Stadt hat Interesse am Crüwellhaus

Herford. Seit das Gerüst der Restauratoren verschwunden ist, zeigt sich das historisch bedeutsame Crüwellhaus an der Höckerstraße 4 links neben der Buchhandlung Otto wieder in der Schönheit früherer Jahrhunderte. Das lässt sich jedenfalls vom oberen Teil der denkmalgeschützten Fassade sagen. So trifft dank Bundesförderung für eine Sanierung die Inschrift auf der Bronzetafel an der Fassade wieder zu: "Der spätgotische Stufengiebel gehört zu den schönsten in Westfalen." Allerdings: Der Blick aufmerksamer Passanten geht auch in leere Schaufenster, in denen seit einigen Tagen das Plakat mit der Aufschrift "Zu verkaufen" eines Maklerbüros klebt. Der Laden steht seit über fünf Jahren leer, seit das Modegeschäft "Elfriede" nach 20 Jahren im April 2016 geschlossen wurde. Auch die Stadt hat Interesse an dem auch "Bürgermeisterhaus" genannten Gebäude angemeldet, doch so schnell wird sich wohl nichts tun. Gespräch mit der Erbengemeinschaft "Unsere Wirtschaftsförderung ist dran. Wir hatten ein Gespräch im Rathaus mit der Erbengemeinschaft und haben das Angebot gemacht, ein gemeinsames, unabhängiges Gutachten zur Wertermittlung zu finanzieren", sagt Bürgermeister Tim Kähler auf Nachfrage. Ihm geht es darum, den Verfall des Hauses hinter der Fassade und den Leerstand an prominenter Stelle zu beenden. "Wenn sich ein privater Dritter findet, der das Haus kauft und saniert, bin ich auch froh", meint Kähler. "Das Haus ist aktuell nicht in einem Zustand, dass wieder ein Laden eröffnet werden könnte", sagt Wirtschaftsförderin Lisa Kunert. Dazu hat offenbar auch ein Wasserschaden beigetragen. "Auch wegen des Brandschutzes sind wir vom Schritt zu einer Nutzung noch weit entfernt", meint sie. Zur Sanierung des Gebäudes sei die Nutzung verschiedener Förderprogramme denkbar. Auch Kunert bestätigt, dass vor einer Entscheidung der Stadt, das Haus zu kaufen, erst ein Gutachter kalkulieren müsse, welche Kosten für eine Sanierung zur Nutzung des Gebäudes entstehen könnten. Kunert ist froh, dass die Eigentümergemeinschaft einen Immobilienmakler eingeschaltet hat, denn offenbar ist ihnen ein von der Stadt vorgeschlagener Gutachter nicht geheuer. Die Wirtschaftsförderin ist aber überzeugt, dass staatlich anerkannte Gutachter immer zu ähnlichen Ergebnissen kommen werden. Wertermittlung als Basis weiterer Diskussion Frank Haseloh von Immobilien Nagel in Bad Oeynhausen handelt nun im Auftrag der Erbengemeinschaft. Ein Exposé für das Objekt hat er noch nicht ins Netz gestellt. Es kann sogar sein, dass er die Plakate aus dem Schaufenster zunächst wieder entfernt. Die Schwierigkeit sei, dass sich die Eigentümer noch nicht einig seien. "Wir versuchen zunächst den Wert zu ermitteln", sagt Haseloh. "Das ist die Basis einer weiteren Diskussion." Ein erster von ihm vorgeschlagener Gutachter, der das Objekt besichtigt habe, sei nicht akzeptiert worden. Dem Profi scheint ein Verkauf an die Stadt offenbar sinnvoll, ihm ist aber klar: "Die Stadt wird nur kaufen zu einem Preis, der passt." Die Nutzung des Gebäudes sei "herausfordernd", doch die Stadt habe ein passendes Konzept. Wie das aussehen könnte, war aktuell nicht zu erfahren. Haseloh glaubt, dass es mit einem Verkauf "noch eine Zeitlang" dauern könne. Stiefel abgeben im Nikolausbüro Der Laden wird trotz Allem sinnvoll genutzt: als Nikolausbüro. Der verkaufsoffene Sonntag am 5. Dezember steht unter dem Motto &bdquo;Herford stellt die Stiefel raus". Kinder bis 14 Jahre können ihre Nikolausstiefel noch am Montag, 29. November, im Nikolausbüro abgeben. Zum Nikolaus-Shopping-Wochenende am 4. und 5. Dezember können sie ihre von den Einzelhändlern befüllten Stiefel in den teilnehmenden Geschäften abholen. Das Bürgermeisterhaus Das Gebäude mit seinem spätgotischen Treppengiebel mit durchbrochenen Maßwerkkanten wurde 1538 errichtet für den Neustädter Bürgermeister Heinrich Crüwell (1510 - 1573). Im Erdgeschoss sollen sogar Ratssitzungen stattgefunden haben, bis das Rathaus am Neuen Markt erbaut wurde. Über Jahrzehnte glaubte man fälschlich, es sei das Geburtshaus des Barockbaumeisters Daniel Pöppelmann gewesen.

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