Personal fällt aus: Wie Omikron den Kliniken Probleme bereitet

Kreis Herford. Jeder dürfte inzwischen Menschen kennen, die an der hochansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus erkrankt sind. Für die kritische Infrastruktur lassen die drastisch gestiegenen Infektionszahlen mit hoher Dunkelziffer Schlimmes vermuten. Krankenhäuser, Müllabfuhr, Rettungsdienst, Brandschutz: Wie schwierig ist die Situation?Feuerwehr und Rettungsdienst Je ein Mitarbeiter im Rettungsdienst und im Brandschutz stehen derzeit wegen eines positiven Testergebnisses nicht zur Verfügung, sagte Karsten Buschmann, der Leiter der Herforder Feuerwehr kurz vor dem Wochenende. Im Rettungsdienst sei es einer von 45, im Brandschutz einer von 43 Hauptamtlichen. Bei der Freiwilligen Feuerwehr gebe es unter 180 Mitgliedern eine Person mit positivem Testergebnis. Dramatischer war es bisher nie, das wird deutlich, wenn Buschmann die Lage beschreibt. War seit Ausbruch der Pandemie mal jemand erkrankt, dann ohne Kontakt zu den Kollegen. Deshalb mussten nie ganze Löschgruppen, Abteilungen oder Schichten in Quarantäne. Lesen Sie auch: Kreis hat die niedrigste Inzidenz Deutschlands - doch der Schein trügt Grund sind umfangreichen Vorsichtsmaßnahmen: Der Dienstbetrieb der Freiwilligen Feuerwehr ist zum Beispiel seit Mitte Dezember wieder eingestellt. Das bedeutet, dass es in Präsenz keine der wöchentlichen Termine mit Vorträgen mehr gibt, bei denen 30 oder 35 Leute mehrere Stunden lang in einem Raum sitzen und danach vielleicht noch zusammen eine Cola trinken.Im Hauptdienst sind Brandschutz- und Rettungswache räumlich voneinander getrennt. Beim Schichtwechsel verlässt erst die eine Schicht das Gebäude, bevor die andere hineingeht. Alle Kontaktflächen werden zudem regelmäßig desinfiziert. Und alle Kollegen testen sich zu Dienstbeginn.Wegen der hohen Infektionszahlen würden sie jetzt zudem wöchentlich den Krankenstand in den Löschgruppen abfragen, sagt Buschmann. Seien im Brandfall große Teile eines Löschzugs infiziert, würden sie gleich von vornherein weitere Löschzüge alarmieren. Klinikum Herford und Mathilden-Hospital Im Klinikum fehlen derzeit 15 Prozent aller aktiven Mitarbeiter, sagt Vorstandssprecher Peter Hutmacher, also neben denen, die sich nicht sowieso im Erziehungsurlaub befinden, schwanger sind oder aus anderen Gründen abwesend. Tendenz steigend. Gründe dafür seien klassische Erkrankungen, die Erkrankung des Kindes, ein positiver Corona-Test und Quarantäne."Mitarbeiter mit Kindern haben keine Chance, einer Infektion zu entgehen", sagt Hutmacher. Einen Dreijährigen, der mit Corona aus der Kita komme, könnten die Eltern schließlich nicht in seinem Zimmer isolieren und ihm das Essen vor die Tür stellen. Das wichtigste sei jetzt im Klinikum der Team-Gedanke, sagt Hutmacher. Sprich: Die Mitarbeiter rücken im übertragenen Wortsinne zusammen. Es gebe aber auch Stufenpläne für alle Bereiche: Sollten große Teile des Küchenpersonals ausfallen, werde es irgendwann eben nur noch eine Suppe geben; erkrankten viele Mitarbeiter des Reinigungspersonals, würden als erstes die Verwaltungsräume nicht mehr geputzt.Außerdem hätten sie sich präventiv mit allem, was sie brauchten, eingedeckt: Medikamente, Handschuhe, Masken . . . Vor zwei Monaten habe das Gesundheitsministerium sie dazu aufgefordert, sagt Hutmacher. Zudem beraten die Ärzte mit ihren Patienten, ob gegebenenfalls Operationen verschoben werden können. Höchste Priorität hätten immer Notfälle.Georg Rüter, Geschäftsführer des Mathilden-Hospitals, spricht von einem Personalausfall von 10 Prozent: Darunter seien 20 Personen im Pflegedienst und "fünf bis sieben" Ärztinnen und Ärzten. "Das sind doppelt so viele wie wir normalerweise haben." Die Leute seien aber schnell wieder da. Abteilungen mit besonders hohen Infektionszahlen oder nennenswerte Engpässe erkenne er nicht: Eltern gebe es in allen Abteilungen. "Hier und da" hätten Leistungen verschoben werden müssen, so Rüter. In welchen Bereichen genau, kann er nicht sagen.Unklar ist, warum am Mathilden-Hospital Rüter zufolge nur 10 Prozent der Mitarbeiter fehlen, am Klinikum aber 15 Prozent. Einer der Gründe könnte in der Altersstruktur des Personals liegen.Rüter hat aber auch große Sorge, dass die Ausfälle Impfgegnern Nahrung geben könnten: Werde die Impfpflicht aufgeweicht, stünden die Krankenhäuser im Herbst wieder da, wo sie sich jetzt befänden. Rüter will die Impfpflicht und verweist auf Impfgegner, die "ja im Niveau keine Grenze nach unten" kennen würden. Abfallentsorgung Umfangreiche Vorkehrungen hat die Herforder Servicegesellschaft SWK getroffen, um die Abfallentsorgung zu gewährleisten. Zusätzlich zu den 38 Mitarbeitern wurden Anfang Februar mit Blick auf den anstehenden Höhepunkt der Omikron-Welle zwei weitere Mitarbeiter und ein Leiharbeiter eingestellt. Von allen Mitarbeitern sei nur einer nicht vollständig geimpft. Und der müsse täglich vor Arbeitsbeginn einen negativen Schnelltest vorlegen.Hinzu kommen etliche Vorkehrungen, darunter feste Teams, Maskenpflicht in Räumen, Ausgabe von Plänen im Freien und ähnliches. Wohl deshalb, so die Vermutung von SWK-Geschäftsführer Wolfgang Rullkötters, des Geschäftsführers der SWK, habe es bisher kaum Ausfälle durch Corona gegeben und war die Abfallentsorgung bisher nie beeinträchtigt. Sollte es dennoch dazu kommen, gibt es auch dort einen Notfallplan: Mitarbeiter aus anderen Bereichen, etwa der Grünflächen oder Straßenunterhaltung lassen dann aufschiebbare Arbeiten liegen, um in der Abfallentsorgung einzuspringen.

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