Sechste Klasse in Quarantäne: Vater kritisiert das Hin und Her der Politik

Herford. Es kam Schlag auf Schlag. Eine Mail nach der anderen erreichte die Familien einer sechsten Klasse. Der Tenor war überall derselbe: corona-positiv. Da es sich nicht um einen Einzelfall handelte, schickte das Gesundheitsamt des Kreises Herford nicht nur die betroffenen Kinder in Quarantäne. Ebenso wurden die direkten Kontaktpersonen in häusliche Isolation geschickt, teilt Pressesprecherin Petra Scholz auf NW-Nachfrage mit. Doch auch die restlichen Klassenkameraden sind betroffen. Für die ganze Klasse des Königin-Mathilde-Gymnasiums gilt wieder Online-Unterricht. Zum Leidtragen vieler Familien, berichtet ein Vater. Positiv auf Corona getestet sind insgesamt sechs Schülerinnen und Schüler. Laut dem Vater, der namentlich nicht genannt werden möchte, gehe es den Kindern "überwiegend gut". Dennoch heißt es für die direkt betroffenen und deren Kontaktpersonen häusliche Isolation - oftmals nicht die erste. Auch sein Sohn ist einer von ihnen (Name von der Redaktion geändert). Und mit ihm sein Bruder, der allerdings eine ganz andere Schule besucht. Das zeige allein schon das Ausmaß, so die Familie. Warum ist die Maskenpflicht gefallen? Den beiden Jungs gehe es gesundheitlich gut, sagt der Vater, doch mit der Quarantäne kommen wieder all die corona-bedingten Alltagsprobleme auf die Familie zu. Zurück in den Distanzunterricht. Wer bleibt zu Hause und betreut die Kinder? Wie lässt sich der selbstständig geführte Betrieb aufrecht erhalten? "Es hätte anders laufen können", sagt der Vater. Er kritisiert mit dieser Aussage nicht die Schule, sondern das Bildungssystem in Deutschland. Erst vor einem Monat hat das Land NRW die Maskenpflicht in den Schulen aufgehoben. Warum NRW diesen Schritt gegangen ist, das fragten sich damals schon viele Schüler, Lehrer und Eltern. Denn auch vor vier Wochen sind die Inzidenzwerte schon in die Höhe geschossen. Für viele Schüler war es daher klar: Die Maske bleibt auf. Zu groß war die Angst einer Infektion. Doch es galt die Freiwilligkeit. Diese scheint hochgradig riskant gewesen zu sein, wie dieser aktuelle Fall jetzt deutlich macht. "Die Situation ist nicht mehr unter Kontrolle" Es kam, wie es kommen musste, sagt der Vater am Telefon. "Die Situation ist nicht mehr unter Kontrolle. Eine bessere Schulpolitik hätte das verhindern müssen." Er versteht das Hin und Her der Politik nicht. All das gehe wieder zu Lasten der Familien. Die Konsequenzen seien auch gesundheitlich zu spüren: "Auch Eltern sind teilweise schon infiziert." Damit die Kinder nicht zu viel Stoff verlieren, hat die ganze Klasse wieder Distanzunterricht, teilt die Schulleiterin Nadine Höner mit. Ob für einen Großteil der Schüler am Montag wieder der Unterricht im Klassenraum stattfinden kann, steht noch aus. Die vom Gesundheitsamt verhängte Quarantäne für die Kontaktpersonen gelte bis einschließlich Freitag, 3. Dezember. "Dann dürfen sie sich freitesten", sagt Höner. Das bestätigt auch Petra Scholz vom Kreis Herford: "Die Kontaktpersonen werden nach dem fünften Tag wieder – nach Test und falls symptomfrei – in die Schule gehen können." Derweil hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Landtag wieder schärfere Corona-Maßnahmen beschlossen. Seit Donnerstag ist die Maskenpflicht in den Schulen zurück. Viel zu spät, sagt der Vater. Begrüßt die Leiterin des Königin-Mathilde-Gymnasiums diesen Schritt? "Begrüßen ist das falsche Wort, aber ich finde es richtig und wichtig", sagt Höner. Schließlich gehe es um einen Infektionsschutz "und wenn die Maske dabei hilft", gehöre diese aufgesetzt. Auch, schränkt die Leiterin ein, wenn aus pädagogischer Sicht die Mund-Nase-Bedeckung nicht hilfreich ist. Höner: "Gerade bei Fremdsprachen ist sie eine Beeinträchtigung." Aber der Schutz gehe vor.

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