierfachte sich fast der Preis für den Stickstoffdünger Kalkammonsalpeter auf zweitweise rund 1.000 Euro je Tonne. Auch die Pflanzenschutzmittelpreise haben angezogen. Mit den 40 Euro je 100 Kilo aus dem Jahr 2021 sei es nicht mehr möglich, wirtschaftlich Raps zu produzieren, mittlerweile liege die Schwelle bei deutlich über 50 Euro, skizziert der Herforder Landwirt die aktuelle Situation. &bdquo;Es ist nicht so, dass wir mehr verdienen, wir bewegen nur mehr Geld hin und her.“ Wohin der Raps geliefert wird Darüber hinaus gibt es weitere Unwägbarkeiten. Etwa die Trockenheit, die seit Wochen für Probleme sorgt. Wenn alles gut geht, wird der Raps im Juli auf den Feldern im Wittekindsland gedroschen. Zumeist wird er dann an die örtlichen Landhändler geliefert wie etwa dem Unternehmen Klocke in Vlotho, Lippe Agrar oder etwa Raiffeisen Lippe Weser. Jan-Wilhelm Wetehof liefert seinen Raps unter anderem an das Unternehmen Lippe Agrar, das im Mindener Hafen ein Lagerhaus betreibt. Von dort wird der Raps dann per Binnenschiff zu den Ölmühlen gebracht und dort ausgepresst. Der eiweißreiche Rest der Ölfrucht wird dann als Ersatz für Sojaschrot in der Tierfütterung eingesetzt. Doch auch die Reste des Rapses, die auf dem Acker verbleiben, bringen große Vorteile: Raps lockert den Boden so, dass Landwirt Wetehof bei der Aussaat von Winterweizen im Herbst auf seinen Feldern nicht pflügen muss. Das hilft, Diesel zu sparen. Darüber hinaus bringt Weizen nach Raps einen höheren Ertrag als nach Mais oder Zuckerrüben.

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