Nach mehreren Unfällen auf den Straßen: Wie geräumt und gestreut wird

Herford. Die Wetterapp auf dem Smartphone sagt seit Anfang der Woche Schnee und Minustemperaturen für diesen Donnerstag voraus. Grund genug für viele Herforder, Schaufel und Streumittel bereit zu stellen. Ein Schneekristall auf dem Bildschirm reicht aber nicht, um die Räumtrupps der SWK in Alarmbereitschaft zu versetzen. Zu oft ist blinder Alarm. Die Servicegesellschaft für Wirtschaft und Kommune erledigt im Auftrag der Stadt Herford und einer Reihe von Privatkunden den Winterdienst. "Wir haben einen Wetterdienst eingekauft, der relativ genaue Vorhersagen für die Stadt Herford liefern soll", sagt SWK-Geschäftsführer Daniel Kümper."Wir schauen zum ersten Mal schon morgens, wie in der Nacht und am Tag darauf das Wetter werden soll", sagt Kümper. "Wenn sich etwas anbahnt, aktivieren wir die Rufbereitschaft, die um 3 Uhr für die Mitarbeiter beginnt. Wenn vorab klar ist, dass es um 3 Uhr glatt wird, richten wir es so ein, dass die ersten Fahrzeuge schon um 3 Uhr rausfahren. Manchmal zieht die Glätte aber auch erst an, wenn die Sonne herauskommt. Da gibt es keine Blaupause für den Ablauf." Stadt und SWK müssen nicht dafür sorgen, dass rund um die Uhr geräumt und gestreut wird. Je nach Wetterlage beginnt der Winterdienst zwischen November und April formal um 4 Uhr morgens.Nicht alle Schneeschilde haben den Winter überlebt "Nach dem Winter ist vor dem Winter", weiß Kümper. Damit alles glatt läuft, wenn es ernst wird, beginnen die Planungen schon im Sommer, auch wenn es draußen 30 Grad heiß sein sollte. "Wir überprüfen die Geräte und die Tourenplanung. Nach den Schneemassen vom vergangenen Winter mussten wir Schneeschilde austauschen", berichtet der Geschäftsführer. "Die Tourenplanung wird optimiert, wenn sich irgendwo etwas baulich verändert hat." So fahren SWK-Mitarbeiter die Strecken noch in der hellen Jahreszeit ab, um festzustellen, wo im Dunklen Probleme auftauchen können. Geräumt und gestreut wird nach Verkehrsaufkommen der Straßen Wenn es dann eines Tages soweit ist, dass Schnee und Eis Straßen und Bürgersteige in Rutschbahnen verwandeln könnten, gibt der Einsatzleiter das Startsignal. Ein Kollege alarmiert dann die SWK-Mitarbeiter und externe Dienstleister. Geräumt und gestreut wird nach einer von der Stadt festgelegten Hierarchie der Straßen, die sich an der Verkehrsbelastung bemisst. Hauptverkehrsstraßen und Straßen, die bei der Tour ohnehin am Wege liegen, sind zuerst und manchmal mehrfach an der Reihe, bevor es in die nächste Straßenkategorie geht.Straßenliste auf der Homepage der SWK Auf der Homepage der SWK ist unter den Stichworten Winterdienst und "Häufig gestellte Fragen" in einer Liste nachzulesen, welche Straßen Priorität haben, welche zweitrangig sind und wo die Anlieger selbst zur Schaufel greifen müssen. In der Innenstadt räumt die SWK auch Hauptverkehrsstraßen in Trägerschaft von Land und Kreis wie Mindener Straße und Engerstraße - außerhalb sind die eigenen Räumdienste der Straßenbaulastträger zuständig. Die SWK hat zwölf Fußtruppen, 18 Kleinschlepper und 17 Großfahrzeuge mit entsprechender Ausrüstung in Betrieb. Zählt man die fest eingeplanten privaten Subunternehmer mit, sind bei einem Volleinsatz 70 Leute unterwegs in Eis und Schnee. In diesem Jahr musste die SWK eigens die Werbetrommel rühren, um solche Subunternehmer mit ihren Fahrzeugen zu gewinnen. SWK ist auf Subunternehmer angewiesen Die Winter werden immer milder und Baufirmen oder Gartenbauer, die sonst froh waren über den Nebenjob, können oft in ihrer Branche durcharbeiten. Die SWK allein kann aber nicht dauerhaft die Kapazität für einen Winter vorhalten, wie er nur noch alle paar Jahre auftritt. Nach Problemen mit mit den Schneebergen des vergangenen Februars hat die SWK nachgebessert."Unser Einsatzleiter fährt nachts auch los, macht Bremsproben und testet, ob die Bürgersteige glatt sind", berichtet Daniel Kümper. "Wir haben erfahrene Leute mit einem hohen Maß an Verantwortung." So kann es sein, dass es in den Ortsteilen bei eisigem Wind glatt ist, in der City aber nicht.Dennoch ist nie auszuschließen, dass der SWK Bereiche mit Straßenglätte durchrutschen. Besonders heikle Punkte sind Brücken. Dafür gibt es eine eigene Brückentruppe. Eine weitere Task-Force kommt zum Einsatz, wenn unvorhergesehene Glätte an Stellen gemeldet wird, die nicht ohnehin an einer Tour liegen. Es kommt auch vor, dass die Polizei anruft und die SWK über glatte Fahrbahnen informiert.Der Salznachschub sollte gesichert sein. Sobald die 750 Tonnen, die in einer Halle auf dem Betriebshof eingelagert sind, zur Neige gehen, wird über einen von Straßen.NRW geführten Einkaufsverbund nachbestellt. Zuverlässigkeit und Qualität sind vertraglich festgelegt. Die SWK-Fahrzeuge verstreuen feuchtes Salz, dass sich besser auf dem Eis hält. Auf dem Betriebshof an der Goebenstraße rühren SWK-Mitarbeiter selbst in großen Tanks die Sole an. Die führen die Streufahrzeuge in eigenen Tanks mit. Beim Ausbringen des Salzes wird das mit der Sole angefeuchtet. Das Problem mit den Garageneinfahrten Autofahrer beschweren sich gelegentlich, wenn Straßen zur morgendlichen Hauptverkehrszeit trotz aller Bemühungen immer noch glatt sind. Manchmal muss die SWK auch mit der Klage leben, ausgerechnet dann den Schnee von der Fahrbahn auf die Seite zu räumen, wenn Hausbesitzer gerade Bürgersteig und Einfahrt freigeschippt haben. Das lässt sich nicht vermeiden, wirbt die SWK für Verständnis: "Die Touren wären zeitlich nicht zu schaffen und die Arbeit nicht bezahlbar, wenn die Fahrer die Einfahrten selbst wieder freischaufeln würden." Und wenn es ein milder Winter bleibt? Dann haben die SWK-Leute genug Arbeit - zum Beispiel in der Gehölzpflege.

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