Ein Abschied mit zu viel Getöse

Herford. Nachdem Jan Miller, einer der Geschäftsführers der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEH), angekündigt hat, Herford zum 1. Februar zu verlassen, ist inzwischen klar: Auch der zweite Geschäftsführer Norbert Landshut verlässt das städtische Unternehmen. Die Stadt hatte ihm, wie berichtet, die Auflösung seines Vertrages angeboten. Offizielle Stellungnahmen sind zu dem Weggang Landshuts nicht zu bekommen, vor allem auch nicht zu den Bedingungen, unter denen er geht. Landshut selbst äußert sich dazu nicht, bestätigt aber seinen Weggang zum Jahreswechsel. Einziger Kommentar von Bürgermeister Tim Kähler: &bdquo;Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, eine gute Lösung zu finden.“Gute Leute für die Entwicklung großer Flächen sind in diesen Zeiten schwer zu findenWie die aussehen könnte, bleibt unklar. Denn gute Leute für die Entwicklung großer Flächen sind in diesen Zeiten schwer zu bekommen. Im Grunde bleiben aber sowieso nur zwei Optionen: Entweder gibt es einen geeigneten Mann oder eine geeignete Frau in den eigenen Reihen, der oder die aufrückt. Oder die Stadt findet jemanden auf dem freien Markt.Seit Tim Kähler Bürgermeister ist, dürfte Herford immerhin den Ruf genießen, dass sich in der Stadt viel bewegen lässt. Und wer sich in seiner Führungsaufgabe als kompetent erweist, für den kann Herford Ausgangspunkt für größere Herausforderungen sein. Ein Beispiel ist Jan Miller: Er wird in den Raum Bremen gehen und sich Vernehmen nach deutlich verbessern.Marta-Direktor Roland Nachtigäller, ein anderes Beispiel, wechselt an einen Kulturort mit internationalem Renommee. Er übernimmt die Geschäftsführung der Stiftung Insel Hombroich und damit die Verantwortung für die Weiterentwicklung des rund 64 Hektar großen Gesamtkomplexes. Das ist ebenfalls eine Riesen-Chance. Überraschende Forderungen nach mehr Geld waren Landshuts Genickbruch Ob sich eine solche Chance auch Landshut bietet, bleibt abzuwarten. Ihm hatte die Stadt schon vor Jahren Mit-Geschäftsführer Jan Miller zur Seite gestellt, weil man ihn für überfordert hielt. Zuletzt hatte es Kritik an ihm gegeben, weil er die Gremien angeblich nur unzureichend informierte, und – schlimmer noch – immer wieder für alle überraschend mehr Geld nachforderte. Würde das bei der Entwicklung des nördlich der Vlothoer Straße gelegenen Geländes passieren, wäre das fatal. Geschätzte 400 bis 500 Millionen Euro werden dorthin fließen, für Wohnbebauung, Geschäfte und Grünflächen. Auch auf dem Bildungscampus sind noch viele Investitionen geplant, für ein Parkhaus, für noch leer stehende Gebäude, für Neubauten. Ein kleine Abweichung von der Kalkulation könnte da fatale Folgen haben. Ein Risiko, dass Bürgermeister und Stadtrat nicht eingehen konnten.In Fällen, in denen Gesellschafter und Geschäftsführung nicht harmonieren, sucht sich die Geschäftsführung in der Regel etwas Neues, sie wartet nicht, wie Landshut, bis sie dazu aufgefordert wird. Umgekehrt löst sich der Gesellschafter üblicherweise ohne großes Getöse von seinem Geschäftsführer. Die harsche Kritik der CDU an der SEH-Führung, die Landshut verursacht hat und Miller abbekam, passt dazu nicht. Auch dann nicht, wenn sie in nicht öffentlicher Sitzung geäußert wurde.Ihre großen Chancen auf dem Stiftberg sollte sich die Stadt nicht kaputtreden Die Politiker müssen aufpassen, dass sie die Chancen nicht kaputtreden, die sich Herford auf dem Stiftberg bieten. Denn dort läuft es richtig gut. Der Bildungscampus entwickelt sich zu einem trendigen Standort. Und die Rahmenplanung für das Hammersmith-Areal ist ein ganz großer Wurf. Wenn sie ungefähr so realisiert wird, dann werden dort in Zukunft Hunderte von Menschen sehr gern leben. Menschen, die für Umsätze in den Geschäften und Leben auf dem Stiftberg sorgen. Wer da die Stadtentwicklungsgesellschaft – statt sie mit weitreichender Eigenständigkeit auszustatten – zu einer Betreibergesellschaft machen will, ein Vorschlag aus den Reihen der Politiker, der hat nicht verstanden, um was es geht. Angesichts des großen Interesses auch von Investoren an den Entwicklungen auf dem Stiftberg kann doch keiner ernsthaft auf die Idee kommen, das Rad anzuhalten.Oder um es anders auszudrücken: Die Tür steht jetzt weit offen. Es wäre gut für die Stadt, die Politiker gingen einig und geschlossen hindurch.

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