Girocard verliert wichtige Zahlungsfunktion: Was die Folgen sind

Herford. Die meisten Deutschen haben sie sicher im Portemonnaie dabei: Die Girocard. Karteninhaber können bargeldlos in den Geschäften bezahlen und weltweit an jedem beliebigen Automaten Geld abheben. Das wird sich ändern - denn bald soll die Maestro-Funktion wegfallen und der rote und blaue Punkt auf der Bankkarte verschwinden. Welche Folgen hat das für Kunden von Volksbanken und Sparkassen? Die Girocard ist eine sogenannte Debitkarte, bei der jeder Umsatz direkt von dem jeweiligen Konto abgebucht wird. Fast jede Karte ist mit einer Zusatzfunktion, dem "Co-Bagde“, ausgestattet, die das Bezahlen auch im Ausland ermöglicht. Der internationale Debitkartendienst Maestro wird vom US-amerikanischen Kreditkartenanbieter Mastercard bereitgestellt. Ab dem 1. Juli 2023 wird der Anbieter aber keine weiteren Girocards mehr ausstellen.Fokus liegt auf Onlinehandel Deutsche Banken vermuten, dass sich Mastercard strategisch neu aufstellen will, um die Karte vor allem für den Onlinehandel attraktiver zu machen, sagt Sprecher Andreas Kelch von der Volksbank Herford. Im Ausland kann bisher nämlich nicht mit der Maestro-Funktion online gezahlt werden. Dass die Girocard durch den Wegfall der Maestro-Funktion bald vollständig ihre Attraktivität für die Bankkunden verliert, sieht Andreas Kelch nicht. "Die Girocard gehört aus heutiger Sicht untrennbar zum Girokonto dazu. Ein Wechsel weg von Maestro eröffnet auch Chancen für die Erweiterung des Funktionsumfangs." In einem Projekt der Genossenschaftlichen FinanzGruppe werde bereits an Strategien für eine neue Auslegung der Debitkarte gearbeitet. Eine Option sei der Austausch des Meastro-Systems und die Kooperation mit einem anderen Anbieter. Visa könnte nachziehen Wegen der Ungewissheit empfiehlt die Volksbank in Herford ihren Kunden, über eine Zwei-Karten-Strategie nachzudenken. Zusätzlich zu einer Girocard als Standardkarte, könnte eine Kreditkarte von Mastercard oder Visa zum Bezahlen im Ausland dienen. Gleichzeitig beruhigt Kelch alle Kunden, die noch eine Girocard mit Maestro-Funktion besitzen. Die Debitkarte könnte weiterhin uneingeschränkt genutzt werden. Auch Karten mit einer Gültigkeit, die über den 1. Juli 2023 hinausgehen, werden nicht gesperrt. Es werden lediglich keine weiteren mehr ausgegeben. Zur Orientierung: Die Kartenlaufzeit beläuft sich auf vier Jahre. Eine Alternative wäre der Mastercard-Konkurrent Visa mit ihrer Bezahlfunktion "V-Pay", die ähnlich funktioniert und europaweit eingesetzt werden kann. Viele Bankkarten besitzen diese Funktion bereits. Doch auch hier kommen Bedenken von Seiten des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) auf: "Auch wenn Visa noch keine Aussagen hierzu getroffen hat, ist nach Einschätzungen des BVR davon auszugehen, dass auch VISA seine V-Pay-Funktion mittelfristig einstellen könnte." Deutsche Banken sind von Anbietern abhängigAuf eine Kooperation mit den amerikanischen Anbietern Visa oder Mastercard können die deutschen Banken allerdings nicht verzichten, so Kelch. Die Zahlungssysteme von Mastercard und Visa haben international eine hohe Akzeptanz. Zumal die Entwicklung eines geplanten europäischen Zahlungssystems aktuell ins Stocken geraten ist. Die bestehenden Kreditkarten von Mastercard und Visa bieten zusätzlich weitere Einsatzmöglichkeiten, die eine Girocard mit Maestro oder V-Pay nicht bietet, wie die Vorausbuchung von Mietwagen und Hotels oder allgemein die Zahlungsmöglichkeit im Internet."

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