Versorgung in Kliniken im Kreis Herford nicht mehr gesichert

Kreis Herford. Die Corona-Regeln sind gelockert, obwohl die Infektionszahlen ihren Höchststand wohl noch nicht erreicht haben. Vom Klinikum Herford und dem Lukas-Krankenhaus Bünde heißt es, dass die "Versorgung der Patienten deutlich eingeschränkt ist". Doch was bedeutet das für den Patienten, der bereits im Krankenhaus liegt, für jemanden, der auf seine Knie-OP wartet oder einen Schlaganfall erleidet? Hier finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen. Im Kreis Herford kommen durchschnittlich jeden Tag rund 1.000 neue Corona-Infizierte hinzu. Nicht alle haben schwere Symptome und müssen aufgrund der Viruserkrankung im Krankenhaus behandelt werden, doch auch, wer sich "nur" ein Bein bricht, aber zudem Corona hat, muss in den Kliniken speziell versorgt werden - auch ohne Symptome. Diese Patienten erzeugen durch die Isolierungsmaßnahmen einen hohen personellen Aufwand. Und diese Mitarbeiter fehlen an anderer Stelle. Von der Notfallversorgung abgemeldet Die derzeitige Personalsituation tut ihr übriges. Sie kann in beiden Häusern durchaus als angespannt bezeichnet werden. Bedingt durch die Pandemie und die Belastung, die sie mit sich bringt, haben viele Beschäftigte ihre Arbeitszeit reduziert, teilt Peter Hutmacher, der Vorstandsvorsitzende von Klinikum und Lukas-Krankenhaus, mit. Hinzu kommen aktuell hohe Krankheitsstände. Hutmacher: "Das betrifft etwa 15 Prozent der Mitarbeitenden, sowohl wegen Corona, als auch wegen der Belastung mit hohen Sicherheitsstandards und Anforderungen durch den zeitlichen Verlauf der Pandemie." Die vielen Ausfälle lassen sich nur kompensieren, so der Klinikum-Chef, weil Kollegen aus anderen Fachabteilungen einspringen. All das treffe eine Branche, in der es seit vielen Jahren zu wenig examiniertes Pflegepersonal gibt. Es gibt aber auch gute Nachrichten: "Patienten, die in den Kliniken stationär in Behandlung sind, brauchen keine Sorge haben, dass sie nicht versorgt werden", sagt Hutmacher, tritt dann aber wieder auf die Bremse. "Aber auf Grund der hohen Personalausfälle können wir viele geplante Operationen oder geplante konservative Behandlungen nicht zeitnah versorgen." Um die Patienten im Krankenhaus nicht zu gefährden, müssen sich beide Häuser zudem punktuell immer auch von der Notfallversorgung abmelden.Geplante Operationen können nicht immer zeitnah erfolgen Das bedeutet etwa, dass der Patient mit einem Schlaganfall nach der Erstversorgung in eine weiter entfernte Klinik eingeliefert werden muss. Und wer auf eine Operation oder geplante Behandlung wartet, muss Zeit mitbringen. Die Wartezeit kann "mehrere Tage bis zu einigen Wochen" dauern. "Des Weiteren ist leider auch in nachversorgenden Einrichtungen die Versorgung regelmäßig zeitlich verzögert, so dass nicht immer zum Beispiel eine ambulante Versorgung sofort sichergestellt werden kann." Doch was muss passieren, damit die Krankenhäuser wieder handlungsfähiger werden? "Wir müssen dringend die hohen Infektionszahlen in der Bevölkerung reduzieren, um weniger hoch aufwendig zu isolierende Patienten mit Covid-19 in den Kliniken behandeln zu müssen", sagt Hutmacher deutlich. Denn wenn die Infektionszahlen in der Bevölkerung sinken, dann sinken auch die Infektionen bei den Beschäftigten und dann sinken auch die Wartezeiten auf einen geplanten Eingriff oder eine geplante Behandlung.Patienten brauchen Geduld und Zeit Daher richtet er - unabhängig von dem, was die Politik derzeit an Lockerungen beschließt - einen Appell an jeden Bürger im Kreis: "Bitte schützen Sie sich selbst und Ihre Liebsten." Weiterhin Abstand halten, Hygiene beachten und Masken tragen. "Wir wollen alle unsere alte Normalität zurück, aber jede vermeidbare Ansteckung hilft uns, auch über Corona hinaus die Patientenversorgung aufrecht zu erhalten."Klinikum und Lukas-Krankenhaus appellieren zudem aufgrund der angespannten Situation an die Geduld und das Verständnis jeder einzelnen Person, die auf eine Behandlung wartet. "Unsere Mitarbeitenden versuchen ihr Bestes, um eine gute Patientenversorgung im Kreis zu gewährleisten." Wichtig ist für Patienten einen Termin über die Sprechstunden in den einzelnen Bereichen des Krankenhauses abzustimmen, aber mit Wartezeiten zu rechnen, da Notfälle den absoluten Vorrang haben.

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