Impfpflicht in Herford greift: "Ich möchte keine ungeimpften Mitarbeiter"

Herford. Die Liste, die Georg Rüter am Dienstagabend an die Gesundheitsbehörden schickt, ist nicht lang. 28 Namen befinden sich darauf. Es sind die Namen der Mitarbeiter, die in einem der drei Krankenhäuser der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen (KHO) arbeiten und nicht geimpft sind. Ab dem 16. März greift die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter seinen Impfstatus der Leitung gegenüber offen legen muss. Wer keinen Nachweis hat, nicht als genesen gilt oder über ein ärztliches Schreiben verfügt, das er nicht immunisiert werden kann, muss dem Gesundheitsamt gemeldet werden.Georg Rüter ist Geschäftsführer des Krankenhaus-Verbundes. Knapp 1.700 Mitarbeiter arbeiten in den drei Häusern in Herford, Bielefeld und Rheda-Wiedenbrück. "Davon sind knapp zwei Prozent nicht geimpft", sagt er. Ähnlich hoch ist die Gruppe, die jetzt noch als genesen gilt. Auch im Klinikum Herford mit seinen rund 2.300 Mitarbeitenden ist die Impfquote hoch. "Wir haben 39 Mitarbeiter, bei denen wir den Nachweis noch nicht kennen", sagt Marco Kauling, Notarzt und Mitglied im Krisenstab vom Klinikum. "Wir müssen davon ausgehen, dass ein Großteil dessen nicht geimpft ist." Es gebe aber auch Personal, das aus medizinischen Gründen noch nicht immunisiert werden konnte, sagt Kauling. "Wir haben appelliert, aufgeklärt, gedroht"Im Mathilden-Hospital in Herford sind 420 Beschäftigte tätig, davon sind etwa zehn Personen nicht geimpft. "Wir haben Impfangebote gemacht, appelliert, aufgeklärt, gedroht, bei den zwei Prozent sind wir am Ende", sagt der Geschäftsführer. Auch der Proteinimpfstoff Novavax habe die Quote nicht sonderlich erhöhen können. "Nur zwei Mitarbeiter wurden damit geimpft", sagt Rüter, der hofft, dass die Kreisbehörde nun zügig die Liste prüft und dann auch schnell handelt. Im Klinikum habe das neueste Vakzin "einige Lücken schließen können", Kauling spricht von 15 Impfungen. Lesen Sie auch: Corona-Intensivpfleger - Tod einer jungen Frau bleibt im Kopf Das Gesundheitsamt kann letztendlich Tätigkeitsverbote für die Mitarbeiter ohne entsprechenden Nachweis aussprechen. So lange dürfen die Betroffenen weiter arbeiten. Eine Begründung für eine etwaige Ausnahme eines Tätigkeitsverbots liefert Rüter der Behörde nicht mit. "Ich möchte keinen ungeimpften Mitarbeiter mehr haben." Sobald das Gesundheitsamt ein Verbot ausspricht, wird der Mitarbeiter sofort freigestellt und bekommt auch keine Lohnfortzahlung."So marschieren wir ins nächste Elend, wer weiß, was im Herbst kommt." Für den Geschäftsführer sind die Zusammenhänge "brutal klar". Die Impfung habe gezeigt, dass sie hilft. Auf der Intensivstation liegen ausschließlich Menschen, die sich nicht haben immunisieren lassen. "Ich bin überzeugt, dass es der richtige Weg ist", sagt Rüter, der sich jeden Tag über die allgemeine Impfquote in Deutschland von etwas mehr als 75 Prozent ärgert. "So marschieren wir ins nächste Elend, wer weiß, was im Herbst kommt." Zudem spricht er von einer "Pflicht der Funktionstätigkeit" der Hospitale. Auch die Handwerkerfirmen habe er angeschrieben und darüber informiert, dass ungeimpfte Mitarbeiter nicht mehr in den Krankenhäusern tätig werden dürfen. Rüter: "Wir haben von Anfang an für die Impfpflicht plädiert, wir möchten das jetzt durchziehen." Auch Marco Kauling spricht von einer "Verpflichtung, unsere Patienten zu schützen". Es spreche viel für die Impfpflicht im medizinischen Sektor. Er setzt zudem weiter verstärkt auf den Dialog, hofft, auf die noch unschlüssigen Mitarbeiter im Klinikum einzuwirken. "Ich gehe davon aus, dass die Zahl 39 nicht in Stein gemeißelt ist und hoffe, dass sie deutlich unter 20 fällt", so Kauling. Das nicht geimpfte Personal ziehe sich durch alle Bereiche des Klinikums. "Wir wollen keinen Mitarbeiter verlieren." Eine Gefährdung des Betriebes des Mathilden-Hospitals durch den eventuellen Wegfall der 28 Mitarbeiter sieht Georg Rüter nicht. Für Einschränkungen beim Personal sorgt derzeit vor allem die Omikron-Variante. "Das ist ein heftiges Problem." Wer erkrankt und geimpft ist, habe "Gott sei Dank nur leichte Verläufe", aber die Mitarbeiter seien dennoch für Tage raus. Besonders stark grassiert Omikron bei Familien. Rüter: "Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter ist 41 Jahre, da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir junge Mütter und Väter darunter haben." Das kann Kauling nur bestätigen. Omikron habe eine unglaubliche Dynamik: "Wir sind noch lange nicht mit Covid durch.""Aufhebung der Maskenpflicht ist recht dämlich" Die Patienten, die im Mathilden-Hospital liegen, sind derzeit zu 60 Prozent übrigens keine ordinären Corona-Patienten. Das Virus würde oftmals erst vor Ort erkannt. Die Dunkelziffer von Menschen, die sich mit Corona infizieren, es aber nicht groß merken, sei hoch. Daher kann Rüter es auch nicht verstehen, dass die Politik über eine Aufhebung der Maskenpflicht spricht. "Das ist recht dämlich", kommentiert der KHO-Geschäftsführer. Die FFP2-Maske - im eigenen Haus ist das Tragen dieser verpflichtend - "ist das Mittel der Wahl". Der Wunsch zu lockern habe sich zeitlich überholt. Kauling: "Dass die Maske schützt, das muss nicht mehr diskutiert werden." Die Omikron-Variante sei hoch ansteckend. Einschränkungen müssen daher noch ein stückweit akzeptiert werden.

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