Mehr Bewohner: Herford wächst und wächst

Herford. "Als ich in Herford angetreten bin, hatte die Stadt rund 64.000 Einwohner, jetzt sind es rund 67.000 und im Jahr 2040 könnten es schon über 74.000 sein", freut sich Bürgermeister Tim Kähler über einen anhaltenden Trend. Der Stadt liegt jetzt eine Vorausberechnung der Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2040 vor, die auch für einen nicht so langen Zeitraum sehr unterschiedliche Prognosen für die Ortsteile ausweist.Voraussetzung für das Wachstum auf diesem Niveau ist nach Kählers Überzeugung eine Wohnungsbaupolitik, die sowohl die Bedürfnisse älterer Leute als auch junger Familien berücksichtige. So könne Herford auch eine junge Stadt bleiben. Das Gutachten wird am 24. Januar zuerst im Jugendhilfeausschuss diskutiert. Bürgermeister Kähler, Sozialdezernent Patrick Puls und Sozialplaner Norman Dürkop stellten es vorab der Presse vor. Bedeutung der 30- bis 40-Jährigen "Wir müssen die Chancen der Wohnungsbaupolitik ergreifen und können die demografische Entwicklung positiv gestalten", sagt Kähler. Wichtig für die Stadt sei insbesondere der Zuwachs bei 30 bis 45-Jährigen, die als Fachkräfte gesucht würden und die Familien gründen. Diese Familien würden die Geschäftswelt, Kitas und Schulen beleben. Ein Kernpunkt sei die schon gestartete Entwicklung des Stiftbergs für Wohnbebauung auf dem Gelände der früheren Hammersmithkaserne. Auch hier kommt es auf das Wie an - mit dem Bau von Einfamilienhäusern finden weniger Menschen Wohnraum als mit Mehrparteienhäusern. Kähler schätzt, dass hier in 400 Wohneinheiten rund 1.000 Menschen leben könnten. Auch ökologisch scheint es sinnvoll zu sein, Wohnbebauung mehr zu verdichten. Im Quartier alt werden Wichtig sei auch, gute, barrierearme Wohnungen für Ältere zu schaffen, die sich dann entschließen könnten, ihre für sie zu großen Wohnungen oder Häuser zu verkaufen. "75 Prozent der Menschen wollen in ihrem Quartier alt werden", weiß Kähler aus Umfragen. "Das sollen sie auch können."Hauptschule Elverdissen Als weiteres Beispiel nennt Kähler die Entwicklung des Quartiers um die frühere Hauptschule Elverdissen. Hier hatte es 2020 schon Anläufe für eine innovative Planung für generationenübergreifendes Wohnen mit Bürgerdialog gegeben, die aber offenbar coronabedingt seit geraumer Zeit ruht. Kähler nennt es wichtig, bezahlbare "Formate" für die Menschen zu finden. Er sei aber kein Freund vom Mietendeckel und einer Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus. Städte wie Wien zeigten, dass es auch ohne gehe. Dort gebe es guten Wohnraum für den normalen Geldbeutel. Ein Problem sei in Herford, dass der Wohnungsmarkt "massiv anzieht" und sich Leute mit mittlerem Einkommen nicht mehr die Wohnungen leisten können, wie es einmal war, und nun finanzschwächere Einwohner aus den günstigeren Quartieren verdrängen. Kita-Bedarf Nach Angaben des Sozialdezernenten Patrick Puls werden die ortsteilscharfen Bevölkerungszahlen für die verschiedenen Fachplanungen gebraucht wie Kita- und Spielplatz-Bedarfsplanung einerseits und Schaffung sozialer Infrastruktur für Ältere andererseits. Vier Berechnungsvarianten Für die Stadt hat das Büro "Schulten Stadt- und Raumentwicklung" die Berechnungen in vier Varianten vorgenommen. Die Trendvariante schreibt die Zahlen aufgrund von Zu- und Wegzügen, Umzügen, Geburten und Sterbefällen aus den Jahren 2017 bis 2020 fort. Die Basisvariante geht davon aus, dass keine weitere Wohnbauentwicklung stattfindet. Die Baulandvariante 2027 berechnet geplante Wohnbauvorhaben wie auf dem Stiftberg mit ein. Da spätere Baulandentwicklungen nicht absehbar sind, kommt es in dieser Variante zu einem Stillstand der Bevölkerungsentwicklung. Die Baulandvariante 2027+ schreibt die Wohnbaulandentwicklung fort bis 2040 unter der Annahme, das stadtweit weiter so viel gebaut wird, wie bisher. Es ist die im Ergebnis wahrscheinlichste Variante, allerdings nicht ortsteilbezogen. Denn wenn in einem Ortsteil einige Jahre lang viel gebaut wird, geht das nur so lange, bis das Baugebiet voll ist. Irgendwann werden dann die Kinder flügge und ziehen fort.So landet Herford nur in der Baulandvariante 2027+ mit angenommenen 100 zusätzlichen Wohneinheiten pro Jahr bei knapp 75.000 Einwohnern bis 2040. In der Basisvariante bleibt es bei 68.000, in der Baulandvariante 2027 bei 71.000 und in der Trendvariante bei 69.800. Babyboomer Aktuell stellen auf die ganze Stadt bezogen derzeit die 45- bis 65-Jährigen knapp ein Drittel der Einwohnerschaft. Man folgert daraus, dass insbesondere die Zahl der 65- bis 85-jährigen aus den Babyboomerjahren deutlich zunehmen wird. Angesichts der geplanten Wohnbauentwicklung geht man aber auch davon aus, dass es zu einem Zuwachs von Familien mit Kindern kommen wird: Altersklassen 30 bis U 40 und U 18.Wachstum in Ortsteilen Für die an Ortsteile angelehnten Berechnungszonen ergeben sich in der sogenannten Baulandvariante, die Bebauungen nach 2027 nicht mitkalkuliert, Unterschiede wie folgt: Das Zentrum wächst bis 2040 stark um 532 Bewohner, Engerstraße / Kleines Feld stark um 827 Bewohner, Eimterstraße / Falkendiek um 262 Einwohner, Nordstadt / Schwarzenmoor um 566 Einwohner, Im großen Vorwerk / Stiftberg um beachtliche 1.125 Einwohner, Friedenstal um 602 Einwohner, Kirschgarten / Sennenbusch nur um 17 Einwohner, Diebrock / Eickum / Herringhausen nur um 54 Einwohner und Elverdissen / Laar / Stedefreund um 246 Einwohner. Unter dem Strich wachsen insbesondere die innerstädtischen Lagen. Neue, noch nicht geplante Baugebiete können die Entwicklung in den Ortsteilen natürlich verändern - auch im Hinblick auf die Altersstruktur.

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