Was einen Hiddenhauser Fußballer nach Afrika zieht

Herford/Hiddenhausen. Früher machte sich Pierre Schober in der Sportszene des Kreises Herford als Tennisspieler der TSG Herford und Fußballer des SV 06 Oetinghausen einen Namen. Demnächst gründet er vielleicht einen Frauenfußballverein in Kenia mit. Von der Oetinghauser Alm bis zu einem Sportplatz in Homa Bay/Kenia war es ein weiter Weg für den gebürtigen Lübecker, der in Herford ausgewachsen ist und sein privates Glück vor zweieinhalb Jahren mit Bellah Achieng Owino fand. Nach der Schule absolvierte Pierre Schober zunächst eine Lehre als Industriekaufmann bei Humana, heute Hipp, an der Bielefelder Straße. "Im reifen Alter von 28 Jahren habe ich mich dann entschlossen zu studieren", sagt Schober. Er zog nach Berlin, wo er sich an der an der Fachhochschule für Wirtschaft und Recht einschrieb. Stationen im Journalismus folgten, unter anderem absolvierte er im Jahr 2009 ein Praktikum in der NW-Lokalsportredaktion Herford. Schober arbeitete dann beim Fernsehsender N 24, in der Vermarktung des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, bei der Bild-Zeitung. Derzeit ist er Redakteur bei Magazinen der RSG-Group, einem international tätigen Fitness-Unternehmen (unter anderem McFit). Und seit 21 Jahren Mitglied beim SV Oetinghausen, wie er betont. Hals über Kopf verliebt Vor zweieinhalb Jahren traf Pierre Schober dann der Schlag. Er lernte eine junge Frau aus dem afrikanischen Kenia kennen, verliebte sich Hals über Kopf in sie. "Zunächst war die Liebe recht einseitig, aber irgendwann hat es auch sie erwischt", sagt er mit einem Lächeln. Seit Heiligabend 2021 sind Bellah und Pierre Schober ein Ehepaar.Geheiratet wurde in der Heimat der Ehefrau, in Kenia. "Am 22. Dezember bin ich dorthin geflogen, am 24. Dezember haben wir in der Hauptstadt Nairobi geheiratet, am 26. Dezember ging es wieder zurück. Die Entfernung zwischen den beiden Ländern spielt ebenso wenig eine Rolle wie der Altersunterschied", sagt der Ehemann. Schober ist 45 Jahre alt, seine Frau 28. Mittelfristig möchte Schober mit seiner Ehefrau in Kenia leben. Verständigen kann er sich dort bereits. Als Erbe der britischen Kolonialzeit ist Englisch neben Swahili die offizielle Amtssprache.In Kenia ist seine Ehefrau "bekannt wie ein bunter Hund", sagt Pierre Schober. Bellah Achieng Owino engagiert sich bereits seit vielen Jahren politisch in der Nachwuchs-Organisation der einstigen Regierungspartei KANU. 2014, im Alter von 21 Jahren, gründete sie ihre eigene Stiftung, die Bella Rafiki Foundation, die sich für ein besseres Leben für Mädchen, Frauen und Witwen einsetzt. Stiftung kümmert sich um Frauen und Mädchen "Das hängt mit Bellahs Familiengeschichte zusammen. Ihre Mutter wurde früh Witwe. Um sich vor einer Zwangsheirat zu schützen, die in Kenia nach wie vor weit verbreitet ist, ging sie ins Ausland. Bellah und ihre Geschwister wuchsen dann bei Verwandten auf", sagt Pierre Schober. Frauen für ihre Rechte zu sensibilisieren liegt der jungen Keniatin ebenso am Herzen wie die Erziehung der Mädchen. Bellah baute 2021 ihre erste eigene Bibliothek auf. Die Stiftung führt unter anderem Projekte durch wie Schulungen im richtigen Umgang mit Binden, Tampons oder Kondomen. Als er mit einem befreundeten kenianischen Sportjournalisten auf dem Weg zu einem Fußballturnier war, kam ihm die Idee, einen Fußballverein speziell für Frauen und Mädchen zu gründen. Der Plan ist mittlerweile kurz davor, in die Tat umgesetzt zu werden. Geplant sind vier Teams in unterschiedlichen Altersgruppen. "Uns geht es nicht um Punkte oder Meisterschaft. Es geht uns um den sozialen Zusammenhalt und darum, dass die Mädchen eine Möglichkeit bekommen, sich in ihrer Freizeit vernünftig zu beschäftigen. Perspektivisch kann ich mir aber schon vorstellen, dass wir mit der einen oder anderen Mannschaft am regulären Spielbetrieb teilnehmen", sagt Schober.Der Verein, der in Bellas Heimatstadt Homa Bay beheimatet sein wird, soll Berafo F.C. heißen. "Wir haben sogar schon einen Sportplatz, den wir erst einmal nutzen können. Aber es ist natürlich alles noch sehr, sehr klein. Es fehlt uns noch an allem - an Dingen wie Trikots, Bällen oder Fußballschuhen", sagt Pierre Schober, der, wie er sagt, "großen Respekt vor den Menschen dort hat. Sie arbeiten sehr hart, gerade auch die Frauen und Mädchen. Meine Frau möchte ihnen zu einem besseren Leben verhelfen". Der Ehemann hat einen Traum Schober träumt von einer Unterstützung durch eine nicht nur im Kreis Herford bestens bekannte Fußballerin. "Ich habe einen sehr guten Freund, der beim VfL Wolfsburg arbeitet. Vielleicht bekomme ich durch ihn einen Kontakt zu Lena Goeßling", sagt Schober. Die 106-fache Nationalspielerin, die in Löhne aufwuchs und einst beim SV Sundern die ersten fußballerischen Schritte unternahm, holte mit dem VfL unter anderem sechs Deutsche Meisterschaften und zwei Champions-League-Titel. "Eine solche Weltklassespielerin einmal zu einem Training nach Kenia zu holen, wäre tatsächlich ein Traum", sagt Pierre Schober.

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